Wolnzach
Wolnzacher Hans Koch ist Kunstmaler aus Leidenschaft

Während seiner Zeit als Architekt fand er Ablenkung in der Malerei – Jetzt spielt sie die Hauptrolle

17.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:18 Uhr

Hans Kochs Aquarelle lassen das Motiv schnell erkennen, obwohl sich der Künstler für seine Bilder durchaus seine Freiheiten nimmt. Foto: Koch

Von Karin Trouboukis

Wolnzach – Kunst muss raus, wenn sie in einem steckt. Man kann sie nicht unterdrücken, weil sie immer ihren Weg finden wird. Eine Erfahrung, die einen Wolnzacher sein Leben lang begleitet hat: Hans Koch war zunächst Maschinenschlosser, dann Architekt – und als das Kreative in diesem Beruf mehr und mehr unter Vorgaben und Maßregelungen zu ersticken drohte, war die Malerei sein Anker. Im Ruhestand ist der 65-Jährige jetzt nur noch Maler – und glücklich.

Der Schreibtisch ist weg, die Akten auch. An den Wänden hängen großformatige Bilder, ein Stuhl, eine kleine Couch. „Das war mal mein Büro“, sagt Hans Koch. „Heute ist es mein Ausstellungsraum.“ Die Kunst hat nicht nur in seinem Haus, sondern auch in seinem Leben den Raum bekommen, den sie verdient. Eigentlich immer schon, das weiß der 65-Jährige heute nur zu gut. Die Kunst, sagt er, steckte immer schon in ihm. „Das liegt in der Familie.“ Hans Kochs Vater war Schmied und malte gerne. Wie der älteste Sohn eben auch.

Die Lehrerin waraus dem Häuschen

Wie groß sein Talent ist, das allerdings wusste der zurückhaltende Bub nicht. Bis er eines Tages in der vierten Klasse ein Landschaftsbild malen sollte – und seine Lehrerin damit begeisterte. „Die war völlig aus dem Häuschen“, erinnert sich Hans Koch noch gut. Aber, wie das halt damals, Ende der 1960er Jahr, so war, war dieses Talent kein großes Thema. Hans Koch ging auf die Hauptschule, machte dann etwas Solides: eine Lehre als Maschinenschlosser. Gearbeitet hat er in diesem Metier aber nicht lange, „weil ich schnell merkte, dass das nichts für mich ist.“ Also wieder Schule, Mittlere Reife, Fachoberschule, Studium. Architektur war damals noch viel mehr Handarbeit als heute: „Ich habe meine Diplomarbeit noch mit der Hand gezeichnet.“ Künstlerisches Talent, meint Hans Koch, war also noch von Vorteil. Überhaupt: „Für die Kunst habe ich mir die Zeit genommen.“ Auch wenn sie knapp war und aufgrund ständig steigender Vorschriften im Architekturberuf immer weniger wurde. Umso mehr brauchte Koch die Kunst als Ausgleich, sagt er: „Wenn ich ein Bild male, dann denke ich nicht anderes.“ Dass Hans Koch malt, hatten viel nicht auf den Schirm, kannten nur den Architekten, weniger seine Bilder. Obwohl er auch schon in den Anfangsjahren des Kunst- und Hobbykreises im Wolnzacher Haus des Marktes ausgestellt hat, rückte seine Kunst erst Anfang der 2000er Jahre mehr in den Fokus, ab 2010 dann zeigte er sich und seine Bilder mehr und mehr: bei verschiedenen Ausstellungen und auch im Wolnzacher Rathaus. Der Besucher entdeckt dort an den Wänden etliche Koch-Bilder, Aquarelle, die seinen Stil sofort erkennen lassen: fließend, schwungvoll, alles andere als landschaftsmalerisch, frei in der künstlerischen Interpretation und dennoch sofort erkennbar. „Da kann der Himmel dann auch mal rot sein“, erklärt der Künstler – und erinnert sich schmunzelnd an eine Episode, als ein Passant ihm auf die Schulter tippte, um ihn auf genau diesen „Fehler“ im Bild hinzuweisen. Gesagt hat Koch damals nichts, gedacht aber hat er sich: „Wer das möchte, der soll sich lieber ein Foto an die Wand hängen.“

Landschaften in Aquarell,Abstraktes in Acryl

Kochs Landschaften sind in der Regel Aquarelle, die sich entwickeln. Von hell zu dunkel, die im Fluss sind – wie die Farben. 300, 400 Aquarelle hat er schon gemalt. „Das braucht es auch“, erklärt er. „Wenn du 100 Aquarelle malst, dann sind vielleicht 20,30 gut, hat jemand mal gesagt.“ Hans Koch unterschreibt das, ist mit sich selbst sehr kritisch. Gerade auch bei seinen abstrakten Acrylbildern, in und auf die er hineinarbeitet. Oft tagelang, wochenlang. Da kann es passieren, dass ein Bild grün beginnt und am Ende rot ist. Oder dass ein Bild am Ende sogar zerstört wird. „Manchmal überschreitet man den Punkt“, erzählt der Künstler. „Dann zerstöre ich das Bild, wenn ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin.“

Jetzt, wo er nicht mehr arbeitet, hat er mehr Zeit für sich und für seine Kunst, die er gerne zeigt: Sein Atelier am Schießstättweg 5 in Wolnzach ist auch am Dultsonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

WZ