Nach dem Brand
Weichenrieder Jugend sammelt Spenden für den Wiederaufbau ihres Bauwagens

07.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:45 Uhr

Völlig ausgebrannt ist das Weichenrieder Haisl, der Treff der Jugendlichen aus der Ortschaft. Die wollen sich ein neues Refugium aufbauen – und bitten dafür um Spenden. Foto: privat

Heimatlos und – im wahrsten Sinne des Wortes – abgebrannt sind die Jugendlichen von Weichenried. Irgendwer hat ihnen nicht nur ihr rund 1200 Euro teures Stromaggregat aus dem Bauwagen geklaut, sondern ihnen dieses Domizil auch gleich noch abgefackelt. Nun haben sie eine Spendenaktion gestartet.

„Die Jugend auf dem Land hat es schwer, einen eigenen Platz zu finden, um sich zu treffen, um zu feiern und um erwachsen zu werden“, schreibt Markus Müller im Namen der jungen Weichenrieder und spricht damit ein grundlegendes Thema an. Jugendtreffs oder auch eigene Räume in Vereinsheimen gibt es zwar in Städten, vielleicht auch noch in größeren Gemeinden, aber in kleineren Ortschaften bleiben den jungen Menschen nicht viele Möglichkeiten. So stellen engagierte Jugendliche, wo es die Gemeinde erlaubt, auf eigene Kosten Bauwägen oder Baucontainer auf.

Auch in Weichenried ist das so. Schon vor Jahren haben sich die Jugendlichen hier ein paar Baucontainer hergerichtet. Immer wieder haben sie an ihrem Domizil gewerkelt, hier etwas verbessert, dort etwas verschönert und sich damit ein kleines Idyll, eine Oase geschaffen. In ihr „Haisl“, wie sie es liebevoll nennen, haben sie nicht nur Geld hineingesteckt, sondern auch ganz viel Herzblut.

In der Nacht auf Montag ist das Haisl nun abgebrannt (wir berichteten gestern). Weil auch das Stromaggregat gestohlen wurde, kann man wohl von Brandstiftung ausgehen. „Leider gibt es auch Rivalitäten und Neider, wenn es eine Gruppe Jugendlicher geschafft hat, sich ein Haisl aufzustellen und in mühevoller Handarbeit einzurichten. Zuweilen hat ein Neider kein Gefühl mehr für Recht und Gerechtigkeit und überschreitet die Grenze hin zum Kriminellen“, schreibt Markus Müller dazu. Schon zuvor sei immer wieder in das Haisl eingebrochen und die Einrichtung mutwillig zerstört worden.

Doch die jungen Weichenrieder richteten sich ihren Rückzugsort immer wieder her. Sie brauchten das Haisl ja als Refugium, in dem sie sich am Abend und an Wochenenden gemütlich zusammensetzen oder auch mal Geburtstage feiern konnten. Nun aber sind die Container völlig ausgebrannt. Da ist nichts mehr zu retten. Den Schaden schätzt die Polizei auf 12000 Euro, wobei der der reine Sachschaden ist. Die unzähligen Arbeitsstunden, die in das Haisl gesteckt wurden, und der immaterielle Verlust für die Weichenrieder Jugend lässt sich kaum beziffern.

Doch in dem kleinen Ort steckt man den Kopf nicht so einfach in den Sand: „Die Jugend in Weichenried will sich ihr Haisl wieder aufbauen und bittet die Bürger und ortsansässigen Firmen und Handwerker um ein klein wenig Unterstützung“, schreibt Markus Müller weiter. Für Geldspenden haben die Jugendlichen eine GoFundMe-Sammlung unter https://gofund.me/a5ad8ca3 (oder gofundme.com/f/haisl-fur-die-jugend-weichenried) eingerichtet. Das Spendenziel sind 12000 Euro – also genau der von der Polizei bezifferte Sachschaden. Gestern Nachmittag haben die ersten sieben Spender bereits gut 400 Euro zur Verfügung gestellt. „Für jegliche Unterstützung“, schreibt Markus Müller noch, „sagt die Jugend vom Haisl Weichenried ein herzliches Dankeschön und Vergelt’s Gott.“

Die Polizei sucht in diesem Fall übrigens immer noch Zeugen. Wer am Sonntag, 4. Juni, zwischen 22.15 und 23.15 Uhr Personen oder Fahrzeuge in der Nähe des Weichenrieder Haisls gesehen hat, wird gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Pfaffenhofen unter der Telefonnummer (08441) 8095-0 zu melden.

SZ