Wolnzach
„Wo sollen wir jetzt spielen?“: Am von heute auf morgen verschwundenen Spielplatz hängen neue Protestschilder

Anlage mitten in Wolnzach muss Krippen-Erweiterung weichen

21.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:30 Uhr

Der Spielplatz am Herzogring ist weg, dafür hängen jetzt neue Schilder am Zaun. Fotos: Trouboukis

Von Karin Trouboukis

Wolnzach – Seit einer Woche gibt es ihn nicht mehr, den Spielplatz am Herzogring in Wolnzach. Die Spielgeräte sind weg, dafür hängen neue Schilder am Zaun. Sie drücken das aus, was eine Anwohnerin so formuliert: „Wir sind nicht mehr so wütend, sondern eher frustriert, dass man mit der Bevölkerung nicht geredet hat.“

Nur noch die gekiesten Flächen, auf denen viele Jahre lang Kinder gelandet sind, wenn sie von der Vogelnest-Schaukel oder vom Klettergerüst sprangen, sind geblieben, erinnern an das, was einmal ein beliebter Spielplatz war. Auch der Sandkasten ist nicht mehr. Neben dem Hydranten am Zaun, der einst den Spielplatz umgrenzte, sind bunte Schaufeln und Sandkuchenformen verstreut. Vermutlich gefunden beim Ausgraben des Sandkastens, liegen sie jetzt da am Straßenrand. Ob sie jemand abholt, um Sandkuchen zu backen oder -burgen zu bauen, ist eher fraglich. Denn: „Wo sollen wir jetzt spielen?“, ist auf einem Schild zu lesen, das jemand an den Zaun geheftet hat. Dass darauf so viele Namen stehen, belegt das, was in der Bevölkerung Thema ist, seit vor einer Woche die Bagger angerückt sind: Der Spielplatz am Herzogring war ein beliebter Treffpunkt, immer gut besucht.

„Vielleicht einer der am meisten genutzten Spielplätze überhaupt“, meint eine Wolnzacherin, die übrigens nicht einmal am Herzogring wohnt. Aber vorbeigekommen sei sie hier oft, sagt sie, schließlich war der Platz zentral gelegen und auch von der Ingolstädter Straße gut einsehbar. „Da war eigentlich immer etwas los.“

Es lag nicht an der Attraktivität dieses Platzes, dass er platt gemacht wurde. Das weiß die Bevölkerung – mittlerweile, nachdem die Auflösung vergangene Woche zunächst für alle völlig aus heiterem Himmel kam. Wie bereits berichtet, mussten die Spielgeräte – das Grundstück gehört dem Markt Wolnzach – für die wegen hoher Meldezahlen dringend und schnell benötigte Container-Erweiterung der Kinderkrippe Zwergl-Akademie Platz machen. Dass es dafür keine Alternative gibt und der Spielplatz diesem drängenden Umstand geopfert werden muss, das verstehe man zwar, sagen die Anwohner. Auch, dass sich Bürgermeister Jens Machold (CSU) ausdrücklich für den „Fehler“ entschuldigt hat, dass die Öffentlichkeit nicht rechtzeitig über die Hintergründe informiert wurde, ist angekommen.

Bohrende Fragen wirft das alles dennoch auf. „Kommunikation?“, steht auf einem weiteren Schild, das am Zaun angebracht wurde. Das rot geschriebene Wort trennt die als Piktogramme dargestellten Gemeinderäte von Müttern mit Kindern, Familien – und auch vom als Handschlag dargestellten Symbol für Zusammenarbeit.

Dass nach Aufstellen der Kita-Container noch Raum für einen Spielplatz bleibt, das bezweifeln die Anwohner, einen adäquaten Ersatz würde das ohnehin nie ergeben, meinen sie. Bleibt eine Hoffnung: dass sich vielleicht doch noch ein Grundstück irgendwo in der Nachbarschaft findet, auf dem ein neuer Spielplatz angelegt werden kann.

WZ