Die große Bürgerbefragung in Pfaffenhofen ist ausgewertet: Lena Schwärzli von der Stadtverwaltung hat am frühen Donnerstagabend im Stadtrat erstmals Ergebnisse bekanntgegeben. Politisch interpretiert wurden sie dort auf Bitte von Bürgermeister Thomas Herker (SPD) allerdings noch nicht: „Lassen wir es erst einmal auf uns wirken.“
Sein generelles Fazit: „Es lief ganz gut und wird wahrscheinlich nicht die letzte Bürgerbefragung in Pfaffenhofen gewesen sein“, stellte er in Aussicht. Hier die Zusammenfassung der vorgestellten Ergebnisse:
• So war die Beteiligung
Von 23.711 zur Beteiligung an der Umfrage aufgeforderten Bürgern der Stadt Pfaffenhofen haben 7569 mitgemacht und 7444 alle Fragen beantworten. Das entspricht 32 beziehungsweise 31,5 Prozent. Gegenüber den Bürgerentscheiden fällt die Rücklaufquote der Befragung übrigens deutlich ab: Beim Urnengang zu Kuglhof II hatten vergangenes Jahr 52,6 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt, beim Windpark-Entscheid vor sieben Jahren sogar 59,6 Prozent. Dieser direkte Vergleich hinkt allerdings, weil die Befragung einerseits unverbindlich ist und zur Teilnahme andererseits nicht nur Wahlberechtigte aufgerufen waren, sondern alle Einwohner ab 14 Jahren. Trotzdem ist die Beteiligung ein wichtiger Wert – weil er für die Aussagekraft des Stimmungsbilds entscheidend ist. Markus Käser (SPD) betonte, dass das Ergebnis mit über 7000 Teilnehmern aber einigermaßen repräsentativ sei.
• Thema: Gewerbegebiete
Bei der kontrovers diskutierten Frage zur Gewerbeentwicklung befürworten knapp 56 Prozent die Neuansiedlung von Gewerbe unter strengen Nachhaltigkeitskriterien auch „auf der grünen Wiese“. 31,3 Prozent lehnen dies ab, 12,8 Prozent sind unentschieden. Zum Vergleich: Beim Bürgerentscheid am 7. Mai 2023 hatten die Pfaffenhofener dem geplanten Gewerbe- und Industriegebiet eine klare Absage erteilt: 60 Prozent der 10.099 gültigen Stimmen stellten sich hinter das Bürgerbegehren („Kein Gewerbegebiet Kuglhof II“). Für das gegenteilige Ratsbegehren („Wohlstand sichern, Klima schützen – Ja zum grünen Gewerbepark Kuglhof“) stimmten nur 46,1 Prozent.
Lesen Sie dazu auch: Neuer Anlauf trotz Bürgerentscheid? Zweites Gewerbegebiet am Kuglhof bleibt Option
• Thema: Nahverkehrskonzept
Die Umsetzung des mehrfach vorgestellten Nahmobilitätskonzepts für Pfaffenhofen, das Fußgänger und Radfahrer stärken soll, befürworten knapp 50,3 Prozent der Befragten. Knapp 38,9 Prozent sind dagegen. Rund 10,9 Prozent sind unentschieden.
• Thema: Hauptplatzdurchfahrt
Beim Thema Verkehrsberuhigung im Zentrum gab es differenziertere Antwortmöglichkeiten: Gut 44 Prozent wollen, dass alles bleibt, wie es ist. 33,9 Prozent befürworten die vorgeschlagene Sperrung der Hauptplatzdurchfahrt für den motorisierten Durchgangsverkehr unter Beibehaltung der Parkmöglichkeiten und Erreichbarkeit. Und gut 18,9 Prozent können sich einen verkehrsberuhigten Bereich (höchstens sieben Kilometer pro Stunde) im Straßenabschnitt vor dem Landratsamt vorstellen. 3,1 Prozent sind unentschieden.
Lesen Sie dazu auch: Neuer Anlauf für Durchfahrtsperre am Hauptplatz – CSU-Fraktion kündigt Widerstand an
• Thema: Erneuerbare Energien
Am deutlichsten fällt das Ergebnis beim Thema Energie aus. Knapp 68,5 Prozent bejahen, dass der Pfaffenhofener Strombedarf dezentral vor Ort durch Erneuerbare Energien erzeugt werden soll, also durch weitere Windräder und Solarparks. Knapp 19,3 Prozent lehnen dies ab und rund 12,3 Prozent sind unentschieden.
• Zufriedenheit der Bürger
Die Zufriedenheit mit dem Leben in Pfaffenhofen liegt laut Umfrageergebnis auf einer Skala von 1 (nicht zufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) bei durchschnittliche 7,84. Die meisten Bürger (32,8 Prozent) haben eine 8 angekreuzt.
• Allgemeine Themenfelder
Gefragt wurde angesichts möglicher Sparzwänge auch, welche Bereiche den Bürgern besonders wichtig sind – ebenfalls auf einer Skala von 1 bis 10. Am wichtigsten wurde Bildung bewertet (8,2), gefolgt von Freizeit und Sport (7,5), ÖPNV (7,2), Klimaschutz (7,1), Stadt- und Ortsbild (7,1), Soziales Miteinander (7), Infrastruktur (7), Kultur (6,4) und Wohnen (6,3).
• Statistisches zu den Teilnehmern
77,6 Prozent der Befragungsteilnehmer leben laut den im Stadtrat präsentierten Ergebnissen seit mindestens zehn Jahren in Pfaffenhofen, gefolgt von 12,8 Prozent, die zwischen vier und neun Jahre mit Hauptwohnsitz gemeldet sind. 9,6 Prozent leben längstens seit drei Jahren in der Stadt. Minderjährige machen nur 3,7 Prozent der Teilnehmer aus, 18- bis 29-Jährige 12 Prozent, 30- bis 39-Jährige 16,9 Prozent, 40- bis 49-Jährige 16,3 Prozent. Am stärksten vertreten sind die Altersstufen von 50 bis 59 Jahren mit 18 Prozent sowie von 60 bis 69 Jahren mit 18,6 Prozent. Die Über-70-Jährigen stellen immerhin 14,5 Prozent der Teilnehmer. Die meisten Befragten leben in der Kernstadt (64 Prozent), gefolgt von Niederscheyern (11 Prozent), Sulzbach (7 Prozent), Förnbach (5 Prozent) und Tegernbach (4 Prozent). Abgestimmt wurde fast ausschließlich online (94,5 Prozent) – nur 5,5 Prozent der Rückläufer waren auf Papier.
PK
Zu den Kommentaren
Keine freie Fahrt mehr über den Pfaffenhofener Hauptplatz? 44 Prozent der Bürger sprachen sich bei der zurückliegenden Befragung dagegen aus, den Kfz-Durchgangsverkehr auszusperren. Immerhin 33,9 Prozent waren dafür. Und 18,9 Prozent würden als Mittelweg einen verkehrsberuhigten Bereich vorm Landratsamt bevorzugen. Fotos: Kraus
