Von Karin Trouboukis
Wolnzach – Die roten Plakate in den Schaufenstern bestätigen das, was schon seit vielen Monaten kursiert. Am 15. Juni wird im Wolnzacher NKD-Markt zum letzten Mal die Kasse klingeln, die Kette schließt das Geschäft im Zentrum damit fast auf den Tag genau 34 Jahre nach seiner Eröffnung an übrigens geschichtsträchtigem Ort: Denn vor 50 Jahren hatte dort mit dem „EKZ“ das allererste Wolnzacher Einkaufszentrum die Kunden beeindruckt.
Die Peripherie war damals noch buchstäblich grüne Wiese (oder Hopfengarten), zum Einkauf beim Kramer, Bäcker oder Metzger ging man mit Korb oder Tasche. Ein Einkaufswagen, in den man neben Waschmittel, Aufschnitt und Nudeln auch für damalige Zeiten noch geradezu exotisch anmutende Tiefkühlpizzen packen konnte, war Anfang der 1970er Jahre noch keineswegs alltäglich. Und genau den gab es aber im „EKZ“, dem ersten Wolnzacher Einkaufszentrum. Eröffnet in einem gerade fertig gestellten Neubau an der Klosterstraße 3 mit Keller, rund 380 Quadratmeter Ladenfläche im Erdgeschoss und sechs Wohnungen oben drüber.
Lange hatte der damalige Eigentümer – der Eisenwaren-Kaufmann Ignaz Wallner, hatte 1968 das direkt neben seinem Wohn- und Geschäftshaus liegende Anwesen mit Gaststätte und Saal gekauft – für seine Vision gekämpft. Das weiß der heutige Eigentümer Michael Beer aus Erzählungen, denn Ignaz Wallner war sein Großvater, der Vater seiner Mutter. „Der Opa hatte immer schon die Idee, ein Kaufhaus mitten im Ort zu haben, so, wie den Urban in Pfaffenhofen.“
1972 dann war es soweit, im „EKZ“, betrieben übrigens von der Familie Anzinger aus Geisenfeld, gab es alles in einem Laden und das in großer Auswahl. Der erste große Supermarkt dieser Art wurde zur Attraktion, weil es etwas Vergleichbares damals ja noch kaum gab. Nach einem Pächterwechsel 1987 – aus dem „EKZ“ wurde der „Frischmarkt“ der Familie Schwarz – betrieb Edeka diesen Markt als Supermarkt weiter und als nächster Pächter folgte dann schon die Handelskette, die jetzt 34 Jahre dort Mieter war: „Diese NKD-Filiale war damals die erste im Umkreis“, weiß der Eigentümer. Am 9. Juni 1988 konnten die Kunden dort zum ersten Mal einkaufen, als besondere Angebote lockten „modische Damen-Blazer“ für 29,95 D-Mark, „Herren-Cityhemden“ für 8 D-Mark oder „Pitralon After Shave“ für 6,99 D-Mark. 34 Jahre lang war die Handelskette Mieter der Eigentümerfamilie Beer, etliche Pachtverlängerungen hat es in dieser Zeit gegeben: „Es war nicht immer einfach, aber wir haben uns immer geeinigt.“ Dass die Handelskette nun nicht mehr verlängert hat, sei für die Familie dann doch überraschend gekommen. Verschiedene Gründe vermutet sie als Ursache: „Vielleicht hat auch Corona und die Zunahme des Online-Einkaufs eine Rolle gespielt“, meint Michael Beer. Dass es nun ausgerechnet den Wolnzacher NKD-Markt trifft, während die Märkte in Geisenfeld, Mainburg und Au noch weiter laufen, führt er auf das Auslaufen des Mietvertrages zurück. „An uns“, sagt er, „lag es jedenfalls nicht. Wir hätten gerne weitergemacht.“
Aber was geschieht nun mit dem 380 Quadratmeter großen Laden mit der 19 Meter breiten Ladenfront an der Klosterstraße? „Im Moment ist noch alles offen“, sagt er Eigentümer, den die wilden Spekulationen um die künftige Nutzung oft schmunzeln lassen. „Wir wollen auf jeden Fall wieder eine Nutzung, die zu diesem Standort mitten im Wolnzacher Zentrum passt“, sagt Michael Beer. Interesse sei da, auch Besichtigungen habe es schon gegeben.
Im Moment sei noch alles offen und nur eines schon sicher: „Es wird hier auf keinen Fall eine Gastronomie kommen.“ Und auch kein Spielkasino. Auch dieses Gerücht hatte nämlich schon die Runde gemacht.
WZ
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