Mit Pferd „Joey“
Wie sich eine Scheyerner Erzieherin auf ihre Rolle als Sankt Martin vorbereitet

09.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:34 Uhr

Sankt Martin und sein weißes Pferd: Julia Fankhauser von den Pferdefreunden Euernbach und „Joey“ haben schon im vergangenen Jahr die Legende des römischen Soldaten mit seinem Mantel dargestellt und sind ein eingespieltes Team. Auch heuer verkleidet sich die Reiterin für diesen Brauch und bereitet das Pferd darauf vor. Foto: Krammer

Jedes Jahr am 11. November ziehen Kinder und Eltern mit leuchtenden Laternen zum Tag des Heiligen Martin durch die Straßen. Eines der Highlights: Das Martinsspiel. Schon seit Jahren ist es die Scheyerner Erzieherin Julia Fankhauser (Landkreis Pfaffenhofen), die die Legende gemeinsam mit ihrem Pferd nachspielt.



Kinderlieder, wie „Ich geh’ mit meiner Laterne...“, „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“ oder der Klassiker „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“ gehören zu Sankt Martin dazu. Ein weiterer schöner Brauch ist das Martinsspiel, das Kinderaugen zum Strahlen bringt. Ein Reiter spielt auf dem Rücken eines Pferdes die bekannte Legende des gütigen, frommen Mannes nach und symbolisiert so die Tugend des Teilens.

Die Legende von Sankt Martin und dem Bettler

Am Freitag versammeln sich zum Martinsfest die Kinder des gleichnamigen Kindergartens im Klosterinnenhof in Scheyern. Dort wird dann die bekannte Geschichte vorgelesen. „Ich reite mit dem Pferd ein und spiele mit einer Praktikantin des Kindergartens, die den Bettler darstellt, die Legende nach“, erzählt Julia Fankhauser, Erzieherin im Pfarrkindergarten St. Martin, die mit ihrem Pferd „Joey“ auch Teil der Pferdefreunde Euernbach ist.

Sankt Martin war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. Der Legende nach ritt er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Der Mann tat ihm so leid, dass Martin mit seinem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte. In der Nacht erschien Martin der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen. Martin ließ sich daraufhin taufen, war dann Bischof der französischen Stadt Tours und wurde später heilig gesprochen.

„Auch ich werde mich dafür verkleiden, denn es soll natürlich echt aussehen. Ich werde mit Mantel, Schwert und Helm auf dem Pferd reiten, das ist gar nicht so einfach“, weiß die Reiterin noch von ihrem Auftritt im vergangenen Jahr.

Schrecktraining für ein „Verlass-Pferd“

Besonders wichtig sei es, dass man sich auf das Pferd verlassen kann, sagt Fankhauser. Das sei besonders wichtig im Umgang mit Kindern „Aber mit Joey habe ich ein richtiges Verlass-Pferd an meiner Seite. Er ist vom Charakter her sehr ruhig und gelassen.“ Denn so ein Martinsspiel kann für ein Pferd eine Herausforderung werden: viele Kinder mit Laternen, laute Blasmusik, die Reiterin in kompletter Montur, das Schwert und auch der Mantel können dem Pferd unangenehm sein oder es kitzeln. „Joey darf da nicht unruhig werden“, meint die erfahrene Reiterin, „Deshalb ist aber auch immer die Pferdebesitzerin mit dabei, um im Fall der Fälle eingreifen zu können.“ Um den zehn Jahre alten Schimmel richtig darauf vorzubereiten, haben sie 2021 ein Schrecktraining gemacht. „Heuer weiß Joey schon, was auf ihn zukommt. Wir sind ein eingespieltes Team.“ Aber nicht nur das Pferd, sondern auch die Reiterin muss sich vorbereiten. „Das Auf- und Absteigen im Kostüm muss auch geübt werden.“

Eine Möglichkeit, Job und Hobby zu verbinden

Als Erzieherin hat sich Fankhauser zusammen mit den Kindern auf den Martinstag vorbereitet. „Jedes Kind durfte den Martin spielen und auf einem Steckenpferd reiten, wir haben Laternen gebastelt und Lieder gesungen“, erzählt sie. Deshalb ist es für Fankhauser auch nicht unangenehm, einen Mann darzustellen. „Das ist auch den Kindern nicht wichtig.“

Für die 28-jährige Erzieherin sei es eine tolle Möglichkeit, Job und Hobby zu verbinden. „Ich fühle mich geehrt, den Martin zu spielen und finde es toll, das mit einem echten Pferd zu machen. Da gehört schon etwas Vertrauen dazu“, bedankt sie sich. Für den großen Tag wird „Joey“ dann noch einmal etwas aufgepeppt: Er wird gestriegelt, bandagiert und bekommt als i-Tüpfelchen einen prächtigen Sattel. Sogar sein Halfter ist mit Glitzersteinchen verziert. „Durch die stattliche Größe von 1,80 Meter macht Joey als Soldatenpferd schon was her“, meint die Reiterin. „Er verleiht dem Schauspiel etwas Majestätisches.“

PK