Vohburg
Tradition verpflichtet

Kultur-Macher: Michael Katzenmüller und Peter Schärringer von den Vohburger Festspielen<?ZP?>

21.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:03 Uhr
Timo Schoch

Die beiden Projektleiter der Vohburger Freiluft-Festspiele, Peter Schärringer und Michael Katzenmüller, verspüren Verantwortung und Vorfreude. Foto: Johannes Hauser

Von Timo Schoch

Vohburg – Die Freilicht-Festspiele in Vohburg sind das Aushängeschild der Stadt. Alle zwei Jahre kommen bis zu 10000 Zuschauer zum Burgberg. Die Laienschauspieler und alle Beteiligten investieren für das begeisterte Publikum viel Herzblut und Freizeit. Und für die beiden Projektleiter Michael Katzenmüller und Peter Schärringer bedeuten die Vohburger Festspieltradition eine große Verantwortung – die sie aber mit enormer Vorfreude tragen.

„In 80 Tagen um die Welt“ heißt der weltberühmte Roman von Jules Verne. In also umgerechnet 1920 Stunden einmal um den Globus. Würde man nun alle Stunden zusammenrechnen, die für die Vorbereitung und Umsetzung des Verne-Stückes bei den Freilicht-Festspielen in Vohburg anfallen, könnten alle Beteiligten gleich mehrfach die Welt umrunden. Es steckt viel Herzblut, Schweiß und Arbeit darin. Der Bühnenbau dauert rund 1000 Stunden, die Technik benötigt noch mehr Zeit. Dann sind da die vielen, vielen Stunden, die von der Projektleitung, dem Spiel- und Festausschuss, den Schauspielern und den anderen ehrenamtlichen Helfern geleistet werden. „Wir sind rund eineinhalb Jahre mit jedem Stück beschäftigt“, sagt Michael Katzenmüller, einer der beiden Projektleiter. „Es ist also ein Haufen Arbeit, so etwas auf die Beine zu stellen.“

Mindestens einmal pro Monat gibt es ein großes Treffen im Festausschuss. 13 Menschen haben darin ihr festes Zuständigkeitsgebiet, ein eigenes Ressort; vom Marketing über das Sponsoring bis zum Mediendesign. Dann gibt es noch den Spielausschuss, in dem die künstlerischen Aspekte besprochen werden. Und alle Drähte laufen schließlich bei den beiden Projektleitern zusammen.

Katzenmüller verantwortet in diesem Jahr erstmals ein Stück. „Vor drei Jahren bin ich zum Projektleiter ernannt worden und habe mich darüber riesig gefreut“, erzählt der 36-jährige selbstständige Unternehmer. Peter Schärringer ist dagegen ein alter Hase. 2005 kam er als Schauspieler erstmals so richtig mit den Festspielen in Kontakt. Zwei Jahre später wurde er Mitglied im Festausschuss, seit 2014 ist er nun Projektleiter.

Doch mit dem Festspielvirus wurden beide schon früher infiziert. Als im Jahr 2001 die Agnes-Bernauer-Festspiele nach 25-jähriger Pause wiederbelebt wurden, glich das einem riesigen Spektakel. Nicht nur Vohburg, sondern die ganze Region war begeistert. „Die Vorstellung hat mir gut gefallen, allerdings konnte ich mir damals noch nicht vorstellen, einmal selbst auf der Bühne zu stehen“, erinnert sich Schärringer. Als seine Frau allerdings die weibliche Hauptrolle vier Jahre später übernahm, wurde noch ein männlicher Darsteller gesucht. Die Wahl fiel auf Schärringer. „Diese Auftritte haben mich total gepackt. Die Freude, die direkte Resonanz, die von den Zuschauern kommt, gibt einem so viel“, schwärmt der 45-jährige Ingenieur noch heute. Und auch die Gemeinschaft unter den Laienschauspielern und allen Beteiligten beeindruckte ihn nachhaltig. Und das spürt er nun jedes Mal aufs Neue – wie auch Katzenmüller. „Wir verwenden alle viel Freizeit, aber wir sehen dies als Freude an. Jeder ist motiviert, engagiert und will etwas bewegen.“ Es gibt deshalb viele Menschen, die seit 20 Jahren ununterbrochen dabei sind, sei es als ehrenamtliche Helfer oder als Schauspieler.

Rund 200 Menschen werden es in diesem Jahr sein, die vom 7. bis 24. Juli auf der Bühne bei den Vohburger Freilicht-Festspielen stehen. Das Stück „In 80 Tagen um die Welt“ wurde zwar schon häufiger auf den „Brettern“ dieser Welt gespielt. Allerdings enthält die Vohburger Fassung wieder Besonderheiten. „Die Stücke werden immer auf Vohburg angepasst“, sagt Schärringer. Spannung, viele Menschen, authentische Kostüme, beeindruckende Bühnenbilder und Standing-Ovations sind deshalb garantiert. „Die Bühne wird in gewisser Weise ein Star des Abends sein“, verspricht Schärringer. „Erstmals haben wir eine professionelle Bühnenbildnerin beauftragt“, sagt Katzenmüller. Neun verschiedene Bühnenbilder begleiten die Schauspieler und Zuschauer bei der Reise um die Welt. Ein weiterer Clou dürften die 450 bis 500 verschiedenen Kostüme sein, die von den Laienschauspielern getragen werden. So besorgte sich der Kostümmeister beispielsweise extra authentisches Bildmaterial vom indischen Kultusministerium. Vor allem die Massenszenen mit bis zu 80 Darstellern auf der Bühne zählen zu den weiteren Höhepunkten.

Die Vorfreude bei den beiden Projektleitern auf den Juli ist groß – aber sie spüren auch die Verantwortung. „Die Vohburger Festspiele haben einen großen Stellenwert“, sagt Schärringer. Da muss alles funktionieren. Jedes Rädchen soll dann perfekt ineinandergreifen. Ein Projektleiter braucht deshalb gute Nerven. „Das Vertrauen in alle Beteiligten ist deshalb wichtig, Empathie und Positivität“, sagt Schärringer. „Wir müssen den Überblick behalten, pragmatisch und lösungsorientiert denken“, ergänzt der 36-jährige Katzenmüller. Führungskompetenz, Koordination sowie ein funktionierendes und motiviertes Team im Hintergrund sind weitere Komponenten. Und alle wollen nach der letztjährigen Corona-Zwangspause wieder ein fulminantes Schauspiel in Vohburg erleben. Dafür sind sie bereit viel Zeit zu investieren – auch wenn sie dafür mehrfach um die Welt reisen könnten.

PK