Pfaffenhofen
Der Scheyrer Abt Markus Eller und andere Landkreisbürger erinnern sich an Begegnungen mit Papst Benedikt XVI.

„Er war ein einfacher, bescheidener Mann“

01.01.2022 | Stand 17.09.2023, 6:24 Uhr

Im Scheyrer Kloster war der Benedikt XVI. in seiner Zeit als Kardinal öfter zu Gast. Fotos: Pater Andreas, Sebastian Christ, PK-Archiv

Pfaffenhofen – Benedikt XVI. war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Aufgrund seiner Herkunft hatte der am Samstag in Rom gestorbene emeritierte Papst auch Verbindungen in den Landkreis Pfaffenhofen. In seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising war der damalige Kardinal Joseph Ratzinger öfter im Kloster Scheyern zu Gast, der Pfaffenhofener Pilot Martin Ott flog Benedikt zweimal von Deutschland nach Rom, Thomas Stockmaier und Agnes Höchtl trafen den Papst in Rom persönlich.

In der Scheyrer Benediktinerabtei suchte Joseph Ratzinger vor seiner Zeit als Papst oft Abgeschiedenheit und Stille. Als Erzbischof von München und Freising war er das erste Mal in die Abtei gekommen, 1977 zum Kreuzfest. Es muss ihm wohl gefallen haben, denn er kehrte immer wieder hier her zurück. 23 Besuche sind bekannt, zuletzt im Mai 2003. Eigentlich, so berichtet Abt Markus Eller, wollte Ratzinger 2005 wieder kommen. Doch dann wählten ihn die Kardinäle am 19. April zum Papst. „Jetzt wird es wohl nichts mehr werden“, habe Benedikt Ellers Vorgänger Engelbert Baumeister im Rahmen der Amtseinführung gesagt.

Eller erinnert sich noch gut an die Besuche des Kardinals. „Im persönlichen Kontakt war er ein einfacher und bescheidener Mann“, sagt Eller. „Er wollte einfach seine Ruhe haben.“ Der Kontakt nach Scheyern riss auch nach der Papstwahl nicht ab. Vor acht Jahren besuchte Eller Benedikt in Rom. „Er hat viel von Scheyern gewusst“, berichtet der Abt – vermutlich aus der Münchner Kirchenzeitung, mit der sich das ehemalige Oberhaupt der katholischen Kirche offenbar immer noch über die Geschehnisse in der Heimat informierte. Nach wie vor gibt es in Scheyern den Benediktusweg, vorbei an den Weihern und am Prielhof. Hier kann jeder auf den Spuren des Papstes wandeln, die Markierung ist in Weiß und Gelb, den Farben des Vatikan, gehalten.

Auch Pater Benedikt Friedrich, der Prior des Klosters, erinnert sich an eine Begegnung mit Kardinal Ratzinger. Nach seinen Besuchen übernahm immer einer der Mönche den Fahrdienst zu seinem Haus nach Pentling. „Da war ich auch einmal dran. Eine knappe Stunde im Auto zusammen, ohne Radio, sondern Gespräch“, erzählt Friedrich.

Martin Ott kannte Joseph Ratzinger bereits seit der Zeit, als er in Regensburg Theologie studierte, bevor er die Pilotenlaufbahn einschlug. Er wusste bereits zur Zeit seines Rücktritts von gesundheitlichen Problemen des Papstes. „Mich wundert es, dass er überhaupt so lange durchgehalten hat“, sagte er 2013 unserer Zeitung. An Neujahr war Ott nicht zu erreichen.

Als er vom Tod Benedikts erfuhr, waren beim Wolnzacher Kommunalpolitiker Thomas Stockmaier die Bilder aus dem Jahr 2016 sofort wieder präsent, erzählt er. Er war damals Teil einer 28-köpfigen Delegation aus Wolnzach, die unter der Regie der Floristin Gudi Schechinger einen Blumenteppich für die Fronleichnamsprozession in den vatikanischen Gärten legte. Stockmaier hatte das ganze Unterfangen als Versicherer im Raum der Kirchen eingefädelt. „Er war damals schon sehr gebrechlich, aber er war einfach eine Persönlichkeit“, sagt Stockmaier. Wie war die Begegnung mit dem emeritierten Papst, war einen besondere Aura zu spüren? „Ja, gscheit“, antwortet Stockmaier. „Und ich habe Respekt, dass er das mit dem Rücktritt gemacht hat.“ Als zweiter Papst der Geschichte legte Benedikt XVI. sein Pontifikat 2013 nieder.

Dass Agnes Höchtl den Papst aus allernächster Nähe erleben und ihm sogar die Hand schütteln durfte, verdankt sie dem früheren Pfaffenhofener Stadtpfarrer Frank Faulhaber. 2007 waren Vertreter der Pfarrei Sankt Johannes Baptist mit 111 Ministranten zu Besuch in Rom. Drei spezielle Plätze für die Delegation waren reserviert – und Faulhaber entschied sich, die beiden Geburtstagskinder Agnes Höchtl (damals Ponschab) und Markus Bachthaler mitzunehmen. „Pfaffenhofen kenne ich gut, da bin ich oft gewesen“, sagte Benedikt zu den Ministranten.

Die Begegnung mit dem Pontifex bezeichnet Höchtl noch heute als besonderes Erlebnis. „Normalerweise kommt man einem Papst ja nicht so nah“, sagt sie. Bei ihrer Rückkehr hätten sie viele Leute gefragt, ob sie sich denn nach dem Handschlag überhaupt wieder die Hände waschen würde, erzählt sie. „Das war irgendwie nett.“

PK