Abenteuerliche Reise
65-jähriger Geisenfelder will mit Motor-Floß bis zum Schwarzen Meer

Josef Reindl erfüllt sich auf der Donau einen Lebenstraum

18.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:13 Uhr

Für seinen Lebenstraum hat sich der 65-Jährige selbst ein motorisiertes Floß mit Schwimmkörpern und einer Hütte oben drauf zusammengeschraubt – hier das Wassergefährt bei der behördlichen Abnahme. Fotos: Kohlhuber/Reindl

Von Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld – 8,45 lang und 2,63 Meter breit ist das schwimmende, selbst zusammengeschraubte Ding, mit dem sich Josef Reindl seinen Lebenstraum erfüllen will – eine Floßfahrt auf der Donau von Kelheim bis ans Schwarze Meer. Auf 2417 Kilometern. Losgehen soll die Reise am 1. Juni am Jachthafen Donautal in Kapfelberg bei Kelheim, „so in sechs bis acht Wochen“ will der 65-Jährige im rumänischen Sulina, seinem Zielort, ankommen. Wer bei dem Abenteuer dabei sein möchte, kann sich bei ihm melden – der Geisenfelder sucht noch eine Reisebegleitung.

Floßfahrt ist eigentlich der falsche Ausdruck für Reindls Vorhaben, weil der auf etwa 20 Pontons montierte Holzaufbau einen Motor hat und somit kein Floß ist. Den Motor – 40 PS hat dieser – braucht der passionierte Handwerker aber, „denn ohne Antrieb darf man auf keinem Binnen-Schifffahrtsgewässer unterwegs sein“. Derzeit ist der Motor-Katamaran (so wird er in der offiziellen Zulassung bezeichnet) noch in der Hofeinfahrt des gelernten Werkzeugmachers im Ortsteil Zell aufgebockt, wo Reindl seit 2014 mit seiner Frau Christine lebt. Mit dieser war er in den 42 gemeinsamen Ehejahren schon in ganz Europa mit Motorrad und Zelt unterwegs.

Schon immer vom Reisefieber gepackt

Das Reisefieber hat der Rentner also schon immer im Blut, und mit dem bevorstehenden Flussabenteuer erfüllt er sich nun einen Jugendtraum. „Schon als 17-Jähriger wollte ich zusammen mit einem Spezl ins Donau-Delta zum Waller-Angeln, doch daraus ist nie etwas geworden“, erzählt der Wahl-Geisenfelder, der im Landkreis Landau aufgewachsen ist.

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, dachte sich der 65-Jährige im vergangenen Herbst und machte sich an die Planung seines Abenteuers. Bei der Suche nach einem günstigen Angebot für die benötigten Schwimmkörper kam Reindl auch in Kontakt mit dem lettischen Hersteller Ufloat, „und der Chef dieser Fachfirma fand die Umsetzung meines Jugendtraums so toll, dass er mir die Pontons zu Weihnachten geschenkt hat“, erzählt der Hobby-Handwerker. Der sich dann an die Verstrebung der Schwimmkörper und an den Holzaufbau machen konnte – mit Balken, Bodenbrettern und der Hütte obendrauf. Vor dieser, im Freien, befindet sich der überdachte Steuerstand mit der Lenkung und den vorgeschriebenen Instrumenten.

Apropos vorgeschrieben: Natürlich bedurfte es einer Abnahme des Eigenbaugefährts auf Basis eines Gutachtens für Wassersportfahrzeuge sowie einer Anmeldung beim Wasserschifffahrtsamt Regensburg. Alle Formalitäten sind aber mittlerweile erledigt, und so kann das Motor-Floß des Geisenfelders am 1. Juni nahe Kelheim zu Wasser gelassen werden. Auf den fast 2500 Kilometern, die dem 65-Jährigen dann bevorstehen, fließt die Donau durch Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien und Rumänien. Zielort ist die Kleinstadt Sulina im Donaudelta, ganz an der Spitze des von der Schifffahrt genutzten Flussarms. „Kurz, bevor sie ins Schwarze Meer mündet, ist die Donau bis zu 15 Kilometer breit, da kann es bei Unwetter schon mal ein bisserl schaukeln“, hat sich der Geisenfelder informiert.

Mit allen wichtigen Details zum Fluss vertraut gemacht

Aber auch ganz allgemein hat Reindl großen Wert darauf gelegt, sich mit allen wichtigen Details zu der Strecke vertraut zu machen – ob zu Strömungen, Schleusen, Häfen oder sonstigen Anlegestellen. „Zum Glück gibt es dafür ein dickes Buch, in dem alles drin steht“, sagt der Geisenfelder, der mit seinem Haarzopf und seinem Harley-T-Shirt in jeder Easy-Rider-Neuverfilmung mitspielen könnte.

Am Zielort steht für den 65-Jährigen „auf jeden Fall Fischen“ auf dem Programm, doch wann genau er dort ankommen wird, darüber hat er sich noch keine großen Gedanken gemacht. Pro Tag, so glaubt er, wird er wohl „so 50 bis 100 Kilometer schaffen“, und ob es dann sechs oder acht Wochen werden, ist ihm einerlei.

Freuen würde er sich freilich, wenn sich noch ein Reisebegleiter fände, der die ganze Tour mitmachen will. „Etwas Hilfe bei den 17 oder 18 Schleusen wäre nicht schlecht“, sagt Reindl, „und wenn man sich beim Steuern abwechseln kann, ist es ja auch etwas relaxter.“ Wer also im Juni oder Juli Zeit und Lust auf diese besondere Reise hat und bestenfalls auch noch ein wenig Erfahrung mit Booten vorzuweisen hat (ein Bootsführerschein ist nicht nötig), der kann sich bei Josef Reindl telefonisch unter (0176) 96293108 melden. Abgesehen von einer Beteiligung an den Kosten für den Sprit und für die eigene Verpflegung gibt es das Abenteuer komplett zum Nulltarif.

GZ