Zündschnur wird kürzer
Landratsamt Pfaffenhofen wehrt sich gegen gewaltsame Angriffe auf Verwaltungspersonal

05.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:08 Uhr

Bei der Geiselnahme im November 2017 erlebte das Pfaffenhofener Landratsamt den bislang schwersten Fall von Gewalt gegen Mitarbeiter. Neben tätlichen Angriffen nehmen aber auch die Beleidigungen immer mehr zu – und dagegen verwehrt sich die oberste Kreisbehörde mit Vehemenz. Foto: PK-Archiv

Die Aggression gegen Beschäftigte in den Verwaltungen des Landkreises Pfaffenhofen nimmt weiter zu. Neben Beleidigungen ist es auch zu deutlich drastischeren Vorfällen gekommen.



„Dabei reden wir nicht immer gleich von einer gewaltsamen Geiselnahme, wie wir sie am Jugendamt erleben mussten“, erinnert Landratsamtssprecherin Regina Mayer an jenen dunklen Tag im November 2017. Meistens gehe es um verbale Entgleisungen oder um Beleidigungen, ergänzt Mayer. „Gelegentlich aber auch um körperliche Angriffe.“

Bayerische Kampagne gegen Gewalt



Angesichts einer Kampagne des Bayerischen Innenministeriums meldet sich die oberste Kreisbehörde zu Wort – mit einem „Nein zu Gewalt gegen Beschäftigte des Landratsamts“. Das Miteinander habe sich in Teilen der Gesellschaft in den vergangenen Jahren negativ verändert, heißt es in der Mitteilung. Zunehmend seien Vorfälle zu beobachten, die von Gewaltbereitschaft zeugen, die sich immer leichter Bahn breche und in ihrer Intensität steige. „Die Hemmschwelle sinkt“, teilt Landrat Albert Gürtner (FW) mit. Physische wie psychische Gewalt würden immer häufiger Bestandteil des Alltags. „Der Trend zu mehr Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes ist leider auch am Landratsamt ersichtlich“, bedauert Gürtner.

Es sei in jüngster Zeit nicht zu „dem einen krassen Fall gekommen, der jetzt als Anlass dienen müsste“, sagt Mayer. Es seien vielmehr die kleinen Vorfälle, die ständigen Beleidigungen und der rüde Umgangston, die zu diesem Vorstoß geführt hätten. „Das zieht sich durch alle Sachbereiche mit Publikumsverkehr“, ergänzt sie. Allen voran das Jugendamt und alle sozialen Bereiche, die Zulassungsstelle, aber auch der Naturschutz und – immer häufiger – auch das Bauamt seien betroffen. „Die Zündschnur der Menschen wird immer kürzer“, sagt Mayer. Die Leute seien viel aggressiver als früher. Das könne mit den ständigen Krisen seit 2015 – Flüchtlingswelle, Corona, Ukrainekrieg, Inflation und Energiekrise – zusammenhängen. „Auch die steigenden Baupreise und Zinsen leisten ihren Anteil. Die Antragsteller kommen mit wahnsinnig viel Frust ins Bauamt“, nennt sie ein Beispiel. Und diese laden sie dann bei den Mitarbeitern ab.

Mitarbeiter für die Allgemeinheit



Dabei würden sich die tagtäglich für die Allgemeinheit einsetzen und wesentlich zum Funktionieren des Gemeinwesens beitragen, findet Gürtner. „Sie verdienen Respekt und Wertschätzung – und nicht verbale oder sogar tätliche Angriffe.“ Es sei zwar legitim, alle Rechtsmöglichkeiten auszuschöpfen. „Die Grenze ist aber überschritten, sobald nicht die Verwaltungsentscheidung angegriffen wird, sondern der Mensch dahinter.“ Gewalt sei in keiner Form hinnehmbar und werde daher mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln konsequent geahndet.