Scheyern
Gelungene Premiere des Stücks „Krach um Jolanthe“ der Scheyerer Bühne

09.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:48 Uhr

Das gesamte Ensemble in einer Szene versammelt: Hier gerät gerade Lehrer Meindl (Lukas Koller, ganz rechts) in Verdacht des Gendarmen (Philipp Kalthoff). Foto: Steininger

Scheyern – Nach zweijähriger Zwangspause ist das Ensemble der Scheyerer Bühne mit dem Volksstück „Krach um Jolanthe“ unter der Regie von Gerhard Euringer wieder zurück auf den Brettern. Bei der Premiere am vergangenen Freitag erlebte das „Theaterspuin“ eine Wiedergeburt in bester Tradition dieser Bauernbühne.

Wer würde nicht gerne gegen das Zahlen von Steuern opponieren, deshalb fand Bauer Jakob Luibl (Sepp Gremminger) alle Sympathien des Publikums, das dessen Widerstand gegen die Obrigkeit nachvollziehen konnte. Denn seine Zuchtsau Jolanthe wurde gepfändet, weil Luibl sich starrsinnig weigert, seiner Pflicht als Steuerzahler nachzukommen. Dabei soll ihm Lehrer Stefan Meindl (Lukas Koller) helfen, einen geharnischten Protestbrief an das Finanzamt zu formulieren. Das tut der gerne, denn er ist in Luibls Tochter Anni (Sabrina Schmutterer) verknallt, was seinem Konkurrenten und Jungbauern Wastl Burgstaller (Lukas Euringer) überhaupt rein gar nicht passt.

Prompt wird die Sau gepfändet, bei der Versteigerung hält das ganze Dorf zusammen und gibt kein einziges Gebot ab. Also wird Jolanthe abgeführt und ins Spritzenhaus gesperrt, wo sie über Nacht spurlos verschwindet. Das ruft den Gendarmen (Philipp Kalthoff) auf den Plan, der den Diebstahl untersucht und dabei auf Granit beißt, denn Luibls Nachbarn Toni Pointner (Stefan Koller), Hias Rieder (Karl Euringer) und der Knecht Simmerl (Johannes Euringer) verhalten sich wie die berühmten drei Affen nach dem Motto „Nichts sehen, nichts hören und nichts sagen“.

Erschwerend kommt für den Gesetzeshüter hinzu, dass eine Schlachtung stattfand, was die Angelegenheit nicht gerade durchsichtiger macht. Auch Einzelverhöre bringen den Gendarmen nicht weiter, bis er am Ende sogar den Lehrer verdächtigt. Aber trotzdem findet er den Viehhändler heraus, der Jolanthe gekauft hat. Also will er den Luibl verhaften, die überraschende Wendung des Geschehens soll hier nicht verraten werden.

Das Stück enthält alle Komponenten eines Schwanks im bäuerlichen Milieu: Bauernschläue, Liebe und Eifersucht, Bodenständigkeit und treue Staatsdiener. Da würde Luibl voller Sturheit lieber ein paar Hundert Mark Strafe bezahlen, als 73 Mark Steuern. Überhaupt ist seine Sicht des Steuersystems ziemlich einfach: „Das ist ein Haferl, wo alle was einzahlen müssen. Wenn es voll ist, werden Löffel verteilt, vom Kaffee- bis zum Schöpflöffel, das nennt man dann gerechte Verteilung“.

Da nutzen auch alle hochdeutsch vorgebrachten Argumente des Lehrers nichts, Lukas Koller hatte eine große Menge Text zu bewältigen. Neben der Paraderolle für Sepp Gremminger als Bauer Luibl glänzte Sabrina Schmutterer als seine Tochter Anni, die die Annäherungsversuche des Lehrers ständig abwehren muss, gleichzeitig aber dem Wastl gegenüber durchaus aufgeschlossen ist. Miriam Seltmann als schnippische Magd Sophie, Johannes Euringer als Knecht Simmerl sowie die Nachbarn Toni und Hias ergänzen das Ensemble in ihren Rollen glaubwürdig.

Eine enorme Bühnenpräsenz zeigte Philipp Kalthof als Vertreter der Obrigkeit, und das Bühnenbild in Form einer Bauernstube war stimmig, wie eigentlich immer. Eine nette Idee am Ende des ersten Akts: Die Akteure stimmten gemeinsam das Volkslied „D’Sau, d’Sau hat an schweinern Kopf“ an, zur Überraschung des Publikums.

Auch wenn diese Inszenierung einige Längen aufweist: Wer wieder einmal Theaterluft schnuppern und etwas Abstand nehmen will von den aktuellen Problemen der Umwelt, der ist auf der Scheyerer Bühne gut aufgehoben. Es gibt nämlich noch Restkarten bei der Scheyrer Sparkasse oder an der Abendkasse.

PK