Die Zimmer sind kalt, die Betten feucht, langsam breitet sich Schimmel aus: Sabine K. ist verzweifelt und weiß nicht, wie sie mit ihren beiden Kindern in der alten Hofstelle ohne Wärme über den Winter kommen soll. Alle drei haben mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Die Angst vor immer weiter in die Höhe schießenden Energiekosten belastet die Bundesbürger; viele werden ihre Strom-, Öl- und Gaskosten möglicherweise nicht bezahlen können. Die Krise trifft diejenigen am härtesten, die auch angesichts der gestiegenen Lebensmittelpreise ohnehin jeden Cent umdrehen müssen. Für Sabine K. und viele weitere Klienten des Vereins Familien in Not ist die Zukunftsangst längst bittere Realität geworden. Dass sie mit den Töchtern Julia (17) und Helen (11) aus der Wohnung in einer kleinen Gemeinde im nördlichen Landkreis ausziehen musste – das Haus wurde verkauft – war für die alleinerziehende Mutter ein Schock. Den Alltag zu bewältigen, war für Sabine K. (alle Namen und persönlichen Daten von der Redaktion geändert) schon immer schwierig, denn die 40-jährige ist rheumakrank, Julia leidet an Asthma. Die kleine Helen ist geistig behindert und musste wegen verschiedener Erkrankungen bereits zigmal operiert werden.
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Vom Vater der Töchter ist Sabine K. schon seit Jahren geschieden: Mal zahlte er Unterhalt, mal nicht und schließlich rührte er sich gar nicht mehr. Die Mutter schaffte es trotzdem, mit den Kindern einigermaßen über die Runden zu kommen. Dass sie mit dem leer stehenden alten Bauernhaus in einem kleinen Weiler kurzfristig eine neue Bleibe für ihre Familie fand, bezeichnet die 40-jährige als Glücksfall – „Grundsätzlich wohnen wir ja gerne dort“ – allerdings war das häusliche Energieproblem absolut grenzwertig. Das Haus hat keine Heizung; Wärme lieferte nur der alte Holzofen in der Küche. Der Schwedenofen im Wohnzimmer war defekt und konnte nicht benutzt werden. Zwar hat Sabine K. Heizdecken und einen Heizlüfter angeschafft, traut sich aber kaum, sie einzuschalten: Die Stromkosten hierfür wird sie nicht zahlen können.
Schlimm sieht es in Julias Zimmer aus, denn dort gibt es inzwischen größere Schimmelflecken. Man hat der Familie dringend geraten, das Zimmer nicht mehr zu benutzen und auch die Kleidung der 17-jährigen, die fast ständig an einer Blasenentzündung leidet, dort nicht mehr aufzubewahren. So blieb Mutter und Kindern als Wärmezentrale nur die Küche, in der als tägliches Ritual auch die klammen Bettdecken getrocknet wurden. Als auch noch das Brennholz zur Neige ging, wandte sich Sabine K. schließlich an Familien in Not. Hier war schnelle Hilfe gefragt, die der Verein umgehend und unbürokratisch leistete: Sabine K. und ihre Töchter wurden mit zwei neuen Schwedenöfen, einem Holzvorrat und einem Zuschuss zur Stromrechnung unterstützt.
Auch in einem anderen Fall hat der Verein geholfen: „Wir haben keine Rücklagen oder Wertgegenstände, die wir veräußern könnten, um uns Warmwasser und Heizung leisten zu können“, schrieb Michaela R. aus dem südlichen Landkreis dem Verein: „Das Geld reicht kaum für das Nötigste; wir leben doch schon am Minimum.“ Die 38-jährige leidet an einer schweren rheumatischen Erkrankung, hat viele Klinikaufenthalte hinter sich und ist auch psychisch angeschlagen: „Ohne meine Tochter könnte ich dem ganzen Druck wahrscheinlich nicht mehr standhalten; die Zukunftsängste machen mich fertig.“ Das Geld war immer knapp im Mutter-Tochter-Haushalt, aber man kam so gerade eben klar. Dass Josy eine Lehrstelle fand, war ein Lichtblick, denn nun konnte die 17-jährige etwas zum Lebensunterhalt beisteuern.
Als zum Jahresbeginn das Heizöl zur Neige ging, war aber an Nachschub nicht zu denken: Eine Tankfüllung hätten sich die beiden niemals leisten können. Von da ab blieben die Heizkörper und das Wasser kalt. Geduscht wurde bei der Nachbarin und das freundliche Angebot wussten Mutter und Tochter sehr zu schätzen: „Aber peinlich ist es einem schon, wenn nachgefragt wird, wie lange das denn noch gehen soll.“ Wenn es in der Wohnung gar zu kalt wurde, half man sich kurzfristig mit einem Heizlüfter aus, immer die Stromrechnung im Hinterkopf: „Die Kosten können wir gerade noch so halten und möchten keine Schulden machen.“ Inzwischen können Michaela R. und Josy wieder im eigenen Bad duschen und die Heizkörper aufdrehen: Der Verein Familien in Not sorgte dafür, dass der Öltank aufgefüllt wurde.
PK
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