75 Jahre SV Geroldshausen
Wo ein Verein mehr Mitglieder als das Dorf Einwohner hat

02.06.2023 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr

Recht erfolgreich war der SV Geroldshausen auch mit seinen Turnern, dieses Foto stammt aus dem Jahr 1952. Die Turner waren eine der Gründungsabteilungen von 1948. Foto: SV Geroldshausen

Ein Dorfverein feiert 75-jähriges Bestehen. Nichts Besonderes? Schon, denn der SV Geroldshausen ist in vielerlei Hinsicht ein Beispiel dafür, was auch – oder gerade − ein Dorf bewirken kann, wenn man zusammenhält, Traditionen ehrt, aber Neuem immer aufgeschlossen ist. Das schlägt sich in Zahlen nieder: Aktuell hat der SVG 21 Unterabteilungen und rund 1250 Mitglieder – bei knapp 820 Einwohnern.

Das 75-Jährige feiert der SVG standesgemäß: mit gleich vier Festtagen und abwechslungsreichem Programm.

Große Vielfalt im Sportangebot



Pilates? Vorhanden, und auch bei Männern sehr gefragt. Darts? Wird eifrig gespielt. Gymnastik, Radfahren, Tanzen, Schwimmen, Laufen, Walken, Zumba, Sport für Erwachsene und Kinder? Alles da. Fußball? Was für eine Frage. Der SV Geroldshausen ist breit aufgestellt, war das immer schon. Was Großstadtvereine die Augen reiben lässt, ist hier Realität: Der SV Geroldshausen hat mehr Mitglieder als das Dorf Einwohner. Das ist schon lange so: „Bis 2005 hatten wir etwa 300 Mitglieder, dann ging es richtig los“, sagt Martin Schlicht. Er ist seit 2014 Vorsitzender des SVG, aber nicht nur. Denn wie sehr viele, denen die Vereinsfarben Grün und Weiß heilig sind, ist er praktisch hineingeboren in den SVG: Schlichts Opa Karl Albrecht war nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch allererster Vorsitzender und hat als solcher seine Unterschrift unter die Gründungsurkunde vom 23. Oktober 1948 gesetzt.

Leidenschaft ist erblich



„Das lässt einen nicht los“, sagt Schlicht heute. Und ist stolz. Stolz auf seinen Verein, stolz auf alle, die den Geist der Gründerväter in ihre Familien, ihren Freundeskreis weitergetragen und den Verein so zu dem gemacht haben, was er heute ist.

Sich nicht nur auf eine Sportart kaprizieren. Dieses Anliegen des damaligen Lehrers, pardon, „Hauptlehrer“ hieß das damals, Karl Fortner – er war ebenfalls eine der treibenden Kräfte bei Vereinsgründung – stand von Anfang an für Vielfalt: Die Fußballer, die zuvor nur auf Wiesen spielen konnten, wenn sie gerade abgemäht waren, bekamen ihren Platz, zusätzlich gab es am Anfang auch noch Turnen, Radfahren, Leichtathletik. Sogar der Theaterverein hat im SVG seine Wurzeln. Und Schach. „Mein Opa spielte leidenschaftlich“, sagt Schlicht – und lächelt. Denn auch er hat das Schach-Gen in sich und hat es sogar an seine Kinder weitergegeben. Zwar gibt es aktuell beim SVG keine Schach-Abteilung mehr, aber, was nicht (mehr) ist, kann ja noch (oder wieder) werden.

Festtage in Grün und Weiß



Als Sprecher des gesamten Vereins sieht der Vorsitzende gerade das als besondere Stärke des SVG an: für Neues offen sein, Ideen ausprobieren, gute Leute machen lassen. So erkläre sich die Vielfalt beim SVG, auf die der Verein laut Schlicht besonders stolz ist. Viele Namen sind damit verbunden, als Vorsitzende fungierten seit Gründung nach Karl Albrecht auch Georg Eisenmann, Georg Demmel, Gregor Dierl, Josef Selhuber und eben Martin Schlicht.

Dass es immer Menschen gab, die für den Verein brennen und dieses Feuer seit Generationen weitergeben, das möchte der SVG beim 75-Jährigen feiern – und zwar ganz groß.

WZ