Pfaffenhofen
Investition gegen die „Watschn von grantigen Eltern“

Kreis Pfaffenhofen will Kinderpflegeschule gründen – Ausbildung soll 2023/24 an Pfaffenhofener Berufsschule starten

19.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:02 Uhr

So gut wie alle Gemeinden im Landkreis suchen händeringend nach Fachpersonal für ihre Krippen und Kindergärten. Foto: PK-Archiv

Von Patrick Ermert

Pfaffenhofen – Das Betreuungspersonal in den Krippen und Kindergärten ist knapp. Überall. Auch im Kreis Pfaffenhofen. Die hitzig geführte Debatte um die Arbeitsmarktzulage für Kita-Personal, die von der Stadt Ingolstadt gegen den Willen der umliegenden Landkreise eingeführt wird, hat den Kampf um die begehrten Arbeitskräfte − also weibliche wie männliche Kinderpfleger und Erzieher – ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Schließung einzelner Gruppen droht in manchen Gemeinden im nächsten Betreuungsjahr. Und der Blick nach vorne, der einen Rechtsanspruch auf Nachmittagsbetreuung für alle Grundschüler ab 2026 beinhaltet, lässt die Lage sogar noch prekärer erscheinen als sie in Teilen jetzt schon ist.

Der Landkreis Pfaffenhofen will dem Fachkräftemangel mit einer lokalen Ausbildungsoffensive entgegenwirken – und dazu in Pfaffenhofen in einem ersten Schritt eine Berufsfachschule für Kinderpflege einrichten. Die angehenden Kinderpfleger sollen ab 2023 in einer speziellen Klasse an der Pfaffenhofener Berufsschule unterrichtet werden. „Das ist die einfachste und günstigste Möglichkeit“, sagte Landrat Albert Gürtner (FW) am Montag im Kreistag. Alternativ nahm das Landratsamt nämlich auch Kontakt mit einem privaten Träger auf. Dieser hätte einen Platzbedarf von 1000 Quadratmetern für die Schule angemeldet – und den Landkreis zum Bezahlen der Miete verpflichtet. „An der Berufsschule müssen wir nur die alte Küche aufhübschen, dort eine Klasse einrichten – und können die weiteren Fachräume einfach mitnutzen“, erklärt Gürtner den Grundsatzbeschluss, der von allen Kreisräten mitgetragen wurde.

Weitere Vorarbeiten verschwieg der Landrat auch nicht. Zunächst gilt es, den Bedarf abzufragen, ob die Gründung der Schule denn überhaupt Sinn ergebe. Danach muss der Landkreis die Zustimmung aus dem Finanz- und dem Kultusministerium abwarten, um die Schule gründen zu können. „Wir werden als Landkreis selbst als Sachaufwandsträger in Erscheinung treten“, meinte Gürtner. Im Schuljahr 2023/24 soll es dann losgehen.

Die Reaktionen aus dem Gremium waren durchwegs positiv. Martin Schmid (SPD) meinte: „Das tut uns gut – mit Blick auf 10000 Fachkräfte, die bis 2026 zusätzlich nötig sind.“ Herbert Nerb (FW) lobte den Schritt ebenfalls, ließ aber kritische Worte in Richtung der bayerischen Staatsregierung fallen. „Wir werden das als Kommunen alles nicht stemmen können“, befürchtete er. „Und jetzt bekommen wir die Watschn von grantigen Eltern für das, was die da in letzter Zeit alles verbrochen haben.“ Die Gebäuden würden stehen. Nur Personal sei nicht genug da, bemängelte der Manchinger Bürgermeister.

Michael Franken (Bürgerliste) bezeichnete den Standort Pfaffenhofen als genau richtig, weil dort das „dezentrale Potenzial voll ausgeschöpft“ werden könne – und Schüler für die Ausbildung nicht mehr nach München oder Ingolstadt pendeln müssen. Einen deutlichen Schritt weiter würde Andreas Meyer (Bürgerliste) gerne gehen. Der Bürgermeister von Münchsmünster brachte den Vorschlag ins Spiel, dass die Kinderpflegeschüler nicht nur umsonst ausgebildet, sondern parallel dazu auch bei den Kommunen als Azubis angestellt werden könnten – um eine Aufwandsentschädigung zu erhalten. „Wir haben einen Riesenbedarf. Und werden uns strecken müssen, um schon in den nächsten Jahren, speziell aber ab 2026 genug Betreuungspersonal zu haben“, meinte er. Landrat Gürtner gefiel dieser Vorschlag, er drückte aber auf die Bremse. „Das könnte schwierig werden“, entgegnete er, aber ergänzte: „Wir werden uns schlau machen, was es da für Möglichkeiten gibt.“

PK