Einzelhandel
Innenstadt im Umbruch: Umzüge, Eröffnungen und Geschäftsaufgaben in Pfaffenhofen

19.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:54 Uhr

Jeans sind ihr Geschäft: Trend-Shop-Mitarbeiterin Moni Müller und Geschäftsführer Georg Festl beim Räumungsverkauf. Fotos: Kraus

Beim Einzelhandel in der Pfaffenhofener Innenstadt überschlagen sich die Entwicklungen: Während einerseits kleinere Geschäfte vor dem Aus stehen, zeichnen sich andererseits einige Neueröffnungen ab – inklusive einer Optiker-Kette.



Viel diskutiert wird auch der Trend-Shop-Umzug, der gleich zwei Leerstände in der Altstadt beenden wird. Den Anfang gemacht hat die Eröffnung der neuen Eisdiele in der Weilhammer Klamm. Seither steht die Gerüchteküche nicht still – insbesondere was den Trend-Shop betrifft: 1978 gegründet war er einer der ersten „Jeanser“ in Pfaffenhofen. Nach 27 Jahren ist nun Schluss am Hauptplatz Nummer 9. „Mitte Juli werden wir umziehen“, sagt Geschäftsführer Georg Festl. Und zwar ans andere Ende des Platzes in die Hausnummer 28, wo früher Lebensmittelhändler, später ein Subway, dann lange ein Leerstand und zeitweise eine Corona-Teststation war.

Keine wirtschaftlichen Gründe



Für den Schritt gebe es trotz Inflation und verhaltener Konsumstimmung keine wirtschaftlichen Gründe: Man habe am bisherigen Standort mit dem Vermieter keine Einigung über eine Fortsetzung des Mietvertrags erzielen können. Durch den Umzug muss sich die Hauptfiliale allerdings von 850 auf rund 450 Quadratmeter Verkaufsfläche verkleinern – daher der derzeitige Räumungsverkauf. Entlassungen seien aber nicht geplant: „Wir hatten ja eher Probleme, genug Personal für die bisherigen drei Stockwerke zu bekommen“, so Festl. Und ein zweiter Leerstand wird ebenfalls beendet: Die Trend-Shop-Verwaltung zieht mit dem Wareneingang in die Raiffeisen-Passage, genauer gesagt in die vormalige Luna-Bar und damit direkt hinter die Outlet-Filiale an der Löwenstraße.

Andre-Neubau wird im Juni bezogen



Als Neuzugang am Unteren Hauptplatz ist stattdessen die Optiker-Kette Fielmann im Gespräch. Das Unternehmen bestätigt dies. „Ein Eröffnungstermin für unsere neue Niederlassung steht leider noch nicht fest“, teilt eine Sprecherin allerdings mit.

Ein zweiter, aber örtlicher Optiker steht derweil kurz vor der Wiedereröffnung: Der Neubau von Andre Augenoptik an der Ecke Türltorstraße/Riederweg ist so gut wie fertig. Der Umzug vom benachbarten Ausweichquartier steht Mitte Juni an. „Am 16. Juni ist dann unsere Neueröffnung“, kündigt Daniel Lachenmaier als Zweiter Geschäftsführer an.

Mindestens drei Läden vor der Schließung



Neben Aufbruchstimmung gibt es auch Abgesänge: Der kultige Laden Geschwisterstolz im historischen Rentamt etwa wird zum 1. August schließen. „Vor Corona haben wir noch Geschäft gemacht“, sagt Mitinhaberin Susi Steger. „Aber durch die Pandemie hat der Letzte gelernt, wie man online einkaufen kann.“ Zusammen mit Schwester Andrea Payer hatte sie 2010 im Rahmen des Studioladen-Projekts der Stadtjugendpflege angefangen. Neben Kinderbekleidung folgte ein größeres Sortiment an Holzspielzeug und Kinderartikeln. Doch damit ist Schluss: „Der Ausverkauf beginnt nächste Woche“, so Steger. Ihr Hauptstandbein behalten die Schwestern aber: das auf Textildruck, Bestickung und Werbeartikel spezialisierte Unternehmen Heimat-Werke, das sie nebenan im Nachbarladen betreiben. Sie wollen es nun auf beide Ladenflächen vergrößern – und so die Stellen der drei Mitarbeiter sichern.

