Jetzendorf
„Ich denke, da wollte man sparen“

Schimmelgefahr, Elektroheizung, zu klein: Gemeinderätin kritisiert Feuerwehrhausneubau in Hirschenhausen

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:26 Uhr

Das Feuerwehrhaus in Hirschenhausen ist am Wochenende offiziell eingeweiht worden. Nun allerdings übt Sandra Gamperl, SPD-Gemeinderätin und selbst bei der Feuerwehr, harsche Kritik an der Gemeinde. Foto: Ostermair

Von Josef Ostermair

Hirschenhausen – Noch sind die Lobeshymnen von der Einweihungsfeier am Hirschenhausener Feuerwehrhaus nicht vergessen, gibt es schon erste Worte der Kritik: Sandra Gamperl, selbst bei der Feuerwehr aktiv und für die SPD im Jetzendorfer Gemeinderat, betont, dass das neue Feuerwehrgerätehaus für Hirschenhausen „keine Glanzleistung der Gemeinde“ sei.

Nach dem Gesetz sei die Gemeinde verpflichtet ein Gebäude für die Feuerwehr zur Verfügung zu stellen. „Für die Gemeinschaft der Feuerwehr ist es gut – aber kein Ruhm, wenn ehrenamtliche Feuerwehrleute auch noch in ihrer Freizeit mehr als 2700 Stunden für die Gemeinde arbeiten müssen“, unterstreicht Gamperl. Sie könne zudem nicht verstehen, dass man sich beim Bau für Fertiggaragen entschieden habe, „die nur Nachteile bergen“.

Zu den Kosten von knapp unter 200000 Euro bemerkt Gamperl, die hauptberuflich Bauingenieurin ist: „Im Gegensatz zum Mauern bei gleichem Grundriss kommt die Garagen-Lösung sogar teurer.“ Sonderhöhe, Sonderbreite und Sondertransport hätten die Kosten im Vergleich zu einer Ziegelstein-Lösung teurer gemacht. Das habe übrigens auch ein Bauunternehmer aus der Gegend bestätigt. „Die Garagen stehen auf einer normalen Bodenplatte statt auf einem Streifenfundament, da der Boden so schlecht ist. Ich denke, da wollte man sparen“, sagt sie und führt weiter aus: „Die Außenwände bestehen aus nur acht Zentimeter Beton. Da kann man darauf warten, dass es zu einer Schimmelbildung im Inneren kommt. Es ist keine Dämmung vorhanden: Das ist neben der Schimmelgefahr auch für die Nachhaltigkeit schlecht, da die Elektroheizung quasi direkt nach draußen heizt. Ich bin gespannt, wann die Sanierung los geht.“

Gamperl weist auch darauf hin, dass selbst ein kleines Löschfahrzeug aus Jetzendorf wegen vier Zentimetern in der Höhe nicht in die Hirschenhausener Garage passt. Von der Breite her passe gerade der bestehende Tragkraftspritzenanhänger in die Garage. Wenn die Spinde installiert sind, kann sich Gamperl vorstellen, dass es neben dem Anhänger sehr eng werde, sich für den Einsatz umzuziehen.

Ein wenig kurios sei auch, dass die Hirschenhauser Feuerwehr vor ein paar Jahren extra Kleiderhaken selbst gebaut hat, die jetzt aber nicht verwendet werden können, „weil man in der Fertiggarage keine Schrauben bohren darf und deshalb die Gemeinde die Spinde kaufen musste“.

Dass nach jahrelangem Kampf nun das neue Gerätehaus als Glanzleistung dargestellt werde, will Gamperl nicht akzeptieren „Sowas zeigt die Geringschätzung gegenüber allen Ehrenamtlichen. Mal schauen, wann ihnen das auf die Füße fällt“, so die unzufriedene Feuerwehrfrau.

Ob andere Kommunalpolitiker in der Gemeinde Jetzendorf ihre Meinung teilen, bleibt fraglich. Bei den Einweihungsfeierlichkeiten haben jedenfalls Kommandant Josef Mailer und Feuerwehr-Vorsitzender Josef Heinzelmeier unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie mit dem in großer Eigenleistung geschaffenen Bau zufrieden sind.

Auch im Jetzendorfer Rathaus kann man Gamperls Meinung keinesfalls teilen. „Da wurde eine sehr wirtschaftliche Lösung für diese kleine Feuerwehr gewählt“, war von Kämmerer Klaus Burgstaller zu hören. Er kann sich nicht vorstellen, dass man da jetzt schon Sanierungsgedanken habe. Wie Burgstaller, so glauben auch viele Bürger, dass es die einzig richtige Lösung war, mit relativ niedrigem Kostenaufwand so eine kleine Wehr am Leben zu erhalten. Drei neue Dienstleistende am Einweihungstag sprechen da eine deutliche Sprache. Was viele Gemeindebürger für übertrieben halten sind eher millionenschwere Investitionen wie sie in Feuerwehrhäusern in Nachbargemeinden getroffen wurden.

PK