Pfaffenhofen
Mittwochs öffnet das Pfaffenhofener Freibad schon um 6.30 Uhr – Wer springt denn in aller Herrgottsfrüh ins Wasser?

50 Bahnen vor dem Frühstück

05.07.2022 | Stand 25.10.2023, 10:19 Uhr

Frühsport: Johannes Hauber ist Triathlet und schwimmt zweimal die Woche vor der Arbeit 50 Bahnen. So ambitioniert sind nicht alle Frühschwimmer im Pfaffenhofener Freibad, freuen sich aber dennoch, dass sie immer mittwochs schon um 6.30 Uhr ein paar Bahnen ziehen können. Fotos: Herchenbach

Von Albert Herchenbach

Pfaffenhofen – Die Stadt schläft noch. Es ist Mittwochfrüh kurz nach sechs. Am Schleiferberg zieht ein älterer Herr den Rollladen hoch und streckt den Kopf aus dem Fenster, um es gleich wieder zu schließen; offensichtlich zu frisch draußen. Die Bäckerei-Verkäuferinnen am Hauptplatz sortieren die Semmeln in die Auslagen, ehe die Kundschaft kommt, im menschenleeren Bürgerpark trabt einsam ein Jogger. So früh schon Sport? Respekt! Wer so denkt, kennt nicht die Frühschwimmer im Freibad.

Bäderchef Florian Brunthaler hatte die Idee, in dieser Saison an einem Tag in der Woche das Bad statt um acht schon um halb sieben zu öffnen, um Berufstätigen die Chance zu geben, vor der Arbeit ein paar Bahnen zu ziehen. Aber gibt’s dafür tatsächlich ein Bedürfnis?

6.20 Uhr. Zwei Männer, einer 32, der andere exakt doppelt so alt, warten am Haupteingang, dass die Kassenautomaten und die Scanner für die Einlass-Drehkreuze freigeschaltet werden. Johannes Hauber, der jüngere der beiden, kommt aus Kempten im Allgäu und ist wegen einer Fortbildung in Pfaffenhofen. So früh schon Sport? Er sei Triathlet, verrät er, Radfahren, Laufen und Schwimmen sind seine Disziplinen. Zwei Stunden trainiert er täglich, jeden zweiten Tag schwimmt er 50 Bahnen. Davon kann ihn auch eine Fortbildung nicht abhalten.

„So viel mach’ ich nicht“, sagt Franz Rothbucher, der neben ihm wartet. Der 64-Jährige ist im Vorruhestand, er war Briefträger bei der Post. „Sechs Kilometer bin ich jeden Tag gelaufen“, sagt Rothbucher, „die Bewegung fehlt mir.“ Ein Sechstel der Strecke krault er jetzt, und zwar täglich. Aber schon um halb sieben? „Von mir aus könnte das Bad schon um sechs aufmachen.“

Kathrin Maier, Amtsleiterin bei der Stadt und zuständig für Bildung und Soziales, ist ebenfalls Frühaufsteherin. Vor der Arbeit schwimmen? Genial, sagt Maier, es könnte noch früher sein. Ohne Frühstück? Den Kaffee gibt’s anschließend, verrät sie.

6.30 Uhr, die Dreiergruppe zwängt sich mit leichtem Gepäck durchs Drehkreuz. Handtuch, Badekappe und Schwimmbrille reichen. Die drei sind nicht die ersten im Becken. Sechs Schwimmer haben mit ihren Saisonkarten den kürzeren Weg über den Eingang an der Hirschbergerwiese genommen.

6.50 Uhr. Inzwischen pflügen zwei Dutzend Schwimmer durchs Wasser. Die Außentemperatur beträgt frische 17 Grad. Drinnen ist’s wärmer als draußen: Das Schwimmerbecken ist auf 26 Grad beheizt. 20 bis 30 Schwimmer, sagt Bäderchef Brunthaler, springen zuverlässig jeden Mittwoch in aller Früh ins Wasser. Dazu gehört auch Hubertus von der Heyden. Der 79-Jährige kommt täglich mit seiner Frau, schwimmt sieben Bahnen und geht dann nach Hause zum Frühstücken. Aber ein Rentner wie er könnte sich doch ausschlafen? „Man hat mehr vom Tag“, sagt der Senior.

Das ist auch das Argument von Julia Thaler. „Als Studentin“, erklärt sie, „hat man tagsüber nicht so viel Zeit.“ Und im Übrigen: Das Schwimmen hier sei ja schon ihre zweite Sport-Einheit. Sie sei Triathletin und zuvor schon zwei Stunden mit dem Rad gefahren. Ihr übliches Trainingspensum.

