Kaffee, Buttermilch, Wraps und zwei Rollen Klopapier! Brigitte kann es gar nicht recht glauben. „Für mich ist jetzt schon Weihnachten“, freut sich die Manchingerin und lacht.
Überhaupt lacht Brigitte gerne und oft. Sie ist eher der Typ Mensch, bei dem das Glas halb voll ist und nicht halb leer. Nur immer das Negative am Leben sehen, bringe einen ja auch nicht weiter.
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Seit 2013 gehe sie regelmäßig zur Tafel, um sich mit dringend benötigten Lebensmitteln, Drogerieprodukten oder etwas Besonderem wie eben einem Pfund Kaffee zu versorgen. Brigitte ist eine von 130 Frauen und Männern, die von der Manchinger Tafel unterstützt werden. Donnerstags kämen vor allem langjährige Stammkunden, die sich untereinander kennen. Da werde natürlich auch viel geratscht, wie Brigitte erzählt.
„Keiner hier muss sich dafür schämen“
Schon weit vor Beginn der Ausgabe um 14 Uhr versammelt sich das erste Grüppchen vor der Eingangstür und wartet gespannt, was die Mitarbeiterinnen heute eingepackt haben. Die meisten schätzen ihre Privatsphäre, Namen nennen sie ungern. „Mir macht das nichts aus“, zuckt Brigitte die Schultern. „Es ist alles so teuer geworden. Keiner hier muss sich dafür schämen, nur weil er sich Hilfe bei der Tafel holt.“
„Für mich war und ist es nicht einfach, zu erzählen, dass ich auf die Tafel angewiesen bin“, gibt eine Frau aus Baar-Ebenhausen zu. Es habe sie sehr große Überwindung gekostet, damals vor zwölf Jahren, als sie zum ersten Mal vor der Tafel stand. Die Baar-Ebenhausenerin kann aufgrund einer Erkrankung ihren Beruf nicht mehr ausüben. Die Entscheidung, zur Tafel zu gehen, war gut. „Aber ich habe auch keine andere Wahl. Das Geld reicht gerade so, auf die Seite legen kann ich nichts oder meinen Enkeln mal eine Kleinigkeit kaufen“, erzählt sie sichtlich aufgewühlt. Auch nach so vielen Jahren ist das Thema schwierig für sie. Sie hoffe, dass ein, zwei Schoko-Nikoläuse in den Tüten sind. Die schenkt sie dann ihren Enkeln zum Nikolaus.
Ein Querschnitt der Gesellschaft
„Um die erste Scheu zu nehmen, kann man den Ausweis, der zum Einkauf berechtigt, auch online beantragen und holt ihn ab, wenn wir keinen Kundenverkehr haben“, so Christine Kesselring, Mitbegründerin und Vorsitzende des Vereins Manchinger Tafel. Vor finanzieller Not sei keiner gefeit. Zu den Tafel-Kunden in Manching zählen junge Familien, alleinerziehende Mütter, Rentner. Menschen, die ihre Arbeit aus irgendeinem Grund verloren haben oder dieser nicht mehr nachgehen können. Ein Querschnitt der Gesellschaft eben. Und wenn sie auch lieber anonym bleiben möchten, von ihrem oft auch beschwerlichen Leben, erzählen sie bereitwillig. In Manching, aber auch Vohburg, Reichertshofen, Geisenfeld seien sie zuhause. Mit ihren Tüten und Taschen fahren sie umständlich mit dem Bus, bilden Fahrgemeinschaften oder haben Freunde, die sie einmal die Woche fahren, wenn kein eigenes Auto in der heimatlichen Garage steht.
Auch mal Danke sagen: Das ist doch wichtig
So unterschiedlich ihre Herkunft, ihr Alter, ihre Lebenssituation auch ist, alle sind sich einig: Die Tafel ist eine große Hilfe. „Ich bin 86 Jahre und komme schon seit der Eröffnung vor 20 Jahre zur Manchinger Tafel, weil die Rente viel zu klein ist. Die Miete wurde auch schon wieder erhöht. Ich wohne gleich dort drüben“, zeigt die ältere Dame ins Donaufeld mit seinen Wohnblöcken. Einmal sei für längere Zeit der Fahrstuhl ausgefallen. Sie war krank im Bett gelegen, konnte die Treppe nicht allein bewältigen. „Da hab ich gar nichts gehabt.“ Auf die Nachbarschaft sei man dann angewiesen.Brigitte wohnt im selben Haus und nickt. Ihr ist es auch wichtig, mal Danke zu sagen. Einen Brief habe sie an Christine Kesselring und die Tafel-Mitarbeiter geschrieben. „Manche Leute werden unverschämt, wenn sie warten müssen oder etwas Bestimmtes nicht in der Tüte haben. Das finde ich nicht gut. Darum habe ich in dem Brief einfach mal Danke gesagt für alles, was die Mitarbeiter für uns tun. Habe ein Schleifchen herum gebunden, und alle haben sich sehr gefreut. Man möchte ja etwas zurückgeben. Danke sagen ist doch wichtig!“
Einkaufsgutschein zu Weihnachten
Auch Kesselring ist dankbar: für die vielen Geld- und Sachspenden, für die Arbeit ihres Teams, für die netten Worte der Kunden. Sie kennt alle mit Namen und weiß, worüber sich ein jeder besonders freut. Waschmittel, Süßigkeiten, frisches Obst und Gemüse, Gewürze, Futter für das Haustier und vor allem der Einkaufsgutschein zu Weihnachten seien sehr beliebt. „Mit dem können die Kunden dann in einer Metzgerei oder im Supermarkt auch mal ein gutes Stück Fleisch für den Weihnachtsbraten kaufen.“ Am 18. Dezember ist der letzte Öffnungstag in diesem Jahr, dann hat die Manchinger Tafel bis nach Dreikönig geschlossen. „Darum packen wir in den Wochen vorher auch mal mehr in die Tüten, damit alle die Zeit überbrücken können.“
Im neuen Jahr beginnt eine aufregende Zeit: Es stehen Neuwahlen an, Kesselring wird die Leitung der Manchinger Tafel nach 20 Jahren abgeben. „Es wird weitergehen“, beschwichtigt sie. Und die Menge vor der Tafel raunt: „Es muss. Ohne Tafel geht’s nicht.“
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