Pfaffenhofen
Klärwerk wird bis 2025 modernisiert

Anlagen müssen für bis zu 17 Millionen Euro erweitert werden

01.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:41 Uhr

Dem Pfaffenhofener Klärwerk steht ein schrittweiser Ausbau bevor: Auf der Freifläche links der Zufahrt soll ein neues Nachklärbecken entstehen, damit das alte (im Bild hinten rechts) einem neuen Becken für die biologische Reinigungsstufe weichen kann. Weiter sind eine Lager- und Fahrzeughalle (mittig im Bild) sowie ein zweites Betriebsgebäude (mittig am linken Bildrand) geplant. Foto: Karl J. Ebensberger

Die Pfaffenhofener Kläranlage stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. Daher kann die seit 14 Jahren diskutierte Modernisierung oder Erweiterung nicht länger aufgeschoben werden.



Die Planungen sind weit fortgeschritten, gebaut werden soll von 2023 bis 2025. Die Kosten werden auf bis zu 17 Millionen Euro geschätzt. Stadtwerke-Chef Stefan Eisenmann und Simon Hettenkofer, Leiter Stadtentwässerung beim Kommunalunternehmen, beantworten wichtige Fragen zum Multimillionenprojekt.

Warum muss die Kläranlage ausgerechnet jetzt umgebaut werden?
Die Kapazitäten des Klärwerks sind auf 54000 Einwohnergleichwerte (eine fiktive Größe, in die neben der Einwohnerzahl auch die biologische Belastung des Abwassers durch Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft einfließt) ausgelegt – und diese sind bereits ausgeschöpft. „Die Kläranlage hat rechnerisch die Belastungsgrenze erreicht“, erklärt Hettenkofer. „Außerdem läuft die wasserrechtliche Genehmigung Ende des Jahres aus.“ Zwar gelten Übergangsfristen. Dennoch müsse modernisiert werden, damit eine neue Genehmigung erteilt werden kann, die dann erneut 20 Jahre (bis 2042) gilt. „Da sind wir in enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt“, so Hettenkofer. Für die Verbraucher ändere sich durch die auslaufende Genehmigung nichts. Sie dürfen weiter ohne Einschränkungen Abwasser einleiten.

Wäre die Modernisierung ohne das große Neubaugebiet überhaupt notwendig?
„Für das Baugebiet Pfaffelleiten reichen die bisherigen Kapazitäten aus“, sagt Hettenkofer. „Das war alles schon berücksichtigt.“ Mit der Erhöhung der Kapazitäten sollen der Stadt und den einleitenden Gemeinden Hettenshausen, Ilmmünster und Scheyern allerdings auch weiterhin Wachstumsperspektiven geboten werden. Grundlage sind die Wachstumsprognosen der vier Gemeinden bis 2042.

Wie ist der Planungsstand für das Projekt?
2022 sollen die baulichen Planungen abgeschlossen und erste Arbeiten ausgeschrieben werden. Gebaut würde dann ab dem Frühjahr 2023, die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Ursprünglich wurde das Klärwerk so angelegt, dass genug Flächen zur Verfügung stehen, um die bestehenden Anlagen – und damit die Kapazität – spiegelbildlich zu verdoppeln. Doch damit wäre das Klärwerk viel zu groß dimensioniert. Stattdessen soll nun schrittweise erweitert werden, was die Kapazitäten um etwa ein Viertel erhöht.

Welche baulichen Schritte sind geplant?
„Wir sanieren schrittweise im laufenden Betrieb“, sagt Hettenkofer – auch aus Platzgründen. Zunächst werde das zweite Nachklärbecken auf der westlichen Freifläche neu errichtet. Ist es fertig, kann das ältere Nachklärbecken an der Ostseite, das die technischen Standards nicht mehr erfülle, abgerissen werden. An seiner Stelle wird anschließend (voraussichtlich 2024) ein neues Becken für die biologische Reinigungsstufe gebaut. Denn aktuell sei die Abbauleistung der Mikroorganismen am Anschlag. Die mechanische Reinigungsleistung kann mit deutlich weniger Aufwand erhöht werden: Dort genügt es laut Hettenkofer, einen zweiten Rechen einzubauen. Unabhängig von den Klärstufen ist auf dem Werksgelände auch der Bau einer Fahrzeug- und Lagerhalle sowie eines zweiten Betriebsgebäudes geplant.

Was soll die Modernisierung kosten?
Im Raum standen zuletzt 14 bis 17 Millionen Euro. Doch diese Kostenschätzung wackelt – unter anderem wegen stark steigender Stahlpreise. Stichwort: Krieg in der Ukraine.

Was bedeutet das finanziell für Pfaffenhofener?
Die Stadt Pfaffenhofen nutzt rechnerisch rund 78 Prozent der Kapazität – und muss demnach auch 78 Prozent der Investitionskosten tragen. Das entspricht laut bisheriger Kostenschätzung bis zu 13,26 Millionen Euro. Die Bürger brauchen aber keine Angst vor vierstelligen Verbesserungsbeiträgen haben: „Die Investitionen sind in die Neukalkulation der Gebühren ab 2021 schon eingeflossen“, erklärt Eisenmann. Sprich: Die Bürger bezahlen die Modernisierung bereits jetzt über die laufenden Abwassergebühren.

Wie sieht es in Hettenshausen, Ilmmünster und Scheyern aus?
In den anderen drei Gemeinden im Einzugsgebiet, die gemeinsam etwa 22 Prozent der Kosten tragen müssen, stehen Entscheidungen der Gemeinderäte, wie die Kosten umgelegt werden sollen, noch aus. Als wahrscheinlichste Variante gilt eine Finanzierung über einen einmaligen Herstellungsbeitrag, den Grundstücks- und Gebäudeeigentümer entrichten müssen. Belastbare Zahlen gibt es dazu aber noch nicht.

Ist bei all den neuen Anlagenteilen noch Platz für weiteres Wachstum?
Die bevorstehende Erweiterung soll das voraussichtliche Einwohner- und Gewerbewachstum von Stadt und Einzugsgemeinden bis 2042 abdecken. Und darüber hinaus? „Perspektivisch hat noch eine weitere Reinigungsstufe Platz“, so Hettenkofer mit Blick auf die verbleibenden Freiflächen. Und wenn das alte Betriebsgebäude aus den 70ern das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, kann der Neubau entsprechend erweitert und aufgestockt werden – so dass auf dem Werksgelände wieder Platz frei würde.

PK