„Freising ist zu Flügel-lastig“
AfD will eigenen Pfaffenhofener Kreisverband gründen

04.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:39 Uhr

Claus Staudhammer wird als möglicher Vorsitzender eines Pfaffenhofener AfD-Kreisverbands gehandelt. Foto: PK-Archiv

Von Patrick Ermert

Die AfD im Landkreis Pfaffenhofen steht vor einer grundlegenden Neuerung. Führende Mitglieder aus dem Landkreis planen die Abspaltung vom gemeinsamen Kreisverband mit Freising. „Weil wir uns zukunftsfähig ausrichten wollen“, erklärt Bezirksrat Josef Robin.

Die Mitgliederzahl im Kreisverband Freising-Pfaffenhofen liegt aktuell bei 89. „Wir waren schon mal deutlich dreistellig“, berichtet Robin. In jüngster Zeit sei es allerdings zu einem deutlichen Rückgang gekommen – aus mehreren Gründen, wie der Ilmendorfer erläutert. Zum einen habe der Kreisverband etliche Mitglieder von sich aus aussortiert, weil diese ihre Beiträge gar nicht, viel zu spät oder extrem unregelmäßig bezahlt hätten. Dann hat den Kreisverband der Parteiaustritt des Bundestagsabgeordneten Johannes Huber hart getroffen. „Er war ein absolutes Zugpferd für uns“, räumt der Bezirksrat ein. Dass Huber der AfD den Rücken kehrte, hinterließ Spuren. „Da muss man ehrlich sein“, meint Robin, „es sind einige Mitglieder aus Solidarität mit ihm ausgetreten.“ Und dann gibt es noch einen dritten Aspekt, welcher der AfD geschadet hat. „Die Beobachtung durch den Verfassungsschutz“, benennt ihn Robin. Das sei manchen Mitgliedern schlichtweg zu viel gewesen, sodass sie ausgetreten seien. Wie viele der 89 Mitglieder aus dem Kreis Pfaffenhofen sind, weiß Robin nicht genau. „Die Aufteilung war immer so zwei Drittel, ein Drittel. Daher denke ich, dass wir um die 40 Mitglieder aus Pfaffenhofen haben.“



Die AfD benötigt vor diesem Hintergrund dringend eine Frischzellenkur. „Das geht am besten, wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren und eine ganz eigene, zukunftsträchtige Agenda fahren.“ Oder übersetzt: einen Kreisverband Pfaffenhofen gründen. Und dieser soll in der Gründungsversammlung am Samstag, 21. Mai, ab 17 Uhr im Landgasthof Weiß in Aufham aus der Taufe gehoben werden.

Bei dem Termin erfolgt zunächst eine Aussprache, bei der die komplette Führung des Freisinger Kreisverbands anwesend und eingebunden ist. „Danach entscheiden nur die Pfaffenhofener Mitglieder, ob wir einen eigenen Kreisverband gründen“, fährt Robin fort. Vollkommen sicher wirkt er nicht, ob es dazu tatsächlich kommt. „Es könnte knapp werden“, sagt er.

Für die Spitze des neuen Kreisverbands kandidiert Robin „definitiv nicht selbst“, wie er sagt. Als aussichtsreichster Name für den Posten des Kreischefs kursiert in AfD-Kreisen Claus Staudhammer. Um den Kreisfraktionssprecher aus Niederscheyern und seine Kreistagskollegen – neben Robin sitzt noch der Geisenfelder Tobias Teich im obersten Kreisgremium – sollen sich die Pfaffenhofener Mitglieder künftig scharen und ein zukunftsfähiges Programm erstellen.

Von der Ausrichtung des Freisinger Kreisverbands könnte es sich in einem wesentlichen Punkt unterscheiden, wie Robin anmerkt. „Freising ist zu Flügel-lastig“, sagt er. Als „Flügel“ wird jene Stoßrichtung innerhalb der AfD bezeichnet, die dem äußersten rechten Rand zuzuordnen ist. Und dort sehen sich die führenden Pfaffenhofener AfD-ler laut Robin nicht verhaftet. Auch hierzu wird die Versammlung in Aufham wohl eine Antwort mit sich bringen.

Als ziemliche Hängepartie erweist sich das Parteiausschlussverfahren gegen den vierten AfD-Kandidaten, der 2020 in den Kreistag gewählt wurde: Alois Federl aus Dürnzhausen. Der Kaminkehrer ist bei der AfD nach fragwürdigen Aussagen und Aktionen in Ungnade gefallen. „Mir wäre es am liebsten, wenn der Ausschluss eher heute als morgen beschlossene Sache wäre“, sagt Robin. Aktuell liegt der Vorgang beim bayerischen Landesschiedsgericht, das nun die Entscheidung fällen muss. „Das zieht sich leider ganz schön hin“, kommentiert Robin den zähen Vorgang.

PK