Ernsgaden
Harter Disput beschert weiches Wasser

Ernsgadener Abnehmer im Mittelpunkt eines Preisstreits zwischen der Biburger und die Ilmtalgruppe

13.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:41 Uhr

Aus den Ernsgadener Wasserhähnen fließt derzeit wieder das weichere Wasser der Biburger Gruppe. Diese hat die Belieferung durch die Ilmtalgruppe vorerst gestoppt. Foto: Oliver Berg/dpa

Ernsgaden – Weich, ziemlich weich ist es Jahrzehnte lang aus den Hähnen geflossen. Dann war es zwei Jahre lang hart, doch seit einigen Tagen ist es nun plötzlich wieder weich – das Ernsgadener Wasser. Hintergrund ist ein Preis-Disput zwischen der Biburger Gruppe, dem eigentlichen Versorger des Ortes, und der Ilmtalgruppe, von der die Biburger das Wasser für Ernsgaden seit Anfang 2021 bezieht.

Waschmittel müssen höher dosiert werden und Haushaltsgeräte verkalken schneller: Mit den Problemen, die hartes Wasser mit sich bringt, leben die Geisenfelder schon seit Jahrzehnten – die Ernsgadener erst seit zwei Jahren. Seit ihr Wasser von der Ilmtalgruppe (Wasserhärte: 16 dH) geliefert wird, weil die Biburger Gruppe ihre eigenen Brunnen nicht überlasten will, wie es hieß. Möglich macht den Bezug eine eigentlich nur als Notverbund gedachte Leitung zwischen Nötting und der B16.

Glücklich sind die Ernsgadener mit diesem Beschluss ihres eigentlichen Versorgers (Wasserhärte: 11 dH) nicht – wegen der angesprochenen Kalk-Problematik. „Es wurden immer wieder Wünsche von Bürgern laut, zur Belieferung aus den eigenen Brunnen der Biburger Gruppe zurückzukehren“, erklärte Bürgermeister Hubert Attenberger (CSU) in der Bürgerversammlung im vergangenen Juli. Man habe deshalb den Antrag gestellt, so erläuterte er damals, dass die Belieferung durch die Ilmtalgruppe nicht über 2022 hinaus fortgesetzt wird.

Dieser Antrag wurde aber dann wenig später in einer Verbandsversammlung der Biburger Gruppe mit deutlicher Mehrheit abgewiesen. Von den 22 Verbandsräten stimmten nur die beiden aus Ernsgaden dafür. Beschlossen wurde stattdessen, den Wasserliefervertrag mit der Ilmtalgruppe für den Zeitraum von 2023 bis 2025 zu verlängern.

Damit schien das Thema für längere Zeit vom Tisch. Umso überraschender dann die Mitteilung, die den Ernsgadener Wasserkunden zum Jahreswechsel ins Haus flatterte. „Die Gemeinde Ernsgaden wird bis auf weiteres wieder von der Biburger Gruppe versorgt“, heißt es in dem vom Verbandsvorsitzenden Andreas Meyer, dem Münchsmünsterer Bürgermeister, unterzeichneten Anschreiben.

Doch warum dieser plötzliche Sinneswandel? Und warum geht nun plötzlich, was zwei Jahre lang nicht ging? In seiner Mitteilung an die Ernsgadener Wasserbezieher begründet Meyer die Entscheidung mit einer sehr kurzfristig erfolgten Preisanpassung, die die Biburger Gruppe von der Ilmtalgruppe erhalten habe, und die man für die Ernsgadener Kunden als „nicht zumutbar“ erachte. Obwohl ein fixer Preis von 1,36 Euro pro Kubikmeter vereinbart worden sei, fordere die Ilmtalgruppe laut der erst am 8. Dezember eingegangenen Mitteilung nun plötzlich 1,73 Euro, was einer Erhöhung von satten 27,2 Prozent entspräche, so der Verbandsvorsitzende der Biburger Gruppe. Weil man diese Erhöhung nicht akzeptieren könne, setze man die Wasserbelieferung durch die Ilmtalgruppe bis zu einer neuerlichen Entscheidung der Verbandsversammlung aus. Ernsgaden werde somit „bis auf weiteres von der Biburger Gruppe selbst versorgt“. Die Gefahr einer Überlastung der eigenen Brunnen entstehe dadurch nicht, so Meyer gegenüber unserer Zeitung. „Momentan geht das schon, ans Limit geraten wir da eher im Sommer.“

Dass für die Belieferung eigentlich ein fixer Preis vereinbart gewesen sei, bestätigt auch Günter Böhm als Verbandvorsitzender der Ilmtalgruppe. In dem Vertrag gebe es jedoch eine Klausel „für den Fall besonderer Umstände, und solche haben wir leider nun mit den explodierenden Energiepreisen“. Die dadurch entstehenden Mehrkosten müsse die Ilmtalgruppe „auch an ihre Wassergäste weitergeben“ und könne damit „nicht nur die eigenen Kunden belasten“, begründet Böhm die der Biburger Gruppe mitgeteilte Preiserhöhung.

Beschert dieser Wasserpreis-Disput den Ernsgadenern also dauerhaft die Rückkehr zu dem von ihnen favorisierten weichen Wasser? Allzu optimistisch sollten sie hier nicht sein, denn sowohl Meyer als auch Böhm sprechen von „Verhandlungen“, in die man hier zeitnah einsteigen werde. Und am Ende von diesen Gesprächen war dann vielleicht alles nur ein Sturm im Wasserglas.

GZ