Die Beamer bleiben vorerst aus

Fußballclubs haben keine Pläne für gemeinsame WM-Events in Vereinsheimen – Das Paparazzi zeigt alles

22.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:54 Uhr

Das waren noch Zeiten: Zum EM-Spiel Deutschland-Türkei strömten im Sommer 2008 viele hundert Fans beider Lager zum Public Viewing auf den Stadtplatz. Über ein solches will man bei der Stadt Geisenfeld zumindest „nachdenken“ – freilich erst zur Fußball-Heim-EM 2024. Foto: Archiv GZ

Von Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld – 2:1 gegen Spanien! Soeben hat Musiala sein zweites Tor geschossen – und man sitzt alleine zu Hause im Wohnzimmer. Für manchen eher fad, macht doch der Torjubel vielen Fußballfans gemeinsam mehr Spaß. Gelegenheit dazu wird es bei der jetzt angelaufenen Fußball-WM freilich kaum geben. Ausnahme: die Bar Paparazzi. Dort zeigt man alle Spiele der deutschen Elf per Beamer auf Leinwand.

Ein Public Viewing wie bei der EM 2008 auf dem Geisenfelder Stadtplatz? Allein schon die Jahreszeit erstickt den Gedanken daran bei dieser WM im Keim. „Vielleicht lassen wir uns dazu 2024 was einfallen, wenn ja die EM in unserem eigenen Land stattfindet“, sagt Bürgermeister Paul Weber (USB). Wohl wissend, dass selbst 2008, als der Platz bei allen Spielen mit deutscher Beteiligung rappelvoll war, der Stadt ein hohes Defizit entstand. Seitdem hat es deshalb in Geisenfeld auch nie mehr solch ein Public Viewing geben, mit einer kleinen Ausnahme: Zum Endspiel der WM 2018 organisierte die evangelische Jugend im Dekanat Ingolstadt so einen Freiluft-Event in bescheidenerem Rahmen.

Und bei dieser WM, bei der nur „indoor“ überhaupt infrage kommt? Gibt es da zumindest in den Vereinsheimen der örtlichen Fußballclubs Gelegenheit zum gemeinsamen Mitfiebern? Zunächst einmal Fehlanzeige, wie Nachfragen bei den Verantwortlichen der Vereine ergaben. Komplett abgewunken haben Gunter Schmid für den HSV Rottenegg, Werner Thorwarth für den FC Geisenfeld sowie Fabian Breu für den SV Ernsgaden. Von Vereinsseite werde man hier trotz des Vorhandenseins eines Beamers im FC-Heim „nichts forcieren oder bewerben“, sagt dazu der FCG-Vorsitzende. Wenn die Aktiven Interesse hätten, ein attraktives Spiel gemeinsam zu verfolgen, könnten sie sich ja „privat zusammenschließen“. Fabian Breu sieht für das Vereinsheim des SV Ernsgaden gar keine Möglichkeiten. „Das ist in dieser Jahreszeit ziemlich belegt mit Weihnachtsfeiern“, sagt er, was die Vereinsheim-Wirtin auf Nachfrage bestätigt.

Zumindest noch nichts geplant hat man beim FC Unterpindhart und auch bei der SpVgg Engelbrechtsmünster. „Die Vorrunde ist ja ohnehin eher uninteressant“, sagt deren Chef Hans-Jürgen Niedermeier. Sollte die deutsche Elf weiterkommen, sei es aber „vorstellbar, dass wir da kurzfristig was auf die Beine stellen“ – und zwar in Eigenregie, denn einen Vereinsheimwirt habe man ja nicht. Fast wortgleich hat sich zu diesem Thema Thomas Gröber als Vorsitzender des FC Unterpindhart geäußert. Auch dort will man „nach der Vorrunde kurzfristig und punktuell entscheiden“.

Bleiben als mögliche Option noch die örtlichen Gastronomen, und unter diesen gibt es einen besonders fußballbegeisterten, der seit 2012 bei jeder EM oder WM zumindest einen Fernseher laufen hat und der bei den attraktiveren Spielen auch immer wieder einen Beamer einsetzt: Giovanni Montanaro von der Bar Paparazzi. Und dieser lässt die Fans auch dieses Mal nicht im Stich. „Wir übertragen jedes Abendspiel“, verspricht er – und bittet für die für die per Beamer gezeigten Begegnungen der deutschen Elf um eine Voranmeldung.

Wie weit kommt die deutsche Elf?

Wie weit wird es die deutsche Elf bei der WM in Katar bringen? Wir haben die Verantwortlichen der hiesigen Fußballclubs nach ihrer Einschätzung gefragt, und diese sind sich einig: Bis ins Finale, so glauben sie, werden es Manuel Neuer & Co nicht schaffen.

Werner Thorwarth, der Vorsitzende des FC Geisenfeld, traut dem deutschen Team, das Halbfinale zu. Als stärker schätzt er Brasilien, Argentinien und England ein. Ähnlich sieht es Fabian Breu, Fußball-Abteilungsleiter beim SV Ernsgaden. Auch er tippt für Deutschland aufs Halbfinale, Titelfavoriten sind für ihn Frankreich und Argentinien.

Diese beiden Teams kann sich auch Gunter Schmid, Vorsitzender des HSV Rottenegg, gut im Finale vorstellen. Für Deutschland sieht er reelle Chancen aufs Viertelfinale. Dass hier für das deutsche Team Schluss sein wird, glauben auch Thomas Gröber und Hans-Jürgen Niedermeier, die Vorsitzenden des FC Unterpindhart beziehungsweise der SpVgg Engelbrechtsmünster. Und auch sie sehen die beiden südamerikanischen Teams sowie Frankreich in der Favoritenrolle.

kog