Pfaffenhofen
Regionale Erdbeerbauern von der diesjährigen Saison enttäuscht

Zuviel Regen und auch noch sparsame Kunden

12.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:20 Uhr

Das schmeckt: Mama Pia und Sohn Noah aus Wolnzach pflücken am Erdbeerfeld an der Staatsstraße bei Walkersbach Erdbeeren für den Nachmittagssnack. Foto: Wassermann

Von Simone Diaw

Pfaffenhofen – Rot und prall lachen sie einen derzeit an, zudem locken sie mit ihrem verführerisch, süßen Duft: Erdbeeren haben Hochsaison. Auf Kuchen, im Eis, als Bowle oder einfach nur pur, die aromatischen Früchte werden gerade wieder in allen Varianten verzehrt. Eine lukrative Zeit für die hiesigen Erdbeerbauern, sollte man meinen. Doch die sind heuer gar nicht zufrieden. Das Wetter, hohe Kosten und sparsame Kunden vermiesen auch den regionalen Erzeugern den Umsatz, so die einhellige Meinung der von uns befragten Anbieter.

Das Frühjahr zu trocken, die Ernte zu nass, so fasst Karl Holzner die ungünstige Wetterlage für die Erdbeerfrüchte zusammen. Der Obstgroßhändler hat unter anderem Felder zum Selbstpflücken in Schweitenkirchen und Walkersbach. „Während der Ernte gab es zu viel Regen, somit verderben die Früchte schneller.“ Das bestätigt auch Ingeborg Hagl, die mit ihrem Mann ein Erdbeerfeld in Geisenfeld betreibt. „Durch die hohe Luftfeuchtigkeit faulen die Früchte schneller und stecken noch die anderen an. Wir versuchen zu retten, was zu retten ist, indem wir die faulen Erdbeeren schnell entfernen“, erklärt sie.

Ein weiteres Problem sei, dass sich die Pflanzen heuer nicht so gut entwickelt hätten. „Die Beeren sind zu klein gewachsen und dann zu schnell gereift“, führt Natalija Fersch aus. Ihr Erdbeerfeld befindet sich in Gambach.

Doch nicht nur das Wetter treibt den drei Landwirten die Sorgenfalten auf die Stirn, sondern auch die zurückhaltenden Kunden. „Die Leute sparen“, fasst Holzner kurz und knapp zusammen. Die gestiegenen Kosten für Energie, der Ukrainekrieg und die Coronapandemie halte die Kauflaune der Menschen in Grenzen. „Ich verstehe die Leute, sie müssen sparen, aber leider machen sie das dann meist bei den Lebensmitteln“, zeigt Hagl teilweise Verständnis, „denn in den Urlaub fahren wollen die meisten dann doch“, berichtet sie von Gesprächen mit Selbstpflückern auf ihrem Feld. Und auch diese treffe man nicht mehr so häufig auf den Ernteflächen an. „Die Leute sind wegen des gesellschaftlichen Umbruchs bei der heimischen Ware sehr verhalten“, meint Holzner. Schuld daran, so die einhellige Meinung der drei Erbeerbauern, seien die günstigen Konkurrenzangebote aus dem Ausland. „Unsere Saisonarbeiter bekommen einen Mindestlohn von 10,50 Euro, zudem müssen wir sie für die Dauer ihres Aufenthalts krankenversichern“, erklärt Hagl. In Polen dagegen müssten nur 3,80 pro Stunde gezahlt werden, in Rumänien 3,10 Euro und in Spanien immerhin auch nur rund 5,80 Euro. „Außerdem sind es nicht nur die Pflückkosten“, führt Hagl weiter aus. Hinzu kämen Preise für Dünger, Stroh und neue Pflanzen für das folgende Jahr.

„Bereits im vergangenen Jahr war es keine gute Saison“, bedauert Hagl. „Aber heuer ist es schlimmer, obwohl unsere Preise im Vergleich zum letzten Jahr gleich geblieben sind.“

PK