Seltene Apfel-Sorten
Apfel-Exoten bei Kartierung der Streuobstwiesen im Landkreis gefunden

Wolfgang Subal stellt Ergebnisse vor – Appell für Erhalt alter Sorten

01.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:47 Uhr |
Norbert Herler

Seit 2016 gibt es das Projekt „ObstWiesenVielfalt“ im Landkreis Roth zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken. Vor zwei Jahren wurde das Projekt auf die Gemeinden Georgensgmünd und Röttenbach ausgeweitet. Zusammen mit Heideck, Thalmässing und Spalt (im Bild eine Streuobstwiese bei Großweingarten) sind nun fünf Gemeinden dabei. Foto: Landschaftspflegeverband Mittelfranken

Sie sind nichts weniger als ein immaterielles Weltkulturerbe – unsere heimischen Streuobstwiesen. Grund genug für den Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege im Landkreis Roth, Johannes Schneider, dieses Thema in den Fokus des Weiterbildungstages für Gartenpfleger in Georgensgmünd zu stellen. Hauptreferent war dabei Wolfgang Subal, der im Rahmen des 2016 gestarteten Projektes „ObstWiesenVielfalt“ auf ausgewählten Streuobstwiesen in den Gemeinden Heideck, Thalmässing und Spalt eine Obstbaumkartierung durchgeführt hat und nun erstmals seine Ergebnisse einem größeren Publikum vorstellte.

„Die Zeit um 1900 können wir als das goldene Zeitalter des Obstanbaus in Deutschland bezeichnen“, so der Diplombiologe aus Heidenheim. Doch bereits mit der Einführung der Reichsobstsorten während des Dritten Reiches, habe eine Reduzierung der Vielfalt eingesetzt. „Heute spielt heimisches Obst in den Verbrauchermärkten kaum noch eine Rolle. Fünf bis maximal zehn verschiedene Sorten werden nach Deutschland eingeführt, sehr viele aus Südtirol.“ Dagegen müsse verstärkt angegangen werden, denn erst eine Sortenvielfalt ermögliche bei sich zuspitzenden Umweltveränderungen den Erhalt einer Art.

Auf 600 untersuchte Bäume kommen nur 81 Sorten

Insgesamt untersuchte Subal 600 Obstbäume, 90 Prozent davon Apfelbäume, der Rest Birnbäume. Unter diesen seien 64 verschiedene Apfelsorten und 17 verschiedene Birnensorten gewesen, die er hatte bestimmen können. „Standardsorten dominieren also. Umso interessanter sind deshalb die seltenen Sorten, die ich finden konnte.“ Eine davon war zum Beispiel der „Geflammte Kardinal“, von dem Subal nur vier Altbäume finden konnte, drei bei Eysölden, einer bei Heideck. Höchst interessant sei auch der „Weiße Wintertaffet-apfel“, der nur noch zweimal bei Eysölden vorhanden ist. Nur einmal fand der Pomologe die „Gräfin von Paris“. Es ist die einzige Birnensorte, bei der eine breitkronige Wuchsform zu finden ist. Auch „Napoleons Butterbirne“, von Subal ebenfalls nur einmal entdeckt, fristet ein trauriges Schicksal: obwohl schmackhaft und robust, ist auch diese Obstbaumsorte schon lange nicht mehr in Baumschulen erhältlich.

Vorschlag zur Einrichtung eines Obstmuseums

Sein Plädoyer: „Wir müssen alte Obstsorten erhalten, weil es einen Verlust einer jahrhundertealten Selektion bedeuten würde, ein Verlust an unersetzlichen pflanzengenetischen Werten, ein Verlust an landeskultureller Identität!“ Subal mahnte an, nicht nur Pflanzungen von aktuellen Sorten vorzunehmen, sondern im Landkreis ganz gezielt alte Sorten nachzuzüchten und vielleicht auch so etwas wie ein Obstmuseum ins Leben zu rufen.

Ein weiterer Vortrag des Fortbildungstages beschäftigte sich mit dem neuen bayerischen Streuobstpakt, der im Rahmen des erfolgreichen Volksbegehrens „Rettet die Biene“ geschaffen wurde. Hier stellte Matthias Busch, Streuobstkoordinator bei der Regierung Mittelfranken, Fördermöglichkeiten für bestehende und neu anzulegende Streuobstwiesen vor.

Sehr interessant war auch das Kurzreferat von Klaus Bäuerlein vom LBV, der für das Aufstellen von Nistkästen in Streuobstwiesen insbesondere für Wendehals, Wiedehopf und Steinkauz warb. Einen schönen Abschluss des Tages bildete der Reisebericht von Manfred Herian. Der ehemalige Kreisfachberater aus dem Landkreis Dillingen hatte zweimal Kirgisistan besucht, die Wiege der heute in Europa heimischen Apfelbaumsorten.

HK



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