Wolnzach
Droht vielleicht gar eine Zuschuss-Rückzahlung: Die Bäume müssen vorerst noch warten

Eine Expertenrunde soll klären, ob das Pflanzen auf dem Wolnzacher Rathausplatz förderschädlich ist oder nicht

10.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:11 Uhr

Die roten Rauten stehen für mögliche Baumstandorte, diese Vorschläge haben zwei Fachbetriebe erarbeitet. Fotos: Grafik Geißlinger

Von Karin Trouboukis

Wolnzach – Baum oder nicht Baum – das bleibt hier die Frage. Denn trotz zum Teil hitziger Diskussion im Gemeinderat nahm die Live-Stream-Kamera zwar viele Wortmeldungen, aber im Grunde genommen nur eben diese beiden Standpunkte auf. Den Schlussvorschlag – eine große Gesprächsrunde im Januar zur Klärung grundsätzlicher Fragen – trugen auch nicht alle mit: Die CSU-Fraktion stimmte dagegen, unterlag damit jedoch der Mehrheit aller anderen Räte.

Welche Bäume überhaupt? Und wo sollen sie hin? Redet man hier nur vom Rathausplatz oder nur vom Kirchenvorplatz – oder am Ende von beidem? Die einen sagen so, die anderen so – und je nachdem, mit wem man spricht, bekommt man eben dies oder das zu hören. Diese Erfahrung hat auch Grünen-Gemeinderat Hans Geißlinger gemacht, der sich in das Baumpflanz-Thema offensichtlich sehr hineingekniet hat. Mit Experten hat er gesprochen, mit Archäologen, Gartenbauern und auch den zuständigen Stellen der Regierung von Oberbayern. Letzteres brachte ihn im Laufe des Sitzungsabends zur Erkenntnis, dass der ganze Verlauf der Gespräche aus soziologischer Sicht, weil je nach Gesprächspartner anders verlaufend, „hochinteressant“ sei.

Aber der Reihe nach. Zur Sitzung hatte er eine umfangreiche Präsentation mitgebracht. Sein Ansatz dabei, kurz gesagt: Bei der Ausgestaltung des Zentrumsplatzes habe man „gravierende ökologische Fehler“ begangen, der Marktplatz sei ein „Ausdruck dieser Fehlentwicklung“, weil praktisch baum- und schattenlos – von den Sonnenschirmen des Gastro-Betriebs einmal abgesehen.

Zwei hiesige Gartenbaufirmen haben für Geißlinger Vorschläge zur Baumpflanzung auf dem Rathausplatz erarbeitet und dafür einmal fünf, einmal zwei mögliche Standorte ausgemacht.

Jetzt müsse man konkrete Vorschläge erarbeiten, um damit eine Lösung in Absprache mit der Regierung von Oberbayern zu finden – der Stelle, aus der zur Gesamtmaßnahme entsprechende Fördermittel flossen. Geißlinger: „Abstimmung mit der Förderstelle ja, aber der Klimawandel hält sich nicht an historische Faktizitäten.“ Man müsse Antworten auf das Heute finden, nicht auf das Gestern, sprich: ein Treffen im Januar mit den entsprechenden Leuten, dann entscheiden – und im März pflanzen.

25 Jahre Bindungsfrist zum Erhalt dessen, was hier umgesetzt wurde, ansonsten drohe die Rückzahlung von Fördermitteln – diese Auskunft habe er von der Regierung von Oberbayern im Videogespräch erhalten, das er zur Sicherheit mit Zeugen geführt hatte, hielt dem Bürgermeister Jens Machold (CSU) entgegen. Im Falle einer Rückzahlung der Fördergelder sehe er rechtsaufsichtliche Schritte auf sich zukommen, die er dann nicht verantworten wolle. Der Rathausplatz sei ausdrücklich als Multifunktionsplatz angelegt und auch deshalb gefördert worden, die Maßnahme sei vom Gemeinderat be- und in der Umsetzung längst abgeschlossen, damit laufe die Bindungsfrist.

Ob sich der Klimawandel am Rathausplatz festmacht? Ob die Mehrheit der Bevölkerung den Rathausplatz wirklich als traurig und hässlich empfindet? Dazu haben die Gemeinderäte unterschiedliche Einschätzungen, der Wortmeldungen gab es deshalb viele. Die Fronten waren klar, der Verlauf der Endabstimmung mit den Gegenstimmen der CSU-Fraktion deshalb nicht überraschend. Ergebnis: Die Verwaltung muss nun versuchen, eine Gesprächsrunde mit Vertretern der Regierung von Oberbayern, Facharchitekten und Gemeinderäten zu arrangieren. Kernfrage dabei wird sein, ob es wirklich möglich ist, Bäume am Rathausplatz zu pflanzen – ohne Fördergelder zurückzahlen zu müssen.

WZ