Nach fünf Jahren steht auch das Brautmodengeschäft Landgraf an der Weiherer Straße vor einem möglichen Aus: „Ob er weiterlaufen kann oder nicht, ist noch offen“, sagt Inhaberin Sabine Landgraf, die derzeit einen Nachfolger für eine Geschäftsübernahme sucht. Für sie ist Schluss: „Es fallen mehrere Gründe zusammen“, sagt sie. „Die letzten drei Jahre waren nicht einfach.“ Statt Rücklagen aufzubauen sei das Geld in die Krisenbewältigung geflossen. Coronahilfen seien zurückgefordert worden. Auch das Kindermodengeschäft Zickzack in der angrenzenden Türltorstraße steht vor dem Aus: Seit März läuft der Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Wie es mit dem 95-Quadratmeter-Laden weitergeht, ist offen: Es gebe Interessenten, sagt Vermieter Bernhard Nischwitz. Eine passende Nachnutzung für diese gute Lage sei bisher aber noch nicht dabei gewesen.

Nachmieter für Pesch und Bäckerei Prechter in Sicht



Einen Nachmieter zur Hand hat hingegen Franz Prechter – nur drei Monate nach Schließung seiner Bäckerei an der Ingolstädter Straße. „Ab 1. Juli ist wieder geöffnet“, verrät er. Er habe eine Mieterin gefunden, die in Eigenregie eine Bäckereifiliale betreiben werde.

Und nach dem Umzug von Osiander vor knapp sechs Monaten dürfte auch bald wieder Leben in die ehemalige Buchhandlung Pesch am Hauptplatz einkehren: Wie der gleichnamige Vermieter bestätigt, wird eine Eisdiele eines Betreibers aus dem Nürnberger Raum einziehen. Der Eröffnungstermin stehe allerdings noch nicht fest.

Vier Fragen an Pfaffenhofens Wirtschaftsförderer Matthias Scholz

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Warum geben derzeit gehäuft Einzelhändler auf, nachdem sie die Pandemie bereits überstanden haben?„Da kommen viele Faktoren zusammen: Innenstädte sind stärker als je zuvor im Spannungsfeld zwischen größer werdender Online-Konkurrenz, Inflation, anhaltend schwacher Konsumstimmung und generell steigenden Kosten – dazu kommt fehlendes Personal, was wiederum verkürzte Öffnungszeiten nach sich zieht.“Ist das ein spezielles Pfaffenhofener Problem?„Nein. Der Handelsverband Deutschland geht davon aus, dass im Jahr 2023 9000 Läden für immer schließen werden. Aktuell gibt es in Deutschland 311 000 stationäre Geschäfte. Im Jahr 2015 waren es noch 373 000. Da müssen wir dagegenhalten: Ohne erfolgreichen Einzelhandel haben Stadtzentren kaum Zukunftsperspektiven. Es geht darum, die Lücken in den Innenstädten so schnell wie möglich wieder zu schließen. Ansonsten droht eine Kettenreaktion mit noch mehr Leerständen – sozusagen eine Spirale nach unten.“Besteht Anlass zur Hoffnung, dass der örtliche Einzelhandel sich behaupten kann?„Der Einzelhandel wird weiterbestehen. Zwar wird der Onlinehandel weiterhin wachsen. Doch gut geführte Läden mit qualifiziertem Personal und exzellenter Beratung, etwa Buchhandlungen, registrieren mittlerweile wieder mehr Kunden. Aber: Shoppen muss Spaß machen. Wir kaufen anders ein als noch vor 20 Jahren. Es wird auch innovative Konzepte brauchen, um den Handel attraktiv zu halten.“Wie können Kommunen – und konkret Sie als Wirtschaftsförderer der Stadt Pfaffenhofen – dabei unterstützen?„Zum einen muss immer an der Aufenthaltsqualität gearbeitet werden – gepaart mit Kunst, Kultur und Freizeitangeboten in Innenstädten. Ein weiterer Ansatz ist die Unterstützung bei der Suche nach neuen Mietern für leerstehende Läden. Pop-Up-Stores werden in kleinen Städten aber auch keine Lösung sein, da frequenzbringende Nutzungen im Vordergrund stehen müssen – und nicht der nächste Handyladen oder Automaten-Supermarkt, nur damit das Schaufenster nicht leer ist. Am Ende wird kein Weg daran vorbeiführen, Förderprogramme aufzulegen, die beispielsweise in den ersten Monaten bei der Miete helfen, bis sich ein neues Geschäft halbwegs etabliert hat.“