Von Patrick Ermert
Pfaffenhofen – Der Pfaffenhofener Sport- und Freizeitpark ist seit dem vergangenen Wochenende um eine – wohlgemerkt unerwünschte – Attraktion reicher. Direkt am Ilmufer, umsäumt von üppig sprießenden Brennnesseln und garniert mit einem großen, schwarzen Aschenbecher, ist wie aus dem Nichts ein kleiner Partystrand entstanden. Die Urheber waren wohl feiernde Jugendliche, die in der Nacht auf Samstag kräftig angepackt haben.
Dies geschah allerdings sehr zum Leidwesen der Beachvolleyballer des MTV Pfaffenhofen. Denn von deren Platz, der sich nur wenige Meter von der sandigen Partymeile entfernt befindet, haben die jungen Baumeister das benötigte Material ungefragt abtransportiert. „Es geht um etwa zehn Schubkarren voller Sand“, berichtet Hannes Berger, der Leiter der MTV-Volleyballabteilung. Um den Sand runter ans Ilmufer schaffen zu können, wurde die Bande des Beachvolleyballplatzes kurzerhand weg- und später wieder hingebaut. „Der materielle Schaden ist minimal“, räumt Berger ein.
„Sie haben den Platz danach sogar wieder geglättet, sodass jetzt kaum ein Unterschied zu sehen ist.“ Außerdem haben die Jugendlichen den Partystrand fachgerecht mit einer Folie ausgelegt, bevor sie den Sand draufgeschippt haben. „Handwerklich ist das ja fast beeindruckend“, räumt Berger ein. „Aber deswegen ärgert es uns auch nicht weniger.“
Rückzugsorte für die Jugendsind nicht leicht zu finden
Der Partystrand ist eine jener Episoden, die gerade nach dem Ende der langwierigen Coronaeinschränkungen verdeutlichen, wie schwer es für die Jugendlichen ist, ihren Platz zu finden. Orte zum Feiern, zum Chillen, das eine oder andere Bierchen zu trinken, was auch immer zu rauchen – und vor allem Plätze zum Nichtstun. Mehr will die Jugend ja meistens gar nicht. Aber so wirklich willkommen ist sie halt nirgends. Zumindest nicht dort, wo sich auch Erwachsene (oder gar Senioren) aufhalten.
Nun ist der Sport- und Freizeitpark dafür wie gemacht. Und irgendwie passt der Partystrand da auch hin. „Was aber halt gar nicht geht, ist die Vereinsarbeit von Ehrenamtlichen kaputtzumachen“, entgegnet Berger. Schließlich kann der Partystrand an dieser Stelle nicht bleiben. „Die Sache mit dem Sand hätte sich mit dem ersten Hochwasser erledigt“, sagt Berger. „Aber die Folie muss unbedingt weg. Die landet sonst irgendwo.“ Am liebsten wäre es ihm, wenn die jugendlichen Strandbauer „Eier“ beweisen und ihr Werk zügig wieder rückgängig machen würden. „Dann würde ich einmal streng schauen – und dann wäre es auch wieder gut.“ Es würde verhindern, dass die Ehrenamtlichen vom MTV einige Stunden mehr als geplant arbeiten müssten. „Etwas Wertschätzung für das, was ihnen und allen anderen geboten wird − das würde auch Jugendlichen gut stehen“, findet Berger. Aber vermutlich werde sein Appell leider ungehört verhallen, befürchtet er.
Ein weiterer Konflikt, der schon länger schwelt und für den sich keine Lösung abzeichnet, spielt sich nur wenige Metern vom Beachvolleyballplatz entfernt ab: nämlich an den öffentlichen Stockbahnen neben dem Eisstadion. Diese nutzen die MTV-Stockschützen um ihren Abteilungsleiter Dieter Götz fürs Training. „Da kommen wir immer wieder mit den Jugendlichen ins Gehege“, berichtet Götz. Die Senioren wollen donnerstags ihrem Hobby nachgehen, während den Mädels und Burschen zum Feiern zumute ist. „Manchmal hängen hier bis zu 30 betrunkene Teenies ab, die sich manchmal auch ziemlich provokant verhalten“, sagt Götz. Sie überqueren die Bahnen während des Spiels, was ziemlich gefährlich sein kann. Und sie laden ihren Müll und Zigarettenkippen auf den Bahnen ab. Die Stockschützen müssen vor dem Training den Besen in die Hand nehmen, die Bahnen abkehren und den Müll entsorgen, ehe sie zu ihren Stöcken greifen können. „Und wenn sich die Burschen schlecht benehmen, macht das hier überhaupt keinen Spaß mehr“, sagt Götz.
Erst wenn Schaden entsteht,ist Eingreifen geboten
Seine Bitten an die Stadt wurden bislang nicht erhört. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) will die öffentlichen Bahnen nicht einzäunen, damit sie jeder nutzen kann. Zuletzt hat er zugesagt, die Citystreife öfters in den Sport- und Freizeitpark zu schicken. „Aber die zwei Mann haben ein großes Gebiet abzudecken“, sagt Stadtjurist Florian Erdle. Es erstreckt sich bis zum Niederscheyrer Abenteuerspielplatz am anderen Ende der Stadt. Die Streife könne auch nicht ständig patrouillieren – und die Jugendlichen verhielten sich geschickt. „Wenn sie da nur sitzen, sich korrekt verhalten und niemanden anpöbeln, gibt es dagegen nichts zu sagen“, erklärt Erdle. Nur wenn sie über die Strenge schlagen und Schaden anrichten – Sand aus dem Volleyballplatz schippen gehöre explizit dazu – müsse man eingreifen.
In solchen Fällen gilt für den Freizeitbereich an der Ilm im Grunde dasselbe wie für den Hauptplatz: „Ich würde den Stockschützen in schlimmen Fällen raten, die Polizei zu rufen“, ergänzt Erdle. Manchmal reiche aber auch ein deutliches „Schleicht’s eich“ – und das Problem sei erledigt. Sobald die Stockschützen nämlich trainieren, haben sie auch „ein gewisses Hausrecht“, wie es Erdle formuliert. „Wenn wir ihnen das allerdings mit einem Schreiben bestätigen, bringt das auch nichts“, fügt der Stadtjurist an. Denn das könnten die Senioren den betrunkenen Jugendlichen schon vorlesen. „Dass diese danach einsichtig weggehen, wage ich aber zu bezweifeln.“
Der richtige Ton im Umgangist schwer zu finden
Hannes Berger hat mit der Polizei gesprochen, um etwas über die Erbauer des Partystrands zu erfahren. Doch die Beamten wussten von nichts. Auf eine Anzeige haben die MTV-Volleyballer bewusst verzichtet. „Das wäre viel zu hoch gegriffen“, findet Berger. Solchen Ärger hätten die Jugendlichen dann auch wieder nicht verdient. Es sei halt nicht so einfach, im Umgang miteinander immer den richtigen Ton zu treffen. „Das gilt für die Jugendlichen genauso wie für die Erwachsenen“, so Berger.
PK
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