Reichertshausen
Bürgermeister Erwin Renauer ist dienstunfähig - Neuwahlen wohl Ende März

Reichertshausener Bürgermeister vor dem Abschied

11.11.2022 | Stand 21.09.2023, 6:30 Uhr

Erwin Renauer kann das Amt des Reichertshausener Bürgermeisters nicht länger ausüben. Dem 62-Jährigen wurde diese Woche seine Dienstunfähigkeit bescheinigt. Läuft alles nach Plan, wird die Neuwahl wohl auf Ende März terminiert. Foto: Steininger, PK-Archiv

Der Gesundheitszustand von Erwin Renauer bessert sich einfach nicht – und daher kann der seit Monaten krankgeschriebene Reichertshausener Bürgermeister sein Amt nicht länger ausüben. Das Ergebnis der amtsärztlichen Untersuchung ist am Mittwoch beim 62-Jährigen eingegangen.



„Zuletzt hat sich mein Zustand leider wieder verschlechtert“, berichtet Renauer. Und daher stehe in dem Schreiben, dass er das Amt leider nicht mehr ausführen könne. „Ich habe wirklich alles versucht, um es zu schaffen“, versichert er. Aber es führe offensichtlich kein Weg mehr hin. „Die Prognosen für eine Besserung waren und sind nicht gut.“

Über 22 Jahre gerneim Dienst der Gemeinde

Seinen Aufgaben als Bürgermeister sei er immer gerne nachgekommen. Renauer hätte laut eigener Aussage „von Herzen gern die Aufgabe für die gesamte Wahlperiode uneingeschränkt wahrgenommen“. Den über 22 Jahren, in denen er der Gemeinde als Geschäftsleiter und Kämmerer, als Gemeinderat, Zweiter und schließlich Erster Bürgermeister gedient habe, hätte er „gerne eine weitere Wahlperiode hinzugefügt“. Aus alledem wird nun definitiv nichts mehr. Bis Ende November will die Gemeinde Renauers dauerhafte Dienstunfähigkeit bei der Kommunalaufsicht offiziell anzeigen. Im Zuge der üblichen Mechanismen (siehe Infokasten) wird es aller Voraussicht nach bereits Ende März 2023 zur Neuwahl kommen. Renauer selbst, der vor seiner Tätigkeit als Wahlbeamter beim Bundeszentralamt für Steuern angestellt war, scheidet offiziell am 1. März aus dem Gemeindedienst aus. „Danach werde ich meinen Antrag auf Pensionierung einreichen“, sagt der 62-Jährige. Seine große Hoffnung besteht darin, dass sich sein Gesundheitszustand mittelfristig etwas bessert. „Derzeit bin ich einfach nur ständig in Behandlung“, berichtet Renauer und fügt an, dass diese Situation „eigentlich wenig lebenswert“ sei. Er hoffe daher sehr, zumindest einen „halbwegs normalen Ruhestand“ erleben zu dürfen.

Renauers letzter Tag im Rathaus war am 8. März

Seinen letzten Tag im Rathaus verbrachte Renauer übrigens am 8. März. Danach verabschiedete er sich zunächst in den Urlaub, weil sich sein Zustand schon leicht verschlechterte. „Seit dem 2. Mai bin ich dauerhaft krankgeschrieben.“

In all den Monaten übernahmen vertretungsweise Albert Schnell (CSU) und Benjamin Bertram-Pfister (SPD) die Amtsgeschäfte für den UWG-Bürgermeister, der in der Gemeinde und bei den Verwaltungsmitarbeitern respektiert und beliebt war. „Es schwingt bei allen viel Wehmut mit, weil wir es gerne gesehen hätten, dass er zurückkommt“, kommentiert Geschäftsleiter Günter Fuchs die Neuigkeit. Auf der anderen Seite herrsche jetzt wenigstens Gewissheit, wie es weitergeht. Die Situation sei für alle Beteiligten belastend gewesen, ergänzte er. Vor allem die beiden Stellvertreter Schnell und Bertram-Pfister hatten seit Monaten viel zu leisten. „Da ist es schon wichtig, dass die Sache geklärt ist.“

Dreieinhalb Monate wird es voraussichtlich dauern, dann sollte Reichertshausen wieder einen gewählten, hauptamtlichen Bürgermeister haben. Wie sie oder er heißen könnte, lässt sich überhaupt nicht abschätzen. „Die Parteien haben nicht viel Zeit, sich zu positionieren und Kandidaten zu suchen“, meint Fuchs. Die Gemeinderäte hatte Renauer in der nicht-öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend informiert – mit Hilfe eines Schreibens, das er verlesen ließ. Die Mitarbeiter im Rathaus erfuhren am Freitagvormittag per Rundmail im Rathaus davon. „Ich hätte das einfach nicht geschafft, es ihnen allen persönlich zu sagen“, bittet Renauer um Verständnis für diesen Weg der Kommunikation. Nach der Neuwahl, also Anfang März, hofft er dem Rathauspersonal einen Besuch abstatten zu können. „Denn ich will mich auch noch persönlich für alles bedanken.“

DER WEG ZUR NEUWAHL

Mit der vorliegenden Bescheinigung der Dienstunfähigkeit von Erwin Renauer ist der Weg für eine zügige Neuwahl des Reichertshausener Bürgermeisters zumindest schon grob vorgezeichnet. „Noch diesen Monat werden wir als Gemeinde diese Tatsache offiziell feststellen, sodass Renauer vermutlich zum 1. März in den Ruhestand versetzt wird“, berichtet Geschäftsleiter Günter Fuchs.

Laut Artikel 44 des Gemeinde- und Landkreiswahlgesetzes treten damit vorgeschriebene Mechanismen in Kraft, die Konstanze Erdle als Leiterin der Kommunalaufsicht am Landratsamt kennt. „Etwa Ende März werden die Neuwahlen voraussichtlich terminiert“, sagt sie. Der genaue Termin könne um wenige Wochen variieren. Aber im Grunde „beginnt jetzt schon der Wahlkampf in Reichertshausen“, ergänzt Fuchs.

Der neue Bürgermeister wird für sechs Jahre gewählt. „Die Bürgermeisterwahl in Reichertshausen bleibt damit dauerhaft außerhalb des üblichen Turnus“, ergänzt Erdle. Während in allen anderen Kreisgemeinden somit 2026 gewählt wird, ist das in Reichertshausen erst wieder 2029 der Fall. Es sei denn, ein Bürgermeister verkürzt seine Amtszeit freiwillig, damit die Gemeinde wieder in den üblichen Turnus zurückkehren kann.

PK