Zwei „mega Typen“ sagen Servus
Ende der „Wagner-Festspiele“ in Pfaffenhofen: Wie die beiden Brüder den FSV prägten

30.07.2024 | Stand 30.07.2024, 17:17 Uhr |

Ziemlich beste Typen: Die Brüder Stefan und Fabian Wagner haben den FSV Pfaffenhofen nicht nur fußballerisch bereichert. Nun wurden sie von Sportlichem Leiter Claus Nowak verabschiedet. Foto: FSV

Jetzt ist offiziell Schluss: Die Brüder Stefan und Fabian Wagner sind beim letzten Heimspiel des FSV Pfaffenhofen gegen den TSV Wertingen vom FSV-Vorsitzenden Ramazan Yaylakci und dem Sportlichem Leiter Claus Nowak verabschiedet worden.

Die Beiden waren seit fast acht Jahren im Verein als wichtiger Bestandteil der Mannschaft gesetzt. Wenn Gerhard Lösch an seine Zeit mit den Brüdern zurückdenkt, gerät er direkt ins Schwärmen: „Beide sind mega Typen, die man gerne um sich hat“, sagt der FSV-Coach und führt aus: „Es ist in einer Fußball-Mannschaft ja oft so, dass es Spieler gibt, die fußballerisch top sind, charakterlich aber eher schwierig, oder andersherum. Die Wagner-Brüder aber waren sowohl fußballerisch als auch charakterlich top.“ Dazu seien beide lustige Typen. „Es gab keinen Tag, an dem wir nicht zusammen über irgendwas gelacht haben. Alleine durch ihre Anwesenheit waren sie eine Bereicherung für die Kabine.“

Fabian: Der Innenverteidiger mit dem „feinen Fuß“

Und was machte das Duo fußballerisch einzigartig? Bei Fabian Wagner hebt Lösch dessen Technik und Spielverständnis hervor: „Ich habe selten einen Innenverteidiger gesehen, der so einen feinen Fuß hat.“ Bei Stefan ist ihm die „unglaubliche Physis“ in Erinnerung geblieben: „Er hatte als Sechser eine super Präsenz auf dem Platz. Da kam kaum ein Gegner vorbei.“ Auch Wojciech Fassl (TSV Jetzendorf), der mit beiden zusammengespielt hat und eng mit ihnen befreundet ist, gerät ins Schwärmen, wenn er an die Brüder denkt: „Sie waren sehr gute Kicker und hatten sowohl in Jetzendorf als auch beim FSV eine tragende Rolle.“ Beide brachten eine super Physis mit. „Steppe war der absolute Spielmacher und Fabi der Innenverteidiger mit der besten Technik weltweit“, sagt Fassl und lacht. „Es war mir eine Ehre, mit den beiden insgesamt vier Saisons beim FSV auf dem Platz zu stehen.“

Stefan und Fabian Wagner starteten ihre Karriere in den Junioren-Mannschaften des MTV (Stefan) und des FSV (Fabian). Letzterer spielte zudem in der Jugend des FC Ingolstadt. Im Herrenbereich zog es die beiden nach Jetzendorf, wo sie sechs Jahre zusammenspielten, ehe sie zum FC Pipinsried wechselten. Beim Bayernligisten blieben sie, auch aufgrund von Verletzungsproblemen, jedoch nicht einmal eine Saison. 2016 folgte die Rückkehr zum FSV Pfaffenhofen in die Kreisliga. Ausschlaggebend für den Wechsel sei gewesen, dass die Ambitionen des Vereins mit ihren Vorstellungen übereinstimmten und der FSV „unheimlich viel Potenzial” hatte, wie die Brüder in einem Interview 2016 erzählten. Hinzu kam, dass viele Freunde der beiden in Pfaffenhofen spielten und der Verein nahe an ihrem Wohnort lag.

Zurück in der Kreisstadt übernahm Stefan Wagner die Rolle des Spielertrainers, obwohl er den Posten anfangs gar nicht wollte: „Ich wurde gefragt und weil das Team völlig hinter mir stand und komplett für mich gestimmt hat, habe ich den Schritt gemacht”, erzählt der 37-Jährige. Es zahlte sich aus, denn unter “Steppe”, wie er im Verein genannt wird, war der FSV direkt erfolgreich. In seiner ersten Saison als Spielertrainer verpasste Pfaffenhofen den Bezirksliga-Aufstieg noch knapp in der Relegation, in der darauffolgenden Spielzeit gelang dann als Meister der Aufstieg. Der aktuelle FSV-Coach Lösch rechnet es Stefan Wagner hoch an, dass dieser klaglos zurück ins zweite Glied rückte, als Lösch die Pfaffenhofener 2021/22 übernahm. „Steppe hat sofort gesagt, dass er die Rolle als Spieler wieder annimmt. Ich zolle ihm Respekt dafür, dass er sich zurückgenommen hat. Er hatte aber trotzdem stets ein offenes Ohr, und stand mir mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Lösch.

Nicht nur Brüder, sondern auch beste Freunde

Unter dem neuen Coach stand dafür Fabian Wagner mehr in der Verantwortung. Er übernahm unter Lösch als spielender Co-Trainer. „Ich habe dieses Amt gerne angenommen, denn ich war schon immer der Typ, der gerne ein bisschen vorangeht und den Leuten etwas beibringt”, erzählt der 30-Jährige. Nur ein Jahr später, in der Saison 2022/23, gelang unter dem neuen Gespann der Aufstieg in die Landesliga. Neben der Meisterschaft bleibt Fabian Wagner das „Volksfest-Derby“ gegen den TSV Jetzendorf in der darauf folgenden Saison in besonderer Erinnerung. Weil Lösch rotgesperrt war, stand Fabian Wagner als verantwortlicher Trainer an der Seitenlinie und coachte das Team vor über 1000 Zuschauern zum 5:2-Sieg. Dazu passend erzielte Stefan Wagner auch noch das 1:0 für den FSV. „Das war schon außergewöhnlich“, erinnert sich Fabian. Bruder Stefan beschreibt das Derby als “richtig schönen Moment” in seiner Laufbahn. Für Stefan war natürlich noch der Aufstieg 2017/18 ein Höhepunkt.

Was auffällt: Die Wagner-Brüder haben fast ihre gesamte Laufbahn gemeinsam verbracht. War das so geplant, oder eher Zufall? „Wir Brüder sind gleichzeitig beste Freunde, auch zu unserem ältesten Bruder Dominic haben wir ein sehr enges Verhältnis“, erklärt Fabian Wagner. „Glücklicherweise hatten wir von den Vereinen meist die gleichen Anfragen. Wenn du mit deinen engsten Freunden dein Hobby teilen kannst, macht es noch mehr Spaß.“

Das Vertrauen in sie „mehr als zurückgezahlt“

Wie der FSV-Vorsitzende Ramazan Yaylakci bestätigt, waren die Wagner-Brüder ein Glücksfall für den FSV. „Das Vertrauen in sie war absolut gerechtfertigt und sie haben es mehr als zurückgezahlt. Dazu waren sie menschlich wirklich allererste Sahne.“ Dass sie beim FSV eine große Lücke hinterlassen, ist klar. „Sie werden nicht nur in der Kabine fehlen, sondern auch außerhalb“, sagt Coach Lösch, der hofft, dass sich die Brüder aber weiter blicken lassen.

PK


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