Von Patrick Ermert
Rohrbach – In den Kabinen des TSV-Heims wächst der Schimmel, es stinkt mufflig. Die Tennishalle ist statisch kaum noch sattelfest – und die annähernd antike Hopfendarrenheizung bläst die warme Luft fast ungebremst in den Winterhimmel. Und die hohen Zäune rund um die Rasenplätze sind dermaßen ausgefranst, dass „im Idealfall nur der Ball kaputt geht, wenn er da reingeschossen wird“, sagt Präsident Robert Maier. „Mit etwas Pech reißen sich die Kinder die Beine auf.“
Es waren viele Seufzer zu hören, immer wieder ungläubiges Köpfeschütteln zu sehen, als sich der Rohrbacher Bauausschuss am Donnerstag ein Bild vom Zustand des Sportgeländes und der TSV-Gebäude machte. Neben Maier lotsten dessen Stellvertreter Andreas Eisenmann und Maria Graßl-Frömel sowie weitere Vertreter des TSV-Vorstands und der Tennis-Abteilungsleitung die Gemeinderäte durch das Areal.
Die Planung erfolgt überein Leader-Projekt
Das Sagen hatte erstmals der Zweite Bürgermeister Ralf Hochmuth (FW), der selbst lange ehrenamtlich in einem Sportverein mitwirkte. Sein Fazit am Ende des Rundgangs: „Die Botschaft ist angekommen. Hier will man sich nicht lange aufhalten – und hier ist jede Menge zu tun“, meinte er in einer Kabine der Fußballer. „Und wir werden das gemeinsam anpacken und nicht auf die lange Bank schieben.“
Einen Beschluss musste das Gremium nicht fassen. Denn: Die Vorarbeiten sind erledigt. Das Gelände ist Hochwassergebiet und muss überplant werden, um abschätzen zu können, welche Projekte in welcher Reihenfolge angepackt werden können. Auf dem Weg zu dieser Planung hat sich Rohrbach zu einem Leader-Projekt entschlossen. Das brauche zwar etwas Zeit, räumte Hochmuth ein, aber die Verwaltung habe schon viel Vorarbeit geleistet. Das bestätigte Leader-Managerin Julia Anthofer. „Die Gemeinde hat alles Nötige bei uns abgegeben“, sagte sie auf Nachfrage, „und wir sind dabei, den Förderantrag einzureichen.“ Wie lange es dauert, bis er bewilligt ist, konnte Anthofer nicht abschätzen. „Das kann sehr schnell gehen“, sagte sie, „aber auch noch drei, vier Monate dauern.“ Sobald die Bewilligung vorliege, ergänzte sie, könne unmittelbar mit der Planung begonnen werden.
Millioneninvestitionen kannsich TSV allein nicht leisten
Angesicht der Größe des Vorhabens – es geht um eine Generalsanierung samt Anbau ans TSV-Heim, den Neubau einer Tennishalle, die Errichtung eines Kunstrasenplatzes und die Sanierung von drei Tennisplätzen – ist den TSV-Verantwortlichen klar, dass nicht alles von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Fest steht aber jetzt schon, dass sich der Verein diese Vorhaben, die mehrere Millionen Euro kosten werden, niemals alleine leisten kann. „Da helfen auch die üblichen Fördergelder von BLSV und Gemeinde nicht“, sagte Maier. Der Sportverein kümmere sich gerne um die Kinder aus der Gemeinde und um die Förderung des Sports. „Aber momentan sind wir Bauherren, Planer, Verpächter und Handwerker – also all das, was wir laut Satzung eigentlich nicht sein sollten.“
Die Botschaft an die Gemeinderäte war unmissverständlich. „In Pfaffenhofen oder Wolnzach ist das anders“, fügte der Präsident an. Dort kümmern sich nicht die Vereine um alte Gebäue, die ihnen per Erbbaurecht überlassen wurden, sondern die Kommunen selbst, führte Maier aus. Ihm und seinen Vorstandskollegen wäre es recht, wenn sich an diesem Konstrukt etwas ändern würde. Inwiefern das möglich ist, müssen die Gemeinderäte aber erst besprechen. Zu einer Aussage ließen sich weder Hochmuth noch die anderen Gemeinderäte hinreißen.
Etwas spontane Unterstützung stellte der Zweite Bürgermeister dennoch in Aussicht. Die Kosten für das Öl, mit dem TSV-Heim und Tennishalle kommenden Winter beheizt werden sollen, kann sich der Verein kaum leisten. „Das ist offiziell ein echter Hilferuf“, sagte Eisenmann. Hochmuth entgegnete: „Auch das haben wir gehört. Wir werden darüber reden und uns etwas überlegen.“
PK
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