Expertin im Interview
Prop in Pfaffenhofen: So kann man Spielsüchtigen helfen

23.07.2024 | Stand 23.07.2024, 5:00 Uhr |

Der Suchtverein Prop bietet Hilfe für Spielsüchtige. Foto: Symbolbild/Imago

Riccarda Swart ist Sozialarbeiterin bei Prop und macht aktuell eine Weiterbildung zur Suchttherapeutin. Im Interview erklärt sie, was man als Angehöriger von Spielsüchtigen tun kann und wie man eigentlich erkennt, ob man süchtig ist.

Lesen Sie hier den Bericht eines Betroffenen.

Der Suchthilfeverein Prop bietet jeden Dienstag in seiner Beratungsstelle in Pfaffenhofen eine Sprechstunde ohne Anmeldung von 17 bis 18 Uhr an. Betroffene und Angehörige können sich auch per E-Mail an pfaffenhofen@prop-ev.de wenden, telefonisch unter (08441) 89060 einen Termin vereinbaren oder sich über die Plattform Playchange beraten lassen. Der Verein hat Außenstellen in Manching und Wolnzach. Beratungen sind kostenfrei und auf Wunsch anonym.

Frau Swart, woran erkennen Menschen mit Spielsucht, dass ihr Verhalten zum Problem geworden ist?
Riccarda Swart: Sie bemerken das, wenn sie einen innerlichen Zwang haben zu spielen. Oder wenn sie schon finanzielle Probleme haben, es in der Partnerschaft bereits kriselt und sie trotzdem nicht aufhören können. Das sogenannte Chasing ist häufig. Das bedeutet, dass Betroffene immer weiterspielen, weil sie das Verlorene wieder reinholen wollen. Es gibt noch mehr Anzeichen, etwa dass der Einsatz gesteigert wird. Die meisten fangen mit kleineren Einsätzen an und erhöhen sie immer weiter.
Was sind Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen?
Swart: Viele haben Schulden, auch wirklich hohe. Oder Eheprobleme, denn ein weiteres Symptom ist das Verheimlichen – und darunter leidet oft die Beziehung. Manche spielen auf der Arbeit und haben dann dort Ärger.

Was können Angehörige tun, wenn sie von der Spielsucht erfahren?
Swart: Das kommt auf den Betroffenen an. Wenn er nicht bereit ist, etwas zu ändern, dann ist es für Angehörige wichtig, sich um sich selbst zu kümmern. Auch sie haben die Möglichkeit, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Wenn der Betroffene sich sein Problem eingesteht und Hilfe will, dann sollten sie ihn unterstützen. Man könnte als Ehepartner etwa mit ihm gemeinsam regeln, dass nur man selbst einen Zugriff aufs Konto hat. Und für das Umfeld gilt: kein Geld leihen.

Für den Betroffenen wäre der Gang zur Beratungsstelle wohl der erste Schritt zur Veränderung.
Swart: Genau. Oder sich an das Sperrsystem Oasis zu wenden. Alle legalen Glücksspielanbieter müssen dort angebunden sein und der Betroffene kann beantragen, dass er überall gesperrt wird. Dann kann er auch online nicht mehr spielen.

Wobei es Wege geben soll, die Sperre zu umgehen.
Swart: Die gibt es. Häufig ist es so, dass Betroffene sich sperren lassen und dann denken, sie bräuchten keine Hilfe mehr. Das ist oft ein Trugschluss. Es ist wichtig, trotzdem in einer Beratungsstelle Hilfe zu suchen.

Wie hilft Prop?
Swart: Wir beraten, stellen einen Erstkontakt her. Die Betroffenen kommen und man schaut einfach, was jeweils der beste Weg für sie ist. Wir können sie in stationäre Therapieeinrichtungen vermitteln oder eine ambulante Therapie bei uns anbieten. Wir machen Paarberatung, helfen bei Problemen mit Schulden. Wir sind auch online auf Playchange zu finden. Das ist besonders für Leute, die noch anonym bleiben wollen, interessant.

PK

Das Gespräch führte Christine Zinner.



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