Steinkirchen/Ilmmünster
Narrhalla Ilmmünster und OCV Steinkirchen inthronisieren ihre neuen Faschingsregenten

13.11.2022 | Stand 25.10.2023, 10:18 Uhr

Von Albert Herchenbach

Steinkirchen/Ilmmünster –Im Märchen hätte der König die Zugbrücke zum Schloss hochgezogen: Wenn niemand um die Gunst der Prinzessin buhlen will, bitte schön. Diesen Stolz kann sich der Steinkirchener Faschingsverein OCV nicht leisten, er ist kein Königreich, sondern wird regiert von einem Prinzenpaar. Bis 27 Stunden vor der Inthronisation hat die Präsidentin Andrea Dick gezittert, ob der Prinz, um im Bild zu bleiben, einreitet. Jetzt kann die Faschingssaison beginnen: Der OCV konnte am Freitagabend pünktlich um 20.11 Uhr mit Patricia I. und Sebastian II. das neue Regentenpaar präsentieren. Zeitgleich krönte die Narrhalla Ilmmünster ihre Monarchen: Elisabeth I. und Florian II. halten bis Aschermittwoch das Zepter in der Hand.

Beide Faschingsgesellschaften machen’s gern spannend und enthüllen das Geheimnis um ihre neuen Prinzenpaare erst bei der Inthronisation jeweils am Elften im Elften. Bei der Narrhalla, die sich im Hettenshausener Gasthof Schrätzenstaller getroffen hatte, wurden vier in Mönchskutten verkleidete Gestalten, mit Kapuzen über den Köpfen, zur Bühne geführt. Dort erwartete sie in Soutane und mit Birett auf dem Kopf vor einem Altaraufbau ein „Priester“, der dann das Geheimnis dem Wortsinn nach lüftete und dem zukünftigen Prinzenpaar unter Applaus und Helau der über 100 Gäste die Kapuzen vom Kopf zog. Die beiden, die auch im wirklichen Leben ein Paar sind, haben schon vor Monaten der Präsidentin Marion Summerer das Jawort gegeben: Ja, wir machen’s für die Saison 22/23!

So entspannt hätte es sich Andrea Dick auch gewünscht. Vor einem dreiviertel Jahr, berichtet sie den 80 Vereinsmitgliedern im Reichertshausener Golfrestaurant Holzhofer, hat sie begonnen, ein Prinzenpaar zu suchen. Die 28-jährige Patricia Langenegger, ein Vereinsmitglied aus Pischelsdorf, war rasch gefunden, aber der Prinz ließ auf sich warten. Dick bat alle Vereinsmitglieder, Ausschau zu halten. Ohne Erfolg. „Man muss ja auch Zeit dafür aufbringen“, hat Alexandra Salvermoser, die Dritte Präsidentin, ein gewisses Verständnis für die zahlreichen Absagen. Schließlich, kurz vor Schluss, stieß man auf Sebastian Franz, der als Brauer in Pfaffenhofen arbeitet und in Reichertshausen wohnt. „Das kommt aber jetzt sehr plötzlich“, fühlte sich der 24-Jährige überrumpelt und bat um Bedenkzeit.

Den Entscheidungsprozess hat Präsidentin Dick minuziös im Kopf. Anruf Mittwoch beim Prinzen in spe: Macht er’s? „Ich muss noch mal drüber schlafen“, beschied ihr Sebastian. Anruf Donnerstag: Nicht erreichbar. Dafür rief die PK-Redaktion bei Dick an: Was denn jetzt wäre? In der Freitagsausgabe will man Vollzug melden. Dick vertröstete. 16.45 Uhr erneuter Anruf der PK-Journalistin. Dick: „Ich hab‘ noch keinen Rückruf.“ „Aber ich habe um 17 Uhr Redaktionsschluss“, gab die Journalistin zu bedenken. 17.37 Uhr dann der erlösende Anruf von Sebastian: Er macht’s!

Am nächsten Morgen um exakt 10.05 Uhr stellte ihn die Präsidentin seiner Prinzessin vor, der er bis dahin noch nie begegnet war. Sein erster Eindruck? „Ich war begeistert“, strahlt der Prinz. Patricias Kommentar ist ein wenig emotionsloser: „Das passt. Ich glaube, das wird eine gute Zeit.“ Ihr Prinz: „Das ist alles so spannend, ich freue mich auf die Saison.“

Das Narrhalla-Prinzenpaar ist da schon weiter. Elisabeth Sturm (29), Regens-Wagner-Mitarbeiterin bei den offenen Hilfen, hat Florian Neubauer 35) im Sommer beim Open-Air-Festival auf dem Pfaffenhofener Freibad-Gelände kennengelernt und eine gemeinsame Leidenschaft entdeckt: Musik und Tanzen. Sturm war schon 2020 als Prinzessin ausgeguckt worden, aber dann zerbrach die Beziehung zu ihrem Prinzen, mit dem sie in der kommenden Faschingssaison über die Bühnen des Landkreises wirbeln wollte. Wegen Corona hatte sich das Thema dann ohnehin erledigt.

Ihre Tanzbegeisterung bringt Sturm seit zwei Jahren bei der Narrhalla ein: Sie trainiert mit Anna Schrätzenstaller der Kindergarde. Neubauer kennt den Verein nur von den Faschingsauftritten auf dem Hauptplatz, aber schon jetzt weiß er: „Das ist unser Ding!“ Die beiden haben bereits – so wie auch das OCV-Paar – für die beiden Wochen vor Aschermittwoch Urlaub eingereicht. Kein Problem: „Meine Chefin fiebert mit mir“, freut sich Elisabeth I. Ihr Prinz, ein gelernter Kaminkehrer, schult gerade zum Fachinformatiker um.

Den Jubel und brausenden Applaus in den beiden Veranstaltungssälen dürfen die beiden Prinzenpaare als Rückenwind verstehen, was bei Elisabeth I. überflüssig ist. Wenn man sie nach ihrem Namen fragt, antwortet sie: „Sturm – wie der Wind.“

PK