Geisenfeld
Mit neun Jahren ein Reit-Champion

Emanuel Gebert aus Geisenfeld gewinnt in Lyon internationales Mega-Event in der Westernreit-Disziplin Reining

10.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:34 Uhr

Anhalten aus vollem Galopp mit Rutschen über den Sand: Der erst neunjährige Geisenfelder beim Sliding Stop, einem besonders beeindruckenden Manöver bei der Westernreit-Disziplin Reining. Fotos: Wanted Photography

Lyon/Geisenfeld – Zweimal Champion bei einem internationalen Westernreiter-Wettbewerb: Dieses Kunststück ist im französischen Lyon dem erst neunjährigen Emanuel Gebert aus Holzleiten gelungen. Der Grundschüler holte seine in Fachkreisen als Sensation eingestuften Erfolge im Reining, einer Art Dressur-Disziplin des Westernreitens (siehe Kasten unten).

Das European Derby der National Reining Horse Association (NRHA), das jetzt in Lyon stattfand, ist ein internationaler Wettbewerb für sechs- bis neunjährige Pferde und Treffpunkt der besten Pferde und Reining-Reiter Europas. Für die Reiter gibt es dabei keine Altersbeschränkungen. Der erst neunjährige Emanuel Gebert aus Geisenfeld, der mit seinen Eltern und zwei Pferden nach Frankreich reiste, hatte sich also mit viel erwachsener Konkurrenz auseinanderzusetzen.

Emanuel, der die vierte Klasse der Geisenfelder Grundschule besucht, ist mit Pferden und mit dem Reining-Sport aufgewachsen. Zuhause in Holzleiten stehen dafür nicht nur ein Halle, sondern auch ein Reitplatz zur Verfügung. Vater Markus Gebert nimmt selbst als erfolgreicher Reining-Profi europaweit an Turnieren teil – und wird dabei tatkräftig von seiner Frau Angelika unterstützt. Gemeinsam haben die beiden ihrem Sohn die beachtliche Karriere in jungen Jahren ermöglicht.

Bereits mit zweieinhalb Jahren nahm der heute Neunjährige an seinem ersten Führzügelturnier teil, „und er sitzt nach Schule und Hausaufgaben eigentlich jeden Tag auf dem Pferd“, erzählt die Mama. Zweimal in der Woche geht es für den Schüler aber auch zum Fußballspielen mit Gleichaltrigen. Was ihm am Reining besonders gefällt? „Eigentlich alles“, antwortet Emanuel und lacht. Ach ja, am schönsten sei der Sliding Stop, ein besonders beeindruckendes Reitmanöver, bei dem das Pferd aus vollem Galopp anhält und dabei über den Sand rutscht.

Diesen Sliding Stop war natürlich auch bei dem Wettbewerb in Lyon zu präsentieren. Dabei galt es zunächst einmal, die Qualifikation zu überstehen. Bereits hier zeigte der junge Geisenfelder, dass er und sein Pferd Gunnalittlestep perfekt vorbereitet waren. 93 Pferd-Reiter-Kombinationen aus ganz Europa gingen im Vorlauf an den Start, und Emanuel setzte sich in den beiden Leveln, in denen er antrat, als bester deutscher Reiter durch und sicherte sich souverän einen Finalplatz. Hier hoffte Emanuel eigentlich nur darauf, nochmals das Punkteergebnis der Quali zu erreichen. „Und dass ich es unter die top acht schaffe, damit ich zur Siegerehrung darf.“

Doch es wurde noch viel mehr für den jungen Westernreiter: Für beeindruckende Manöver und eine rundum gelungene Prüfung wurde Emanuel von den drei Richtern mit 219,5 Wertungspunkten belohnt, was den Sieg in den beiden Leveln der Amateurklasse bedeutete. Damit ist er der jüngste Reiter, der jemals diesen Titel gewonnen hat. Das Video von seinem Siegesritt hat sich Emanuel inzwischen „bestimmt schon hundertmal angesehen“, erzählt er, und auch seine Eltern können den Erfolg ihres Sohnes kaum fassen. „Wir wissen, welches Talent in ihm steckt, aber das ist der absolute Wahnsinn.“ Und welche Ziele hat der junge Reit-Champion für seine weitere Karriere? Emanuel hat da zunächst mal nur an die nächste Turnier-Saison im Kopf. Da würde er gerne am deutschen Derby teilnehmen und wieder nach Lyon zum europäischen Derby reisen. „Vielleicht kann ich dort ja meine Titel verteidigen!“

Königsdisziplin des Westernreitens

Reining gilt als die Königsdisziplin des Westernreitens und kann am ehesten mit der Dressur verglichen werden. In der Turnierprüfung müssen die Reiter mit ihren Pferden ein sogenanntes Pattern (deutsch: Vorlage) vorstellen. Das Pattern schreibt den Reitern vor, welche Manöver sie in welcher Reihenfolge reiten müssen.

Jedes Pattern beinhaltet dabei die Manöver Spin (eine schnelle Bewegung der Vorderhand um die Hinterhand), große schnelle und kleine langsame Zirkel im Galopp, Rückwärtsrichten sowie der für die Reining markante Sliding Stopp. Dieser ist ein besonders beeindruckendes Manöver, denn die Pferde halten aus vollem Galopp an, und ein spezieller Hufbeschlag ermöglicht es ihnen über den Sand zu rutschen.

Grundsätzlich ist die Reining eine sehr spektakuläre Disziplin. Da die Prüfung fast ausschließlich im Galopp geritten wird, ist es ein sehr schneller Sport, der von Pferd und Reiter ein Höchstmaß an Präzision und Finesse erfordert.

Die Pferde müssen in den Prüfungen im Regelfall einhändig vorgestellt werden. Die Prüfungen werden in Non Pro (Amateure) und Open (Reiter, die ihr Geld mit dem Ausbilden und Trainieren von Pferden verdienen) unterteilt.

GZ