Thalmässing
Angst vor dem Hochwasser: Ausbau der Straße an der Europabrücke steht an

08.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:28 Uhr

Vollgelaufen mit Wasser ist der Bereich um die Thalach an der Europabrücke nach den starken Regenfällen im Juli 2021. Foto: Hedwig/Arciv

Von Andrea Karch

Thalmässing – Irgendwo muss das Wasser ja hin. Und wie viel Wasser kommen kann, weiß man spätestens seit dem Hochwasser im Juli vergangenen Jahres. Mit der Frage, ob Hochwasser der Thalach lieber Wiesen entlang des Bachs fluten soll oder dank einer größeren Europabrücke schneller Richtung Greding abfließen soll, musste sich deshalb der Marktrat in seiner jüngsten Sitzung beschäftigen. Denn sie muss geklärt werden, bevor der Ausbau der Straße von der Kreisstraße nach Stetten zur Staatsstraße nach Alfershausen in Angriff genommen werden kann.

Und der Ausbau dieser auch als Ortsumgehung dienenden Straße steht auf der Prioritätenliste der Kommune auf Platz zwei.Während des Ausbaus der Dorner-Kreuzung diente sie als wichtige Umfahrung des Ortes, jetzt ist die Straße selbst an der Reihe. Und vor allem die Brücke. Deren Tragkraft sei laut Planer Manfred Klos vom gleichnamigen Ingenieurbüro nicht mehr feststellbar, „7,5 Tonnen wird vernutet“. Da die Regierung diese Straße inzwischen als „verkehrswichtig“ eingestuft hat, gibt es für ihren Ausbau auch Fördergelder. Der notwendige Grunderwerb sei gesichert, erklärte Klos. Und auch mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Wasserwirtschaftsamt seien schon viele Fragen abgeklärt worden.

Straße wird aufsechs Meter verbreitert

Der Knotenpunkt an der Staatsstraße mit beidseitiger Abbiegespur sei bereits gut ausgebaut. Ursprünglich wollten die Planer die Straße begradigen, können das wegen des dann nötigen größeren Eingriffs in biotopkartierte Heckenbestände aber nicht im gewünschten Maße tun. Aus diesem Grund wird auch auf einen Geh- und Radweg verzichtet. Ersatz für die Hecken, die an einer Stelle gerodet werden müssen, wird an anderer Stelle wieder gepflanzt.

Die Straße soll auf sechs Meter verbreitert werden, zwei Bankette mit je 1,50 Breite erhalten und leicht geschwungen verlaufen. Dafür muss auch der vorhandene Radweg ein wenig verschwenkt werden. Da eine Knotenpunktzählung 350 Abbieger von der Kreisstraße ergeben hat – und das bei nicht ausgebautem Zustand – übernimmt der Landkreis für den Knotenpunkt, der hier errichtet wird, die Kosten. Die Brücke erhält eine sieben Meter breite Fahrbahn und beidseitig je zwei Meter breite Schrammborde mit einer Schutzplanke. Damit können auch die Wanderer auf den Wanderwegen 1 und 8 und dem Jakobsweg die Brücke gefahrlos nutzen, wie Manfred Klos auf eine Frage von Heiko Lesch (TL) antwortete. „Ein zweiter Talübergang ist immer gut für einen Ort“, unterstrich Klos und war sich sicher, dass diese Umfahrung nach dem Ausbau eine Entlastung für den Ort bringen werde.

Als einziger Talübergangnicht hochwasserfrei

Während der Ausbau der Straße selbst wenig Diskussionsstoff lieferte, warf der wasserwirtschaftliche Teil eine Reihe von Fragen auf. Bisher ist dieser Talübergang der einzige von Laibstadt bis Aue, der nicht hochwasserfrei ist. Mehrmals im Jahr ist die Straße überflutet und muss gesperrt werden. Die Regierung von Mittelfranken plädiert nun für einen Ausbau, der die Straße ganzjährig befahrbar macht, gerade vor dem Hintergrund, dass solche starken Regenfälle immer öfter und heftiger werden.

Bisher nimmt eine Flutmulde das Wasser auf, weil die Straße beidseitig der Brücke in einer Talsohle liegt. Nach Gesprächen mit dem Wasserwirtschaftsamt stellte Manfred Klos drei Varianten vor. Variante eins lässt alles so wie es ist, die Brücke wird nicht vergrößert und ist damit bei Hochwasser nicht befahrbar. „Aus meiner Sicht ist das kein zeitgemäßer Straßenbau.“ Nicht zukunftsweisend ist nach Ansicht des Planers auch Variante zwei. Auch sie belässt es bei einer Brückenbreite von fünf Metern, hebt aber die Straße mit Hilfe von Dämmen um 1,50 Meter an. „Das schützt die bebaute Ortslage, staut aber die oberliegenden Felder noch mehr auf.“ Für die Variante drei haben sich alle beteiligten Behörden ausgesprochen. Sie sieht ebenfalls einen 1,50 Meter hohen Damm vor und eine Verbreiterung der Brücke auf zehn bis zwölf Meter. Damit passe mehr Wasser durch die Brückenöffnung und es könne nicht seitwärts abfließen. Bevor man sich für diese Variante entscheide, müsse aber noch eine dreidimensionale Wasserspiegelsimulation durchgeführt werden. Damit will man feststellen, ob diese breitere Brücke schädliche Auswirkungen auf die Unterlieger habe. Da die Brücke einen Meter höher werden würde, werde die Situation im Ort nicht schlechter. Davon zeigte sich stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf (CSU) überzeugt.

Befürchtungen, dass Flutnoch schneller kommt

Skeptischer ist da Claus Lederer (TL), der mit Blick auf das Hochwasser im Juli 2021 befürchtet, dass das Wasser aufgrund der breiteren Brücke viel schneller in den Ort schießen werde. Diese Befürchtung versuchte Manfred Klos zu entkräften. Das Wasser werde zwar schneller, aber nicht mehr. Noch mehr Wasser wäre auch schlecht, denn Lederer erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr unter der Brücke in der Stettener Straße nur noch 30 Zentimeter Platz gewesen sei. „Wenn die Berechnung ergibt, dass die Hochwassersituation durch die Änderung in Thalmässing schlechter werde, brauchen wir eine andere Lösung“, so Kreichauf.

Diese Befürchtung hat der Planer nicht, denn das Wasser könne im Ort schnell abfließen, weil die Thalach Richtung Eckmannshofen viel breiter ausgebaut sei. Ideal wäre es, so Kreichauf, wenn das Hochwasser unterhalb mit der Geschwindigkeit ankomme wie bisher und der Rückstau oberhalb nicht größer werde. Ob diese Bedingungen nach einer Verbreiterung der Brücke eingehalten werden können, wird die Berechnung zeigen. Wenn die positiv ausfällt, können die nächsten Schritte zur Realisierung der Variante 3 eingeleitet werden. Dagegen stimmte nur Claus Lederer.

HK