Wolnzach
Energieversorgung für neues Wohngebiet: Lieber zentral oder direkt am Haus?

Institut für Energietechnik hat Möglichkeiten der Wärmeversorgung für „Wohnen an der Wolnzach“ untersucht

28.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:31 Uhr

Weiß ist neu, braun ist Bestand: Im Juni 2021 hatte sich Wolnzach im Architektenwettbewerb zu „Wohnen an der Wolnzach“ für diesen Entwurf des Büros Morpho-Logic mit Fischer, Heumann Landschaftsarchitekten aus München entschieden, den Bürgermeister Jens Machold hier zeigt. Foto: WZ-Archiv

Von Karin Trouboukis

Wolnzach – Welche Energieversorgung passt am besten zum geplanten Baugebiet „Wohnen an der Wolnzach“? Eine Frage, zu deren Beantwortung es einen weiten Blick, viel Fachkenntnis und das Abwägen spezifischer Gegebenheiten braucht. Wie komplex das Thema ist, das wissen die Mitglieder des Wolnzacher Bauausschusses seit Dienstag, denn da hatte Pia Meiller die Untersuchung des Instituts für Energietechnik vorgestellt.

Luft-Wärmepumpenoder Power-to-Heat

„Ich versuche, die Zeit einzuhalten“, begann sie ihre Präsentation, wohlwissend, dass es sehr viel Input war, den sie da vermitteln sollte und – so viel vorweg – dies auch tat. Ausgehend von der Frage, welche Technologien zur Wärmeversorgung hier überhaupt in Frage kommen, habe man neben Heizöl, Gas, Pellets, Hackgut oder wegen der langen Leitungsnetze auch den Anschluss an ein Wärmenetz (Biogasanlage) ausgeschlossen. Ebenso – und das ließ vor allem den am Tisch sitzenden Zweiten Bürgermeister Josef Schäch (GfW) aufhorchen – auch Wärmepumpen via Erdwärme oder Grundwasser. Wegen der spezifischen Bodengegebenheiten und der – so soll es das Wasserwirtschaftsamt gesagt haben – hohen Grundwasserstände im Untersuchungsgebiet. Bleiben Luft-Erdwärmepumpen und Power-to-Heat-Anlagen, die elektrische Energie in Wärme umwandeln.

„Nach Abstimmung mit dem Auftraggeber“, so Meiller weiter, habe man dann zentrale Lösungen und dezentrale Lösungen untersucht und beide abgewogen. Bei einer zentralen Lösung, also einer Verbundvariante, wird die Heizungsanlage an zentraler Stelle untergebracht und versorgt von dort aus das gesamte Gebiet. Bei einer dezentralen Lösung gibt es kein Wärmenetz, die Versorgeeinheiten sind direkt an den Häusern installiert.

Ausgehend von den spezifischen Gegebenheiten im Betrachtungsgebiet hat das Institut für Energietechnik für die Verbundvariante zwar höhere Kosten errechnet, abzüglich möglicher BEW-Förderungen (Bundesförderung für effiziente Wärmenetze) – ein laut Meiller „wegen sich ständig ändernder Vorgaben hochkompliziertes Thema“, deshalb empfehle das Institut dringend eine Machbarkeitsstudie – landen beide Varianten am Ende auf rund 900 000 Euro Gesamtkosten. Fazit der Untersuchung: Beide Varianten hätten Vorteile, wenngleich auch die Ergebnisse der wirtschaftlichen und ökologischen Betrachtung zunächst für eine dezentrale Versorgung sprächen. Aber: Eine zentrale Versorgung hätte andere Vorteile – zum Beispiel das Erscheinungsbild – die bei der Entscheidung eine Rolle spielen könnten.

Wasserstoff hiernoch kein Thema

Das Thema Wasserstoff brachte bei den abschließenden Fragen Dritter Bürgermeister Werner Hammerschmid (SPD) ins Spiel. Man habe auf zeitnah umsetzbare Varianten gesetzt, so die Antwort der Fachfrau; Wasserstoff sei derzeit für solche Anlagen noch nicht verfügbar. Er habe mit einer Grundwasser-Wärmepumpe in diesem Gebiet „sehr gute Erfahrungen“ gemacht, steuerte Josef Schäch bei. Deshalb sei er doch verwundert darüber, dass diese Möglichkeit nicht in Frage kommen solle. Man sollte diesen Aspekt nochmals hinterfragen.

Wie geht es jetzt weiter? „Jetzt haben wir die Grundlagen erarbeitet“, beantwortet Bauamtsleiterin Doris Schneider diese Frage. Nun müsse man mit den Grundstückseigentümern besprechen, welche Lösung für sie in Frage käme.

WZDie Studie des Instituts für Energietechnik beinhaltet auch einen Vergleich dezentraler und zentraler Versorgungslösungen anhand bestimmter Kriterien. n Kosten: bei der dezentralen Lösung etwas geringer.n Schall: Hier schneidet eine zentrale Lösung (Verbundvariante) etwas besser ab, weil die Versorgungsanlage nur an einem zentralen Ort untergebracht ist.n Effizienz: Hier liegt eine dezentrale Lösung leicht vorne; es gibt hier keine Netzverluste, weil die Anlagen direkt am Haus installiert sind.n Platzbedarf: Dezentrale Lösungen brauchen kein, wie es heißt, „zentrales Quartier“, deshalb liegen sie hier vorn.n Regelungsaufwand: Dieser ist bei dezentraler Versorgung etwas weniger komplex.n Erscheinungsbild: Hier könnte man die vielen Einzelgeräte an Häusern bei einer dezentralen Versorgung eventuell als störend empfinden, dieser Punkt geht also an die zentrale Lösung.n Preisentwicklungen: Dazu sind im Falle einer zentralen Versorgung eventuell bessere Konditionen auszuhandeln, weil dezentrale Anlagen für Strombezug an mehreren Stellen und deshalb in entsprechend kleineren Mengen stehen.n Absolute Emissionen: Sie liegen bei der zentralen Verbundvariante für dieses Gebiet unter den hier gegebenen Voraussetzungen etwa bei 98 Tonnen pro Jahr, in der dezentralen Variante bei etwa 78 Tonnen pro Jahr. Mit zunehmendem Anteil an Erneuerbaren Energien in der deutschen Stromversorgung seien jedoch in beiden Varianten laut Institut für Energietechnik sinkende CO2-Emissionen zu erwarten. Quelle: IfE