Pfaffenhofen
Zahl der Straftaten im Landkreissüden steigt leicht an

20.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:43 Uhr

Trickbetrüger nutzen verstärkt auch Textnachrichten aufs Handy. Foto: Imago/W. M. Weber

Weder Mord und Totschlag noch andere spektakuläre Kriminalfälle hat es im vergangenen Jahr im Zuständigkeitsgebiet der Polizeiinspektion Pfaffenhofen gegeben. Die Zahl der nennenswerten Straftaten ist 2022 zwar wieder leicht angestiegen, sie liegt aber trotzdem noch deutlich unter dem Niveau vor der Coronapandemie.

Statistik mit Unschärfen



Die Statistik der Pfaffenhofener Polizei umfasst neben der Kreisstadt auch die Gemeinden Gerolsbach, Hettenshausen, Hohenwart, Ilmmünster, Jetzendorf, Pörnbach, Reichertshausen, Rohrbach, Scheyern und Schweitenkirchen. Die Häufigkeitszahl in diesem Schutzbereich liegt bei 2620 Straftaten pro 100000 Einwohner – und damit deutlich unter dem Landesdurschnitt (4698). Sprich: Die Kriminalitätsbelastung ist deutlich niedriger als im bayerischen Mittel. Die Zahlen zur Kriminalitätslage haben allerdings so ihre Tücken – weil beispielsweise Drogenkriminalität und andere Kontrolldelikte für starke statistische Ausreißer gut sind: Ihnen liegen oft keine Anzeigen zugrunde, sondern Zufallstreffer bei Polizeikontrollen. Dass die Rauschgiftdelikte 2022 um 21,8 auf 115 Fälle gesunken sind, heißt im Umkehrschluss nicht, dass weniger illegale Drogen gehandelt oder konsumiert werden. Trotzdem schmälert diese Unschärfe die Aussagekraft der Aufklärungsquote: Jedes entdeckte Drogendelikt ist zugleich ein aufgeklärter Fall – und fließt genauso in die Statistik ein wie ein aufwendig ermittelter Schwerkrimineller. Der Effekt: 2021 war die Aufklärungsquote wegen eines umfangreichen Sammelverfahrens überdurchschnittlich hoch (72,3 Prozent). 2022 war sie mit 63,2 Prozent (also 9,1 Prozentpunkte weniger) deutlich niedriger.

Pandemie wirkt bei Kriminalitätslage nach



Ein zweiter Ausreißer betrifft die gesamten Fallzahlen: Offiziell ist im Schutzbereich der Pfaffenhofener Polizei die Zahl der Straftaten, zwar um 3,7 Prozent auf 1737 (Vorjahr: 1803) gesunken. Das liegt aber daran, dass in diese Statistik auch alle behördlich festgestellten ausländerrechtlichen Verstöße (etwa gegen das Aufenthaltsgesetz) enthalten sind. Und diese waren stark rückläufig. Rechnet man sie heraus, stieg die Zahl der Straftaten um 2,5 Prozent auf 1716 (2021: 1674). Das sind aber immer noch rund 15 Prozent weniger als 2019. Bekanntlich gab es in den Jahren 2020 bis 2021 wegen der Pandemie weniger Straftaten. Doch mit dem Wegfall der Beschränkungen und dem Wiedererwachen des Nachtlebens stiegen die Zahlen wieder. „Es treffen wieder mehr Menschen im öffentlichen Raum aufeinander“, erklärt Dienststellenleiterin Sandra Landes die Entwicklung. So legten die sogenannten Rohheitsdelikte (Körperverletzung und Raub) um 10,5 Prozent auf 325 Fälle (Vorjahr: 294) zu. 2019 hingegen waren es noch 360 registrierte Delikte. Gleiches gilt für die Diebstähle, bei denen vor der Pandemie noch 467 Delikte im Jahr 2019 gezählt wurden. 2022 stieg ihre Zahl um 24,2 Prozent auf 370 (Vorjahr: 298). Mehr als vervierfacht hat sich allein die Zahl der Baustellendiebstähle (34), bei denen es mutmaßlich organisierte Banden auf teure Werkzeuge und schweres Gerät abgesehen haben.

Ein markanter statistischer Ausreißer hängt ebenfalls mit Corona zusammen: Die Zahl der Urkundenfälschungen stieg um 111,5 Prozent von 26 auf 55 Fälle an. Dahinter stecken vielfach gefälschte Impfzertifikate. Aber auch die Betrugsfälle (275; 14,6 Prozent plus) und Unterschlagungen (36,4 Prozent plus) sind bei den Vermögensdelikten im Aufwind. Hervorzuheben ist hierbei allerdings, dass die allgegenwärtigen Schockanruf- und Messenger-Betrügereien dabei nicht in der Pfaffenhofener Statistik berücksichtigt sind.

Enkeltrickbetrug hat Hochkonjunktur



Callcenter-Betrug war auch 2022 ein großes Problem im Landkreis. Weil der Tatort, von dem aus die Betrüger agieren, meist im Ausland liegt, tauchen diese Fälle allerdings nicht in der Pfaffenhofener Kriminalitätsstatistik auf. „Die Zahl der registrierten Geschädigten ist aber sprunghaft angestiegen“, berichtet Sandra Landes, Dienststellenleiterin der Pfaffenhofener Polizei. Vor allem der Enkeltrickbetrug mittels Schockanruf oder Messenger-Nachricht verzeichne starke Zuwächse. Genaue Zahlen weist die Polizei nicht aus. Denn ebenso stark steigen mutmaßlich die Fälle, die nie amtsbekannt werden. „Das Dunkelfeld ist groß“, sagt Stellvertreter Paul Roth. Also die Zahl jener Fälle, bei denen die Angerufenen oder Opfer keine Anzeige erstatten.

Lesen Sie auch: Betrug und Einbrüche: Polizeichefin erklärt, worauf man achten sollte

Varianten gibt es viele: Falsche Polizeibeamte, Verwandte oder Bankmitarbeiter wollen sich das Vertrauen der Angerufenen erschleichen und so an Bargeld oder Wertgegenstände kommen. Aber es gibt auch immer neue Vorgehensweisen. „Die Täter entwickeln neue Maschen oder passen bestehende an“, warnt Landes. Durch emotionale Ansprache sowie durch Aufbauen von Druck können auch wachsame Personen dazu gebracht werden, nicht mehr rational zu handeln. „Die Anrufe gehen zu Tausenden raus – und wenn nur ein einziger davon Erfolg hat, ist der Schaden groß“, erklärt Roth. Daher kann die Polizei ihre Ratschläge nicht oft genug wiederholen:

Misstrauisch sein und keine persönlichen Daten am Telefon nennen.

Spätestens bei Geldforderungen das Gespräch sofort abbrechen.

Niemals Geld oder Wertgegenstände an Unbekannte übergeben.

Vermeintliche Angehörige, unter der bekannten Telefonnummer zurückrufen.

Im Zweifel den Polizeinotruf 110 wählen.