Wasserläufe im Kreis Pfaffenhofen
Von Mord bis Teufelswiesen: Wo der Lauterbach fließt, ereignete sich Grausiges

16.01.2025 |

Der Lauterbach fließt unter anderem durch Niederlauterbach. Und auch an der Kirche von Oberlauterbach sowie am Mühlenladen von Lehen kommt er vorbei. Foto: Haiplik

Schauplatz von Mord und grausigen Geschichten ist der Lauterbach. Darum geht es im aktuellen Teil unserer Serie über Wasserläufe im Landkreis Pfaffenhofen.

  

Es sind vier Bäche, die der Ilm in Geisenfeld von rechts zufließen: der Lauterbach, der Moosbach, der Mettenbach und der Pindharter Bach.

Der Studentinnenmord



Ein „lauteres“ Gewässer ist hell, klar und ungetrübt. Das will so gar nicht zu dem passen, was im September 1993 in der Nähe der Quelle des Lauterbachs geschah. Zwischen Nietenhausen und Schrittenlohe wurden im September 1993 zwei tschechische Studentinnen, 20 und 21 Jahre alt, ermordet. Sie wollten per Anhalter nach Südfrankreich reisen, um dort bei der Weinlese zu helfen. So sollte ihr Studium finanziert werden. Im „Emmeramhölzel“ fanden Spaziergänger die Leiche von Petra T. Ihre Freundin, Martina J., war schon vier Wochen zuvor zwischen Ronnweg und Fahlenbach ermordet aufgefunden worden. Ein Gedenkstein erinnert an beiden Stellen an die jungen Frauen.

Der Täter saß wegen Verdachts eines Prostituiertenmords und mehreren Vergewaltigungen in einem Hamburger Untersuchungsgefängnis. Er brach von dort aus, mietete sich eine Luxuslimousine und tötete die jungen Frauen. Spermaspuren und Gewebefasern an der Kleidung eines Opfers und am Einlegteppich der Limousine konnten ihn überführen. Im April 1996 verurteilte ihn das Landgericht Ingolstadt zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung.

Spätgotik und Idylle



Der noch junge Lauterbach fließt, ehe er den „Weinbauern“ in Oberlauterbach erreicht, durch viele Hopfengärten. Starker Regen ließ den Lauterbach oft über die Ufer treten. Regenrückhalte- und Absetzbecken sollen den Ort vor Überflutung und Bodenerosion schützen.

Nähert man sich von Wolnzach, mag man sich denken: „Wie schön liegt Oberlauterbach unten im Tal!“ Die spätgotische und fein barockisierte Andreaskirche ist sehenswert. Am Sonntag, nach dem 4. Juli, dem Tag des heiligen Ulrich, werden Pferde gesegnet. Bis vom Altmühltal kommen die Reiter mit ihren Kutschen.

Erneuerbare Energien



Zwischen dem Attenhausener Holz und dem „Haselried“ verläuft eine bergige und sehr kurvenreiche Straße hinunter nach Oberempfenbach, das schon Niederbayern gehört. Nahe bei Oberlauterbach entstand 2012 die riesige Biogasanlage „Hallertau“. Hopfenrebenhäckseln werden hier in erneuerbare Energien verwandelt.

Der Lauterbach verlässt das Dorf, wendet sich zunächst nach Norden. In Höhe des Jägerbauern biegt er nach Westen und begleitet südlich der „Steinseige“ die Straße nach Niederlauterbach. Hier nimmt er den Axelbach auf. Niederlauterbach ist ein Dorf mit reicher Geschichte. Im Jahre 821 schenkte Abt Siegfried von Engelbrechtsmünster seinen Besitz zu „Lutirinbah“ dem Kloster Sankt Emmeram in Regensburg. So konnte man 2021 „1200 Jahre Niederlauterbach“ feiern. Der Lauterbach fließt rechts an der Kirche des heiligen Emmeram vorüber, dann aber mitten durch den Sportplatz. Er verlässt schließlich das rührige Dorf. Sein Weg geht südlich des Mühlbergs und des „Figurgrunds“ der Straße entlang. Beide Fluren waren wohl Besitz der Mühle in Lehen, die unser Bach speist. Im 13. Jahrhundert war sie „die Mühle am Lauterbach“. Sie ist schon in der elften Generation in Familienbesitz(Erl/Fischer). 1976 feierte man 300-jähriges Bestehen. Freunde der lateinischen Sprache erfreuen sich sicher an dem Psalmvers, der den Eingang des Ladens ziert: „In te, domine, speravi – auf dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt. “

Südlich des „Fuchsgrabens“ mit seinem in Bayern einzigartigen Grabhügelfeld aus der Bronzezeit fließt der Lauterbach weiter. Die Staatsstraße Pfaffenhofen-Geisenfeld wird unterquert und schon ist er „in der Au“, im vom Lauterbach und Augraben umflossenen Land. Den Bach zieht es zu den „Teufelswiesen“, in denen er sich mit dem Augraben vereinigt. In dem kaum zugänglichen Wiesenland mündet er gegenüber von Parleiten in die Ilm.

Ausgerechnet in den Teufelswiesen! Reicht es nicht, dass an seiner Quelle Schreckliches geschah? In Fluren, die man „Teufelswiesen“ nannte, glaubte man den Leibhaftigen gesehen zu habe. Geistern und spuken soll es dort, Ketten sollen rasseln, Pferdehufe dröhnen, unerlöste Seelen wimmern. Wildes Toben, Brausen und Schreien will man vernommen, merkwürdige Lichter gesehen haben.

Im nächsten Teil unserer Serie widmet sich Reinhard Haiplik dem Moosbach.

PK


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