„Davon habe ich auch schon was gehört.“ „Ist sicher nicht wahr.“ „Wir wissen von nichts.“ „Das ist bestimmt nur ein Gerücht.“ In Reichertshofen (Landkreis Pfaffenhofen) wird seit ein paar Tagen zunehmend gerätselt: Wird das Novita-Seniorenzentrum geschlossen? Tatsächlich ist eine Entscheidung gefallen.
Fragen, die sich anschließen, lauten: Warum? Kommen in das Gebäude nun Asylbewerber? Oder, viel entscheidender für die Betroffenen: Wo kommen die Bewohner der Anlage unter? Fest steht: Das Seniorenzentrum wird zum 30. Juni geschlossen. Das hat die Novita GmbH dem DONAUKURIER bestätigt. Die Bewohner können oder sollen in andere Einrichtungen der Novita GmbH mit Sitz im niederbayerischen Eggenfelden umziehen – nach Baar-Ebenhausen, Hohenwart oder auch Pfaffenhofen.
Massiver Kostendruck
Die Gemeinde Reichertshofen erfuhr am vergangenen Donnerstag per Anruf davon, dass zumindest ein Bewohner per Brief über die nahende Schließung informiert wurde. Die Gemeinde war im Vorfeld über die Entscheidung der Novita-Gruppe nicht informiert worden, auch nicht im Vertrauen. Auf Nachfrage der Verwaltung in Eggenfelden, wo die Novita GmbH beheimatet ist, erreichte das Rathaus per Mail die Pressemitteilung „Vorübergehende Betriebseinstellung des Senioren-Zentrums Reichertshofen“, unterschrieben von Novita-Geschäftsführer Florian Pichlmayr.
„Seit der Corona-Pandemie und deutlichen Folgen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine sind viele Pflegeheime in Deutschland unter massiven Kostendruck geraten. Dies gilt auch für das Seniorenzentrum der Novita-Gruppe in Reichertshofen. Der Betrieb der Einrichtung ist aktuell nicht weiter möglich.“ Ein genaues Datum ist in dieser Nachricht nicht aufgeführt.
Umzüge organisiert und zahlt Novita
Laut Novita-Schreiben bekommen „alle Beteiligten in den nächsten Tagen persönlich zugeschnittene Angebote unterbreitet“. Ein Mann, der am Montag seine Mutter besucht, sagt: „Wir brauchen kein solches Angebot. Ich bin froh, dass meine Mutter in einem nahe gelegenen Seniorenheim wohnt.“ Da das Zentrum komplett geschlossen wird, sind die Angestellten ebenfalls betroffen. Novita betont schriftlich: „Auch die Mitarbeitenden erhalten neue Arbeitsplatzangebote in den umliegenden Seniorenzentren der Novita-Gruppe.“ Die Umzüge der Senioren werden durch Novita organisiert und entstehende Kosten übernommen.
Das Schreiben schließt mit dem Satz: „Die Novita-Gruppe bedauert diesen notwendigen Schritt sehr und ist sich der Tragweite für die Bewohnerinnen und Bewohner, deren Angehörige sowie der treuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst.“
Für über die Pressemitteilung hinausgehende Fragen war bei der Novita-GmbH am Montag niemand zu erreichen.
DK
Zu den Kommentaren