Pörnbach
Unbefriedigende Spargelsaison im Kreis Pfaffenhofen

In diesen Tagen endet die Ernte: Erzeuger blicken auf sinkende Verkaufszahlen an Privatleute

17.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:10 Uhr
Wolfgang Kollmeyer

Die letzten Spargelstangen werden in diesen Tagen noch geerntet. Wie Erzeuger und Verkäufer berichten, haben heuer wenig Privatleute bei ihnen eingekauft – Hintergrund ist offenbar die vorherrschende Unsicherheit und stetig steigende Preise im Alltag. Fotos: Kollmeyer

Von Wolfgang Kollmeyer

Pörnbach – Das Königsgemüse hat in diesem Jahr bei Landwirten und Verkäufern nicht die gewünschten Erwartungen erfüllt: Die Spargelernte geht in diesen Tagen zu Ende, die Erzeuger zeigen sich mit dem Ergebnis wenig zufrieden.

In den vergangenen zwei Jahren hatten die privaten Haushalte die Bilanz noch gerettet und entsprechend Spargel gekauft, während Gastronomie und Hotels wegen Lockdowns und Schließungen kaum Ware abnahmen. In diesem Jahr allerdings sind es deutlich weniger Private, die sich zu Hause den „königlichen“ Genuss gönnen. Die Preise hatten zwar leicht angezogen – doch wegen der allgemeinen Preiserhöhungen bei den Lebenshaltungskosten sind die Verbraucher offenbar vorsichtiger geworden und haben weniger Spargel konsumiert. Das trifft auch Produzenten und Verkäufer in der Region.

So hat Verkäuferin Gabriele Karl, die samstags auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt für einen Hohenwarter Spargelhof verkauft, festgestellt, „dass die Käufer in diesem Jahr verhaltener sind. Es kaufen weniger Leute als im letzten Jahr, da alles teurer wird.“ Einige Betriebe haben schon vorzeitig mit dem Spargelstechen aufgehört, berichtet sie. „Der Trend bei vielen Stammkunden hat sich auch geändert: Waren früher hauptsächlich weiße Stangen gefragt, wird jetzt verstärkt grüner Spargel nachgefragt.“

Das bestätigt Christa Schmidmeir, die zusammen mit ihrem Ehemann auf dem Wochenmarkt Spargel für ihren Schwiegersohn aus Hohenried verkauft, der seinen Spargel an Privatkunden und durch Hofverkauf vermarktet – Großabnehmer sind nicht dabei. Ihr fiel auf, dass nur sehr wenige junge Leute Spargel bei ihr kauften, die meisten Abnehmer waren geschätzt über 60 Jahre alt – und es wird mehr zweite Wahl gekauft, obwohl die Preise nicht gestiegen seien. „Aber die Zeiten sind vielen zu unsicher.“

Für den Seniorchef des Doppler-Hofes in Brunnen liegt die Spargel-Produktion in diesem Jahr sogar leicht über dem Niveau des Vorjahres – aber der Absatz ist eher rückläufig. Kunden, die früher zwei bis drei Kilogramm kauften, holen sich jetzt den Spargel stangenweise. Doppler ist nicht nur auf dem Wochenmarkt in Pfaffenhofen vertreten, sondern auch in Erding, Weilheim, Augsburg und München. Mit seinen zwei Hektar ist seine Spargelanbaufläche eher noch klein. Für ihn und seine Söhne wird die Spargelsaison wohl an diesem Sonntag enden, die Mitte April begann, da sein Spargel nicht unter Folie wächst.

Für Familie Kügler aus Pörnbach verlief die Spargelsaison mit einem Rückgang um knapp 25 Prozent einigermaßen zufriedenstellend, aber nicht so gut wie in den vergangenen beiden Jahren. Die Preise hatten die Pörnbacher nicht erhöht, die Kosten waren dagegen schon gestiegen, wie Sieglinde Kügler feststellte. Der Hof bewirtschaftet knapp einen Hektar Spargelfläche und der Verkauf lief viel über Bekannte. Auch bei ihnen endet in diesen Tagen das Spargelstechen. „Die Leute fahren jetzt lieber wieder in Urlaub und reduzieren ihren Spargelkauf“, so ihre Feststellung.

Bei Spargel Schiebel in Pörnbach, einem der größten Spargelhöfe im Landkreis, sieht es ähnlich aus, wie Marta Schiebel erläutert. Die Ernte startete dank Folienabdeckung der Felder etwas früher und war gut, besonders in den Wochen im Mai und Juni mit Regen und viel Wärme – das mag der Spargel. Es gab aber keine Überproduktion und die Preise sind nicht gestiegen, eher leicht gesunken.

Wegen Corona gab es bei den ausländischen Saisonarbeitern anfangs Bedenken, so Schiebel, doch alle hatten sich impfen lassen, so dass die Ernte gut gestartet sei. Der Umsatz habe sich dank Großabnehmern wie Gastronomie und Großmarkt gut entwickelt. Allerdings betont auch Marta Schiebel, dass die Preise für Energie, Dünger und Kraftstoff sich deutlich im Geschäft niederschlagen. Der private Einkauf sei spürbar zurückgegangen. Die geplante Erhöhung der Mindestlöhne sieht Schiebel kritisch: Manch ein Hof könne das wohl nicht verkraften.

PK