Geisenfeld
Zum Abschied eine „Tour de Geisenfeld“

Klement Kreitmeier blickt auf seine 45 Jahre bei der Polizei zurück – „Kleine“ Verwechslung am Heideweiher

25.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:22 Uhr

Winkende Kollegen, jubelnde Fans und die Rückendeckung seines Nachfolgers Stefan Wallner (von rechts) begleiteten den scheidenden Polizeiinspektionschef Klement Kreitmeier bei seiner abschließenden „Tour de Geisenfeld“. Foto: Zurek

Geisenfeld – Nach der formellen Feierstunde vom Mittwoch hat es am Freitagmorgen noch eine inoffizielle Verabschiedung des Geisenfelder Polizeichefs Klement Kreitmeier in den Ruhestand gegeben. Im Kreis der Kollegen, zu denen sich neben seinem Stellvertreter Reiner Lindner auch viele frühere Weggefährten, Kollegen und Dienststellenleiter eingefunden hatten, hielt das Team der Polizeiinspektion Geisenfeld ein besonderes Geschenk zum letzten Arbeitstag parat: Der Ex-Chef durfte vom Busbahnhof ausgehend eine „Ehrenrunde“ durch die Stadt drehen – nicht im Polizeiauto, nein. Dem passionierten Radler wurde dafür augenzwinkernd ein schon etwas ramponiertes Tandem („ein Garagenfund“) bereitgestellt. Rückendeckung gab ihm dabei sein Nachfolger Stefan Wallner, der kräftig in die Pedale trat. Am Ende der „Tour de Geisenfeld“ wurde das Duo mit blinkendem Blaulicht von Spalier stehenden Kollegen im Hof der Dienststelle unter fröhlichem Jubel empfangen. Selbst die benachbarte Feuerwehr beklatschte aus luftiger Höhe (von der Kanzel der Rettungsleiter aus) das Geschehen, dem ein gemütliches Beisammensein mit Mittagessen nebst Dankesreden folgte. Kreitmeier zeigte sich vom ebenso humorigen wie herzlichen Abschied, der ihm „alle Tage eine Überraschung“ beschert habe, gerührt.

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Ausgebildet im Handgranatenbogenwurf



Von Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld – „Am besten ist wohl die Story vom Junggesellinnenabschied“, sagt Klement Kreitmeier und grinst. Wer, wie er, 45 Jahre bei der Polizei war und davon 20 Jahre in verantwortlicher Position, der hat viel erlebt. Tragisches, Erschütterndes, aber eben auch Lustiges. Nach seiner Verabschiedung am Mittwoch hatte der Geisenfelder Polizeichef am Freitag seinen letzten Tag in der hiesigen Dienststelle, und hier hatten seine bisherigen Kollegen für ihn nochmals eine besondere Überraschung parat. Wer könnte dem neuen Inspektionsleiter Stefan Wallner das Umfeld der neuen Dienststelle besser zeigen als sein Vorgänger, dachten sich Kreitmeiers bisherige Kollegen. Und deshalb setzten sie am Freitagvormittag den alten und den neuen Polizeichef gemeinsam auf ein Tandem (siehe Kasten).

„Von den Kollegen herzlich aufgenommen“ worden war Klement Kreitmeier, wie er im Rückblick erzählt, auch als er im Oktober 2016 hier neuer Dienststellenleiter wurde. „Mein Vorteil damals war es, dass ich sehr viele der Beamten hier schon kannte.“ Und zwar aus seiner im Nebenamt bekleideten Funktion als Einsatztrainer, der die Polizisten unter anderem in der Selbstverteidigung und im Umgang mit der Waffe unterrichtete. Kreitmeier selbst musste in seinen 45 Jahren bei der Polizei nie von der Waffe Gebrauch machen – „wofür ich sehr dankbar bin“.

Froh ist der Zucheringer, der ursprünglich aus Manching stammt, auch darüber, dass die Polizeiausbildung heute „wesentlich zielgerichteter und weniger militärisch“ ist als in seinen eigenen Anfangsjahren. „1978 mussten wir doch tatsächlich aus einem Erdloch heraus den so genannten Handgranatenbogenwurf üben − heutzutage völlig undenkbar.“

Gut erinnert sich der heute 61-Jährige auch noch an seine erste Stelle als Streifenbeamter bei der Polizeiinspektion Schwabing. Und auf der Karriereleiter nach oben ging es für den verheirateten Vater eines erwachsenen Sohnes dann nach absolviertem Studium. Ab 1995 wurde Kreitmeier Dienstgruppenleiter in Schrobenhausen, 2002 dann in Ingolstadt. Die acht Jahre vor seinem Dienstantritt in Geisenfeld war er dann noch als Leiter der Einsatzzentrale beim Präsidium Oberbayern Nord tätig. Die sechs Jahre in Geisenfeld von 2016 bis 2022 wird Kreitmeier „als sehr fordernde, aber auch als sehr erfüllende Jahre“ in Erinnerung behalten. „Ob Stadt, Feuerwehr oder BRK – ich hatte immer das Gefühl, das hier alle an einem Strang ziehen.“

Von großer Bedeutung war das gute Zusammenwirken aller beteiligten Kräfte bei Kreitmeiers forderndstem Einsatz – der Explosion bei Bayernoil in Vohburg am 1. September 2018. „Die Lage war völlig dynamisch, keiner wusste genau, wie sie sich entwickelt. Die Sorge um die Menschen und die ständige Neubewertung der Situation, das war schon alles sehr belastend“, gesteht der scheidende Polizist, dem körperliche Belastung in seiner Freizeit eigentlich sogar sehr willkommen ist. Kreitmeier liebt nicht nur ausgedehnte Mountainbike- und Rennradtouren, er ist als Vereinsmitglied bei MBB Manching auch passionierter Kickboxer. „Ich mag diesen Kampfsport als Selbstverteidigung“, erzählt der 61-Jährige, der sich seinen Hobbys nun noch „freier von terminlichen Zwängen“ widmen will.

Und bestimmt wird ihn eine seiner Radtouren mal wieder an den Heideweiher bei Reichertshofen führen – dorthin, wo der eingangs erwähnte Junggesellinnenabschied stattfand. Also, was ist da genau passiert, Herr Kreitmeier? „Vergangenes Jahr war ich mit einem Praktikanten in einer lauen Sommernacht auf Streife. Wir fuhren gegen 21 Uhr an den Heideweiher in Reichertshofen, um mit den üblichen Partytreibenden zu sprechen, damit alles im Rahmen bleibt. Wir standen gerade in Uniform bei einem Junggesellinnenabschied und unterhielten uns mit den jungen Frauen, als plötzlich eine weitere Frau kreischend angelaufen kam und jubelnd rief: ,Ja Wahnsinn – ihr habt’s zwei Stripper bestellt!‘ Sie sah uns beide strahlend an und rief weiter: ,Und für jede Altersgruppe ist einer dabei!‘ Mein Praktikant war sichtlich erschrocken und unsicher, was jetzt wohl geschehen würde. Und es brauchte Zeit, die Frau davon zu überzeugen, dass sie sich leider vergebens auf einen Striptease gefreut hatte.“

GZ