Ilmmünster
Schwierige Zeiten in Uganda

Pastor Mpora nutzt seine Urlaubsvertretung in Ilmmünster zum Spendensammeln

02.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:10 Uhr

An der St.-Konrad-Schule in Westuganda entsteht gerade ein neuer Werkstattbau (rechts). Allerdings fehlen noch das Obergeschoss und das Dach, wofür etwa 200000 Euro nötig sind. Foto: Mpora

Von Claudia Wassermann

Ilmmünster – Inzwischen ist Pfarrer Pastor Mpora bereits auf dem Weg nach Österreich, anschließend geht es für ihn zurück nach Uganda: In den Sommerwochen hat er heuer wieder den Ilmmünsterer Pfarrer Georg Martin vertreten, für Mpora ist das inzwischen eine lieb gewonnene und wichtige Tradition. Denn in der Zeit im reichen Deutschland sammelt Mpora so viele Spendengelder wie möglich – um damit seine Schule zu Hause in Westuganda zu finanzieren. Der Besuch heuer war für ihn daher umso wichtiger, wegen Corona liegt die letzte Reise des Geistlichen etwa zweieinhalb Jahre zurück. Allerdings kamen wohl nicht so viele Spenden zusammen wie üblich: „Die Menschen sind in einer Krise“, sagt Mpora voll Verständnis. Den Kopf in den Sand will er dennoch nicht stecken. „Ich bin immer zuversichtlich, dass Hilfe kommt“, zeigt er sich optimistisch.

Dabei hatte es nach seinem letzten Besuch im Sommer 2019 für die St.-Konrad-Schule so gut ausgesehen. Zu Schuljahresbeginn im Januar 2020 waren 343 Schüler angemeldet. „Das ist die größte Zahl, seit es die Schule gibt – ein gutes Zeichen“, sagt Mpora. Doch im Februar kommen immer wieder Nachrichten nach Uganda, dass in Europa und Amerika Menschen an einem Virus sterben. Ende März musste er dann wegen des ersten Lockdowns in Uganda seine Schule zusperren. Im November dürfen die Abschlussschüler zurückkommen, um ihre Prüfungen zu schreiben. „Obwohl sie das ganze Jahr nichts gelernt haben“, sagt Mpora. Es habe zwar Unterricht über das Radio gegeben. „Aber wer hat ein Radio? Oder das Geld für die Batterien?“

Im Folgejahr sieht es kaum anders aus: Zwischenzeitlich waren zwar wieder Schüler in den Klassenzimmern, aber Ende Mai 2021 folgt der nächste Lockdown – erst im Januar 2022, so erzählt der Geistliche, konnten die Lehrer wieder unterrichten. 310 Schüler sind angemeldet, „viele sind nicht zurückgekommen“, sagt Mpora. Ein Grund ist wohl, dass die Familien das nötige Schulgeld nicht mehr bezahlen können. „Während der Lockdowns konnten viele Landwirte ihre Ware nicht verkaufen, sie hatten einfach keine Einnahmen.“ Auch während des Schuljahres mussten sich Kinder immer wieder für ein paar Tage oder Wochen aus dem Internat verabschieden und nach Hause, um mit der Familie noch einmal Geld aufzutreiben. „Die Eltern sind ärmer geworden“, fasst es Mpora zusammen.

Auch an der Schule läuft es noch ein wenig schwierig. Denn die Regierung wollte, dass die Schüler in die entsprechend höhere Klasse eingestuft werden und nicht einfach nahtlos dort weitermachen, wo sie zu Beginn der Pandemie aufgehört haben. „Die Schüler kommen in eine neue Klasse und lernen jetzt eigentlich den Stoff von zwei Jahren in einem“, sagt Mpora. Jammern will der Geistliche aber nicht: „Viele andere privaten Schulen haben es nicht geschafft“, sagt er. Zahlreiche Einrichtungen hatten offenbar Kredite bei Banken aufgenommen und konnten diese ohne die Einnahmen aus dem Schulalltag nicht mehr bedienen. Die St.-Konrad-Schule wiederum stünde bei keiner Bank in der Kreide und musste daher keine Tilgungen stemmen. „Wir konnten unseren Lehrern sogar ein kleines Taschengeld bezahlen.“ Das sei ein wichtiger Punkt, denn sonst hätte die Schule ihr Personal verloren. Trotzdem ist dieses Problem noch nicht abgehakt: „Wir können den Lehrern kein ausreichendes Gehalt bezahlen.“

Kaum war der Lockdown zu Ende und die Schule könnte Anfang des Jahres wieder öffnen, da stand allerdings die nächste Krise an. Ähnlich wie in Deutschland sind während der Pandemie und in Folge der Ukrainekrise auch in Uganda die Preise explodiert. Dazu kommt für Mpora noch der Verfall des Euros: „Ich bekomme für einen Euro nicht mehr das gleiche wie früher“, sagt er. Eine doppelte Misere für den Geistlichen: Der Euro ist weniger wert, zugleich steigen die Preise.

Dabei bräuchte er das Geld für laufende Bauprojekte an der Schule. Ein neues Gebäude für das Bubeninternat ist inzwischen fertig, bei einem Werkstattbau allerdings fehlen noch das Obergeschoss und das Dach. „Dafür brauche ich umgerechnet etwa 200000 Euro“, schätzt Mpora. Oben drauf kommt noch die spätere Ausstattung, schließlich sind Maschinen für Schlosserei und dergleichen nötig. Für Mpora ist daher klar, dass seine Mission noch lange nicht beendet ist. Im nächsten Jahr will er daher gerne wieder nach Ilmmünster kommen, in ruhigeren Zeiten, so der Wunsch des Geistlichen. „Ich hoffe, dass die Menschen dann mehr Hilfe schenken wollen.“

PK



HINTERGRUND

Die St.-Konrad-Schule in Westuganda bietet eine Ausbildung als weiterführende Schule sowie als Berufsschule. Mädchen und Buben können dort beispielsweise die Arbeit als Maurer, Schreiner, Schneider, Wasserinstallateur, Elektriker und in der Landwirtschaft erlernen. Die Schule wächst: Vor fünf Jahren waren 259 Schüler dort registriert, in diesem Schuljahr sind es 310.

Pastor Mpora als Gründer und Leiter der St.-Konrad-Schule sammelt Spendengelder, um die Einrichtung und auch Patenschaften für einige Kinder zu finanzieren. Wer das Projekt unterstützen will, kann das über das Konto des Münchner Fördervereins bei der Liga-Bank tun: Iban DE3975090300 0002220334, Bic GENODEF1M05. Weitere Informationen gibt es online unter www.stkonradschool.de sowie unter Telefon (0177) 2071700 und per E-Mail an info@stkonradschool.de.

Auch über „handfeste“ Hilfe freut sich Mpora. 2019 beispielsweise kam ein Schreiner aus Österreich und unterrichtete in Uganda. Wer also beispielsweise ein freiwilliges soziales Jahr an der St.-Konrad-Schule verbringen will, kann sich beim Förderverein melden.

PK