Konrad Halbritter kann da locker mithalten. Er ist Rettungsschwimmer, fest angestellter Mitarbeiter bei den Pfaffenhofener Bäderbetrieben und wohnt in Ingolstadt. Den Weg zur Arbeit nimmt er mit dem Rad. 30 Kilometer. Mit Rückfahrt 60. Es gibt Pfaffenhofener, die in Ingolstadt arbeiten und denen der Weg zunehmend lästig wird. „Die fahren sicher mit dem Auto“, vermutet Halbritter. Radeln sei Genuss.

7 Uhr. Es fängt an zu nieseln. Gefühlte Regentemperatur: 15 Grad, eher weniger. Dann doch lieber noch eine Bahn im Warmen ziehen, ehe es um acht voller wird. Dann kommen die „Frühschwimmer“, eine eingeschworene Gemeinschaft, die neben Handtüchern auch noch Thermoskannen in den Sporttaschen mit sich führen. Schwimmen als geselliges Ereignis am Beckenrand. Um elf, weiß Brunthaler, kommt dann der nächste Schwung. Und richtig voll – wenn das Wetter mitspielt – wird’s nachmittags um drei. Dann kommen die Schulkinder.

Der Bäderchef möchte jeder Bedürfnisgruppe gerecht werden. Geplant ist, donnerstags das Bad bis 21 Uhr zu öffnen. Ein Angebot für Berufstätige, die keine Frühaufsteher sind. Und noch eine Gruppe hat Brunthaler ausgemacht, die zumindest in Bayern vernachlässigt wird: die Hundebesitzer. Die Vierbeiner dürfen im Freistaat nur sehr eingeschränkt in die Badeseen. Ende September, nach Saisonschluss und wenn sich das Chlor weitgehend abgebaut hat, dürfen sich Bello, Lumpi und Lucky ins Pfaffenhofener Freibad stürzen.

Diese Angebote gibt es außerdem in der Region um Pfaffenhofen:

Freibad Ainhofen: Offiziell ist das von einem Verein betriebene Freibad in Ainhofen ab 9 Uhr geöffnet. Der Vorsitzende Johann Reif ist aber meistens schon wesentlich früher da und lässt Frühschwimmer ins Bad. So zieht Jetzendorfs Altbürgermeister Richard Schnell beispielsweise meist schon weit vor 9 Uhr seine Bahnen. Auch am Abend nehmen es die Verantwortlichen nicht so genau mit dem offiziellen Badeende um 20 Uhr. „Falls dann noch immer einige Badehungrige da sind, kann es auch mal länger dauern“, heißt es auf der Homepage. Das Bad mit seinem kleinen Biergarten ist so an schönen Tagen ein beliebter Treffpunkt – auch in den Abendstunden.

Warmbad Irsching: Im Freibad im Vohburger Ortsteil Irsching gibt es kein Angebot für Frühschwimmer. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 10 bis 20 Uhr und von 10 bis 19 Uhr am Wochenende.

• Freibad Wolnzach: Schon seit Jahrzehnten gibt es das Frühschwimmer-Angebot in Wolnzach. Frühaufsteher können im Freibad montags bis freitags bereits zwischen 6 und 8 Uhr ihre Bahnen ziehen. Aktuell sind laut Marktgemeinde 61 Frühschwimmer registriert – damit sind nach einem längeren Aufnahmestopp nun wieder Kapazitäten frei. Voraussetzungen für die Teilnahme sind eine Saisonkarte und eine einmalige Aufnahmegebühr von 30 Euro. Wer zum jetzigen Zeitpunkt noch einsteigen möchte, kann dafür auch Zehnerkarten nutzen, als Einmalgebühr fallen nur noch 15 Euro an. „Wir sind ja bereits mitten in der Saison“, so Monika Retzlaff von der Marktgemeinde. Interessierte können zu den Frühschwimmer-Zeiten einfach vorbeikommen und gerne auch schnuppern. Als Aufsicht wechseln sich Anja Hartmann und Susanne Mükschi-Küper ab, sie stehen auch als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.

Freibad Ingolstadt: Den Frühschwimmern steht an der Jahnstraße zweimal in der Woche das 50-Meter-Becken zur Verfügung – und zwar am Dienstag und am Donnerstag jeweils von 6.30 bis 8 Uhr. Der Eintritt kostet für einen Erwachsenen mit der Einzelkarte 4,60 Euro (vergünstigt drei Euro); es gibt zudem Familien- und Zeitkarten.

PK