Projekt boden:ständig
Hochwasserschutz für Unterpindhart auf Aiglsbacher Flur

01.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:12 Uhr

Mit der Schaufel gegen den Schlamm: Zuletzt im Juni 2018 wurden Unterpindhart und Rottenegg von schlimmen Überschwemmungen heimgesucht. Foto: Archiv GZ

Ausschlaggebend für den Hochwasserschutz des Geisenfelder Ortsteils Unterpindhart ist, was im Bereich Aiglsbach passiert. Und deshalb, so wurde bei einer Infoveranstaltung jetzt deutlich, will sich die Stadt Geisenfeld auch an weiteren Rückhaltemaßnahmen auf niederbayerischer Flur beteiligen.

Es ist gewissermaßen ein Projekt von Seltenheitswert, das im Mittelpunkt der Infoveranstaltung im Gasthaus Rockermeier stand. Nicht weil es dabei um den Hochwasserschutz ging, sondern wegen der hierfür eingegangenen engen Kooperation über Regierungsbezirksgrenzen hinweg. Entsprechend betonten mit Paul Weber und Leonhard Berger die Bürgermeister Geisenfelds und Aiglsbach die durch das gemeinsame Projekt boden:ständig entstehende „Win-win-Situation“ für beide Gemeinden.

Wasser in der Flur speichern, zurückhalten und bremsen



Die Hintergründe, sowie die allgemeinen und konkreten Ziele der bayernweiten Initiative mit seinen über hundert Projekten erläuterte einleitend Katharina Bräustetter vom Amt für ländliche Entwicklung Oberbayern. Es gehe darum, in einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten – also des Staates, der Kommunen, der Haus- und Grundeigentümer sowie der Pächter – das Wasser in der Flur „zu speichern, zurückzuhalten und zu bremsen“. Zur Eindämmung von Überflutungsgefahren, aber auch mit dem Ziel eines verbesserten Erosionsschutzes zum Vorteil der Landwirtschaft.

Zum konkreten Stand der Dinge bei der Wasserrückhaltung im Pindbachtal nahm dann Felix Schmitt vom Büro H&S aus Freising Stellung. Er erläuterte, was die Beteiligten unternehmen können, um die genannten Ziele zu erreichen. Der Stadt etwa komme die Aufgabe zu, die Abflusssituation im Dorf zu verbessern, also Engstellen zu beseitigen, sowie die 22 schon bestehenden kleinen Rückhaltebecken, die in den 1990er Jahren geschaffen wurden, aufnahmefähig zu halten.

Vermeidung oder Reduzierung von Oberflächenabfluss



Sehr wichtig sei aber auch die Vermeidung oder Reduzierung von Oberflächenabfluss, so Schmitt. Regenwasser, das direkt versickert, könne sich nicht in großer Menge sammeln, ablaufen und Schaden anrichten. „Zu einem erhöhten Hochwasserschutz kann somit allein schon jeder Hausbesitzer beitragen, der sein Dachrinnenwasser auf dem Grundstück versickern lässt und nicht in den Kanal einleitet.“ Genauso wie Landwirte, die durch veränderte Anbauverfahren ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten könnten – und dies vielfach auch schon getan hätten.

Eine zentrale Bedeutung im Schutzkonzept für Unterpindhart haben schließlich aber auch die baulichen Rückhaltungen, die im Raum Aiglsbach im Zuge der dortigen Flurneuordnung entstehen sollen. Schließlich, so ergaben Berechnungen, kommen bis zu 90 Prozent des Oberflächenwassers aus dem dortigen Gemeindegebiet nach Unterpindhart.

Statt Aushub ein Anhebung von Wirtschaftswegen



Wie das Verfahren in der Nachbargemeinde läuft, darüber informierte bei der Versammlung Aiglsbachs Bürgermeister Leonhard Berger. Er erläuterte, dass die Rückhaltung nicht durch den Aushub von Becken erfolgen solle, sondern durch Anhebung von Wirtschaftswegen per Rückstau – mit entsprechenden Entschädigungsregelungen für die Landwirte. Eine bauliche Umsetzung sei voraussichtlich für das Jahr 2025 realistisch, so Berger.

Trotz hoher staatlicher Förderung im Zuge des Neuordnungsverfahrens verbleibe eine „beträchtliche Summe“, die noch zu finanzieren sei, und hier setze er „auf eine gemeinsame Lösung“ und eine „unbürokratische Übereinkunft“mit der Stadt Geisenfeld.

Eine der Rückhaltungen auf die sich Berger bezog, war bereits im Juli 2022 Thema im Geisenfelder Stadtrat: die Anhebung eines Wirtschaftsweges auf einer Anhöhe südöstlich von Unterpindhart (aber auf Oberpindharter Flur), mit der bis zu 4000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden könnten – um es dann dosiert abfließen zu lassen. Einen Nutzen davon hätte ausschließlich Unterpindhart, weshalb der Geisenfelder Stadtrat beschloss, die Kosten von 117000 Euro in vollem Umfang zu tragen.

Dies wird aber nicht das einzige finanzielle Engagement der Stadt bleiben, wie in der Versammlung deutlich wurde. Felix Schmitt vom betreuenden Büro H&S hatte zuvor ausgeführt, dass Unterpindhart von einer weiteren geplanten Maßnahme noch deutlich stärker profitieren werde – einem neuen Wasserrückhalt von bis zu 20000 Kubikmeter zwischen Pöbenhausen und Oberpindhart.

Und deshalb stand es abschließend für Geisenfelds Bürgermeister außer Frage: „Natürlich werden wir uns auch an diesem Becken beteiligen, schließlich ist ein frühzeitiger Wasserrückhalt für den Schutz von Unterpindhart elementar.“

GZ