Wolnzach
Ein Mann, zwei Frauen – und verschwundene Millionen: s’Theaterbrettl bringt Chaos auf die Bühne

Schon dreimal volles Haus für Komödie „Reset – Alles auf Anfang“ – Weitere Vorstellungen am Wochenende

10.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:45 Uhr

Zwei sind zwei zu viel: Herbert Gruber (Josef Öttl) fühlt sich offensichtlich weder zu seiner anlehnungsbedürftigen Ehefrau Maria (Claudia Faltermeier).... Fotos: Trouboukis

Von Karin Trouboukis

Wolnzach – „Reset – Alles auf Anfang“ – der Titel der Komödie, die s’Theaterbrettl spielt, steht auch irgendwie sinnbildlich für den Verein selbst. Nämlich für einen Neustart nach der Coronapause – mit neuer Vorsitzenden, neuer Regie und – fast – neuer Bühne: Beim Kindertheater im Winter 2020 hatte die Siegelhalle schon einmal sozusagen ihr Debüt gegeben, jetzt, am krankheitsbedingt nachgeholten Premierenwochenende wurde sie wieder zum Theatersaal und, so viel vorweg, zum Zentrum von Chaos und guter Laune.

Apropos gute Laune. Die hat Herbert Gruber (Josef Öttl) nicht. Gar nicht. Er ist eigentlich nur genervt – von seiner Frau Maria (Claudia Faltermeier), die ihn für einen „unmoralischen, unromantischen, unsensiblen Unmenschen“ hält und lautstark ihrem ach so attraktiven französischen (und vielleicht imaginären) Lover nachtrauert. Auch Stefanie (Anja Staudigl) nervt. Sie ist seine Sekretärin, äh, Geliebte, und will mehr als er will. Nicht einmal auf den besten Freund Martin (Günther Liebhardt) ist wirklich Verlass, der will doch auch nur sein Schwarzgeld bei ihm bunkern. Gar nicht zu reden von Halbbruder Eduard (Erich Flicker), der ihm nicht nur auf der Tasche liegt, sondern im Bann seiner amourösen Männergeschichten auch noch von einer emotionalen und finanziellen Pleite in die nächste tappt.

MimikstarkeCharaktere

Gut, dass es den Malermeister Herrn Klapsch (Georg Mock) von Klapsch und Söhne gibt. Der hat – Gott sei Dank – mit allen, die da im Haus ein und aus gehen, nichts zu tun. Aber er beobachtet trotz seiner chronischen Handwerkermüdigkeit und der ebenso chronisch hängenden Mundwinkel scharf. Vor allem, als Herbert nach einem Autounfall mit Gedächtnisverlust nach Hause kommt, begleitet vom zugedröhnten Krankenpfleger Roland (Christian Küfner) – und jeder plötzlich Herberts gelöschte Hirn-Festplatte ganz neu beschreiben möchte.

So viel zum Inhalt des bekannten Stücks, das Regisseur Johannes Hartleitner nach einem Theaterbesuch in Wien als „basst“ beurteilte und nun mit der Wolnzacher Truppe passgenau einstudiert hat. Vielleicht hatte Hartleitner, der übrigens selbst unzählige Male auf der Theaterbrettl-Bühne glänzte und jetzt sein Regie-Debüt gab, schon beim Wien-Besuch die Charaktere vor Augen, die die Besucher aller drei bisher stattgefundenen und jeweils ausverkauften Vorstellungen so begeisterten.

Zum Beispiel Erich Flicker, dem man den homosexuellen und dauer-frisch-verliebten Halbbruder sowohl optisch als auch akustisch abnimmt. Oder Christian Küfner, bei dem nicht nur die Frisur so aussieht, als würde sie unter Starkstrom stehen. Und Günther Liebhardt, der nach nur drei Tablettchen vom seriösen Fliegenträger zu „Der-mit-dem-Schirm-telefoniert“ mutiert. Auch Georg Mock, der tapsige Bär aus dem Kindertheater „Zauberwald“, passt in seine Malerlatzhose wie der Pinsel in den Eimer. Das Ehepaar Gruber: Mit Claudia Faltermeier und Josef Öttl erlebt das Publikum hier zwei Theaterbrettl-Routiniers, die auch diesen Rollen durch Mimik und Ausdruck ihre persönliche Note geben – ein echter Genuss, ihnen zuzusehen. Ganz neu in der Truppe: Anja Staudigl, die als Grubers Gebliebte glänzt – und nicht nur, weil sie die Einzige ist, die wirklich astreines Hochdeutsch spricht.

Aber bayerische Akzentuierungen sind vom Regisseur ganz offensichtlich gewünscht und werden zum Teil bewusst eingesetzt. Auch das sehr zur Freude des Publikums, das die ersten Abende übrigens nicht nur wegen des Theaters genoss: Auch in Sachen Catering zieht das Theaterbrettl alle Register und hat der Siegelhalle mit feinen, kleinen Akzenten und hübscher Deko eine schöne Atmosphäre verliehen. Für die Unterstützung der Marktgemeinde und dafür, die Halle nutzen zu dürfen, danken Regisseur Johannes Hartleitner und Theaterbrettl-Vorsitzende Traudi Kebinger.

Noch vier weitereVorstellungen

„Reset – Alles auf Anfang“ wird noch am Freitag 14. Oktober, Samstag, 15. Oktober, sowie am Freitag, 21. Oktober, und Samstag, 22. Oktober, in der Siegelhalle an der Anton-Dost-Straße gespielt; Beginn jeweils 20 Uhr, Einlass 19 Uhr. Der Kartenverkauf läuft über die Buchhandlung Kawasch.

WZ