Pfaffenhofen
Mythos Bauhaus: Klare Formsprache der Zweckmäßigkeit

Fotoausstellung in der Kunsthalle Pfaffenhofen eröffnet

27.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:52 Uhr

In der Kunsthalle sind die Fotografien des Berliner Fotografen Jean Molitor zu sehen. Foto: Bornemann

Von Dorothee Bornemann

Pfaffenhofen – „Bauhaus in Bayern und in aller Welt“, so lautet der Titel, der am Freitag mit einer Vernissage eröffneten Ausstellung in der Kunsthalle in Pfaffenhofen. Der neue Pfaffenhofener Kunstverein zeigt Fotografien des Berliner Fotografen Jean Molitor. Seit 2009 ist dieser in Deutschland und in der ganzen Welt auf Spurensuche nach architektonischen Zeitzeugnissen der klassischen Moderne. Die rund 150 Bilder der Ausstellung zeigen den großen Einfluss der Architekturschule des Bauhaus auf die Architektur in der ganzen Welt.

Zur Ausstellungseröffnung begrüßte die Vorsitzende des Neuen Pfaffenhofener Kunstvereins Karin Probst die anwesenden Gäste und dankte in ihrer Rede all jenen, die diese Ausstellung erst möglich gemacht haben. Neben den Aktiven des Kunstvereins vor allem der Stadt Pfaffenhofen, dem Verein Kulturerbe Bayern, der Sparkasse Pfaffenhofen und der promovierten Kunsthistorikerin Kaija Voss (kleines Foto), die anschließend eine Einführung in die Ausstellung gab. Darin nahm sie die Besucher mit auf einen Rundgang durch die Ausstellung, beginnend mit dem Naheliegenden, dem Bauhaus in Bayern. An vielen Orten ließen sich Gebäude finden, zum Beispiel in München verschiedene Post- und Paketzustellämter, die Kraftwagenhalle in Füssen oder auch Fabrikgebäude in Selb oder Weiden. Auch in Pfaffenhofen erkenne man Spuren: Das mittlerweile liebevoll restaurierte ehemalige Verstärkeramt ist Teil der Ausstellung.

Die übrigen Bereiche der Ausstellung zeigen Gebäude in den unterschiedlichsten Regionen der Welt, Europa, Afrika, Karibik oder Asien – überall finden sich Gebäude in der ästhetischen Formsprache des Bauhaus. Einem traurigen Kapitel deutscher Geschichte spürt die Ausstellung mit Werken jüdischer Architekten nach. Mit der Machtergreifung und dem Verbot der Bauhausschule wurden diese die Emigration gezwungen. So trugen sie die Ideen des Bauhaus in alle Welt, unter anderem entstand so die weiße Stadt in Tel Aviv, seit 2003 Teil des Unesco-Weltkulturerbes.

Allein durch ihre Größe fallen vier Fotografien dem Betrachter sofort ins Auge:Wand füllend zeigen sie, dass gute Architektur auch an eher unerwarteten Stellen zu finden ist, sind doch auf drei der vier Bilder Tankstellen in aller Welt abgebildet. Die klare Formsprache macht aus diesen Zweckbauten architektonische Besonderheiten, Schönheit an unerwarteten Orten, die an einen Flugzeugträger erinnernde Tankstelle in Eritrea wurde ebenfalls zum Weltkulturerbe ernannt. Alle Fotografien entstanden im Rahmen des Projektes „bau1haus“. In einer Mischung aus Dokumentation und Kunstprojekt sollen Gebäude in aller Welt, die sich der klassischen Moderne zuordnen lassen, fotografisch dokumentiert werden. Daraus entwickelt sich ein Wettlauf gegen die Zeit, erfahren die Gebäude doch nicht immer Wertschätzung und Bestandsschutz. Ihr Alter und ihre Bausubstanz, in tropischen Ländern auch das Klima, setzen ihnen zu, auch wirtschaftliche Interessen führen dazu, dass manches Fotomotiv heute nicht mehr existiert. Der Fotograf Jean Molitor wird so zum Chronisten einer Bauepoche, im besten Fall zum Lobbyisten für deren Erhalt. Sein allererstes Projekt 2009 in Burundi erzählt so eine Erfolgsgeschichte: Die von ihm damals abgelichteten Gebäude sollten weitgehend abgerissen werden. Dank einer Ausstellung konnten etliche dieser Gebäude erhalten bleiben.

PK