Geisenfeld
Geisenfelder Pfarrei ist zum Sparen verdammt

Aus finanziellen Gründen: Kein neuer Kirchenmusiker – Günstiger Lösung für Orgalsanierung – Kirchturm muss warten

03.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:03 Uhr

Da bröckelt der Putz: Die Außensanierung – speziell der Westfassade – der Geisenfelder Stadtpfarrkirche ist das nächste teure Bauprojekt, das St. Emmeram Geisenfeld bevorsteht. Foto: Zurek

Geisenfeld – „Keine Organisation oder Firma, kein Verein und auch keine Familie kann über längere Zeit hinweg über ihre finanziellen Mittel hinaus wirtschaften.“ So lautete das Resümée von Stadtpfarrer Andreas Ring nach der Kirchenverwaltungssitzung der katholischen Pfarrei St. Emmeram Geisenfeld.

Die Neuigkeiten aus der Sitzung kreisen rund um die Vielzahl von Investitionen und Ausgaben, die der Pfarrei in den kommenden Monaten und Jahren bevorstehen. „Für die laufenden Kosten erhalten wir vom Bistum eine jährliche Schlüsselzuweisung“, berichtet Ring. Den weitaus größten Teil stellen die Lohn- und Lohnnebenkosten für die Angestellten der Pfarrei dar. Diese würden Jahr für Jahr steigen, während die Schlüsselzuweisung, die sich unter anderem aus der Zahl der Kirchenmitglieder einer jeweiligen Pfarrei berechnet, für Geisenfeld in den kommenden Jahren spürbar einbrechen werde. „Glücklicherweise verfügen wir über Rücklagen“, fährt Ring fort. Diese dürften aber keinesfalls zur Deckung laufender Kosten herangezogen werden. „Das wäre eine hochriskante und wirtschaftlich unsinnige Entscheidung“, heißt es in Rings Mitteilung weiter. Die Kirchenverwaltung sei vielmehr verpflichtet, die Pfarrei auch wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen.

An der Westseite des Turms platzt Farbe ab

Nun stehen in den kommenden Jahren einige Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten an. Ring spielt damit zunächst auf die längst überfällige Kernsanierung des denkmalgeschützten Pfarrhofs an, die mittlerweile in Angriff genommen wurde. Aber das ist nicht alles. Seit vielen Jahren wird in Geisenfeld für eine neue Orgel gesammelt. Mittlerweile konnten rund 40000 Euro angespart werden. Eine gänzlich neue Orgel sei jedoch ein Millionenprojekt – und in einer Zeit, in der alle zu Einsparungen aufgerufen seien, weder erstrebenswert noch vermittelbar, so Ring. „Unsere Orgel ist aber dringend reparaturbedürftig“, fährt der Geistliche fort. Einige Register seien gar nicht mehr bespielbar. So sei beispielsweise das Register „Prinzipal 8“, das eigentliche Herzstück der Orgel, „gegenwärtig ein Totalausfall“, so Ring. Es sei alleine der großen Kunst der Geisenfelder Organisten zu verdanken, dass dies „dem normalen Hörer im Gottesdienst nicht zu stark störend auffällt“. Eine einfache Reparatur wäre nur Flickwerk, findet der Pfarrer, und keinesfalls eine dauerhafte Lösung. „Weil die gesamte Mechanik der Orgel veraltet und ohnehin sehr reparatur- und störanfällig ist.“ Die Kirchenverwaltung hat sich daher entschlossen, ein Projekt für eine neuwertige Orgel zu starten. „Das ist viel günstiger als eine komplett neue Orgel, qualitativ im Grunde aber genauso gut“, findet Ring. Die Vorplanungen würden bereits seit einiger Zeit laufen – und es liege auch schon ein erstes Angebot vor. „Wir hoffen, dass wir dieses Projekt noch abschließen können, solange es von Seiten unseres Bistums dafür Zuschüsse gibt.“

Aufmerksamen Kirchenbesuchern und Gästen der Stadt fällt außerdem schon länger auf, dass die Fassade der Stadtpfarrkirche – insbesondere die Westseite – ihre besten Tage lange hinter sich hat. „Der Putz bröckelt und die Farbe platzt ab“, berichtet der Pfarrer. Verweise auf „vermeintlich nostalgischen Flair“, den der Anblick biete, könne nicht die Lösung sein. Daher wird die Außensanierung der Stadtpfarrkirche das nächste, sehr drängende Bauprojekt sein, das die Pfarrei eine beträchtliche Summe kosten wird. „Das können wir aber erst starten, wenn die Kernsanierung des Pfarrhofes abgeschlossen ist“, sagt Ring, weil das Bistum pro Pfarrei immer nur ein laufendes Bauvorhaben genehmige. „Alle Bemühungen wenigsten eine Teilsanierung – beginnend an der Turmseite – zu starten, wurden leider abgelehnt.“

Stelle des Kirchenmusikersbleibt vorerst unbesetzt

Das Fazit all dieser Ausführungen ist offensichtlich: Die Devise lautet im Moment, sämtliche Ausgaben sorgfältig zu prüfen – und wenn möglich zu reduzieren. Die Kirchenverwaltung hat daher auch einen personellen Beschluss gefasst, den viele bedauern werden: Die Stelle des Kirchenmusikers wird bis auf Weiteres nicht neu besetzt. „Uns allen ist diese Entscheidung nicht leichtgefallen“, erläutert Ring. „Dass dies auch für unsere Chöre und nicht nur für die Gemeinde weitreichende Folgen hat, ist uns wohl bewusst.“ Denn: Alleine den ehrenamtlichen Musikern sei es zu verdanken, dass die Pfarrei in den vergangenen Monaten – also seit Jörg Duda nicht mehr als Geisenfelder Kirchenmusiker wirkt – wunderbar mitgestaltete Gottesdienste erleben durfte. Dass dies über einen längeren Zeitraum hinweg sehr anstrengend sei und nicht dauerhaft aufrechterhalten werden könne, ist auch der Kirchenverwaltung bewusst. Künftig wird daher der Versuch unternommen, zumindest die Gottesdienste in der Stadtpfarrkirche am Dienstag um 19 Uhr, am Samstag um 18 Uhr sowie am Sonntag um 10.30 Uhr musikalisch zu gestalten. Dabei hofft die Pfarrei auf ehrenamtliche Organisten und Musiker. Die Gottesdienste in Ainau und Untermettenbach bleiben von dieser Regelung unberührt. Pfarrer Ring hofft auf das Verständnis der Gläubigen für diese Entscheidung. „Gemeinsam können wir die anstehenden Projekte verwirklichen“, sagt er, „damit wir weiter eine lebendige Glaubensgemeinschaft bilden.“

GZ