Auf die Hochwasserkatastrophe, die den Markt Reichertshofen heimgesucht hatte, blickte Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung zurück. Der Rathauschef beleuchtete auch das Ausmaß der Schäden und informierte über den aktuellen Stand der Dinge.
Der Markt Reichertshofen war am Vormittag des 2. Juni von einem extremen Hochwasser getroffen worden. „Es war vermutlich das größte Hochwasser im Markt seit dem 28. Februar 1784“, so der Rathauschef mit Verweis auf die Orts-Chronik. Kräftiger Dauerregen ließ die Pegel der Paar sämtliche bekannte Höchstwerte überschreiten.
Zunächst ging man von einem hundertjährigen Hochwasser aus und traf Vorbereitungen. Am Samstagnachmittag kamen dann erste Einschätzungen, dass wohl ein extremes Hochwasser abzuwehren sei. Zu dem Zeitpunkt waren bereits 240 Feuerwehrleute aus Berchtesgaden und Mühldorf am Inn zur Unterstützung in den Markt gekommen.
Umspannwerk, Politiker und Notunterkunft
Besonders stark betroffen waren die Anwohner in Starkertshofen, Wolnhofen, Gotteshofen, Stockau und in den paarnahen Bereichen, die teilweise auch evakuiert werden mussten. Aber auch zwischen der Margarethenstraße und dem östlichen Ortsende waren bis in das Industriegebiet alle Bereiche betroffen. Das vorsorglich abgeschaltete Umspannwerk im Gewerbegebiet wurde durch das Hochwasser ebenfalls beschädigt. In der Zweifachturnhalle wurde eine Notunterkunft eingerichtet.
Hochrangige Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesinnenministerin Nancy Faeser sowie der bayrische Ministerpräsident Markus Söder kamen nach Reichertshofen und machten sich selbst ein Bild vom Ausmaß der Katastrophe. „Viele Familien hat das Hochwasser schwer getroffen und hohe Vermögensschäden verursacht“, so der Rathauschef. „Viele konnten sich nicht gegen Hochwasser versichern, für andere waren die Prämien schier unbezahlbar.“ Gegen die erste Not könne die schnelle Soforthilfe des Freistaates Bayern helfen.
Rund 150000 Euro Schaden beim Kindergarten Spatzennest
Die Gemeinde selbst hatte Schäden in Höhe von rund 150000 Euro beim Kindergarten Spatzennest, der in der Nähe der Paar gelegen ist. Der Kindergarten soll ab September wieder öffnen. Die Kindergartenkinder werden derzeit in den Turnhallen der anderen Kitas in Reichertshofen und den Ortsteilen betreut. Weiter gibt es Straßenschäden in Höhe von rund 40000 Euro und Schäden am älteren Bauhof-Gebäude in Höhe von 10000 Euro.
„Die Höhe der Einsatzkosten sind derzeit noch nicht bekannt“, so der Rathauschef. Vermutlich waren über 1000 Einsatzkräfte in Reichertshofen vor Ort. Positiv sei die große Hilfsbereitschaft, der große Zusammenhalt und die Einsatzbereitschaft der Menschen gewesen. Außerdem hätte es zwei große Spendenangebote gegeben: Audi und die Sparkasse Ingolstadt Eichstätt hätten jeweils eine größere Spende angekündigt. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Freudenberger kündigte ebenfalls eine Spende seiner Fraktion in Höhe von 600 Euro für die Feuerwehren im Ort an.
„Befürchtet, wir schaufeln monatelang Schlamm“
Aktuell ist in Reichertshofen nichts mehr von der großen Katastrophe zu sehen. „Wir hatten noch Glück im Unglück“, sagte Franken, und verwies auf die Ereignisse im Ahrtal. „Ich hatte befürchtet, dass wir monatelang Schlamm schaufeln werden.“ Franken informierte auch, dass im Rathaus eine Notstromeinspeisung eingebaut werde. Weitere Gemeinderatsmitglieder berichten von persönlichen Erlebnissen während des Hochwassers.
Arno Jung (FW) kam auf den Tod des Feuerwehrkameraden in Ehrenberg zu sprechen und fragte, wie die Einsatzkräfte abgesichert seien. Aktuell ist der Feuerwehrmann im Todesfall mit 75000 Euro abgesichert. „Damit sind wir im Landkreisschnitt. Pfaffenhofen zahlt allerdings mehr. Eventuell müssen wir uns noch etwas bewegen“, so der Rathauschef. Abschließend sagte Franken: „Die Wassermassen kommen schnell. Sie bleiben kurz. Aber die Menschen haben lange finanziell und psychisch daran zu beißen.“
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