Diebstahl von Manching
Bayerns Museen nach Gold-Coup alarmiert - Polizei wartet auf Tipps von Zeugen

24.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:38 Uhr

Ein Absperrband der Polizei hängt im Ausstellungsraum des Kelten-Römer-Museums in Manching. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Nach dem spektakulären Gold-Diebstahl aus dem Kelten-Römer-Museum in Manching (Landkreis Pfaffenhofen) sind Bayerns Museen in Alarmstimmung. Unterdessen haben die Ermittler noch keine konkreten Zeugenhinweise zu möglichen Tätern erhalten.



Es gebe auch darüber hinaus keine neuen Ermittlungsansätze. Das sagte ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes am Donnerstagvormittag. Nach den bisherigen Erkenntnissen brauchten die unbekannten Täter nur neun Minuten, um in der Nacht zum Dienstag in das Museum einzubrechen und dort wertvolle Goldmünzen zu stehlen. Zu dieser Zeit kam es auch zu einer Sabotage des Telefonnetzes in dem Ingolstädter Vorort. In der Folge war Telefon, Internet und auch die Alarmanlage des Manchinger Museums lahmgelegt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Einbrecher die Telekom-Leitungen zerstört haben.

Bei dem Einbruch wurden 483 Münzen und ein Gold-Gusskuchen gestohlen. Die mehr als zwei Jahrtausende alten keltischen Goldmünzen wurden 1999 in Manching entdeckt. Der reine Materialwert des 3,7 Kilo schweren Schatzes wird auf rund eine Viertelmillion Euro geschätzt, der Handelswert für die historischen Münzen geht allerdings in die Millionen.

Es gibt derzeit wohl keinen Museumsverantwortlichen, der nicht über Schwachstellen in seinen Sicherheitssystemen nachdenkt. „Unsere Museen verfügen über sehr gute Sicherheitskonzepte, die mit den Sicherheitsbehörden erstellt und immer wieder überprüft und angepasst werden“, betonte eine Sprecherin des Kunstministeriums. Doch sicherlich werde der Gold-Diebstahl von Manching Anlass sein, das jeweilige Sicherheitskonzept nochmal zu hinterfragen. Auch die Bayerische Schlösserverwaltung will die Sicherheitsvorkehrungen nun überprüfen.

Die staatlichen Museen sichern ihre Exponate ebenso wie die meisten anderen Häuser im Freistaat durch ein Zusammenspiel aus baulichen, technischen, personellen und organisatorischen Maßnahmen. Und dennoch wird nun überall nochmal nachgedacht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Der Schock sitzt tief.

„Wähnten uns immer gut gesichert“

„Wir wähnten uns immer gut gesichert“, schildert etwa Martin Hirsch, kommissarischer Leiter der Staatlichen Münzsammlung in München. „Wir haben eine moderne Alarmanlage mit mehreren Sicherheitsstufen, so dass es nicht reicht, wenn Sie ein, zwei Kabel erwischen. Deswegen herrscht jetzt kein Alarmzustand bei uns, und trotzdem...“

Hirsch dürfte dieses mulmige Gefühl mit vielen Museumsverantwortlichen teilen. Schließlich gab es solche spektakulären Diebstähle wie im Berliner Bode-Museum oder im Dresdner Grünen Gewölbe in Bayern bislang nicht. Noch dazu war Manching bis dato eher nur einem kleineren Kreis als Museums-Kleinod bekannt.

Nach Klebeattentaten doppelt alarmiert

Besorgt klingt deshalb der Direktor der Museen der Stadt Nürnberg, Thomas Eser. „Wir sind jetzt natürlich im doppelten Alarmmodus, nachdem wir in den letzten Wochen schon mit den Klebeattentaten zu tun hatten.“ Die Tat in Manching werde Folgen haben. „Bei dieser besonders barbarischen Art des Kunstraubs - das ist ja kein Gentlemen-Kunstdiebstahl, wie wir es aus Hollywood kennen - geht es nur um den Materialwert. Das wird dazu führen, dass wir über die Materialität in Zukunft zurückhaltender Auskunft geben.“ Sprich: Auf den Schildern wird oft nicht mehr draufstehen, dass etwas aus Gold oder Silber ist.

Beim ebenfalls in Nürnberg beheimateten Germanischen Nationalmuseum wurden die ersten Informationen zum Vorgehen in Manching genau analysiert. „Wir überlegen dann, hätte das auch bei uns passieren können, und bessern gegebenenfalls bei uns nach“, schildert Sprecherin Sonja Mißfeldt das grundsätzliche Vorgehen. Gekappte Telefonleitungen wären aber kein größeres Problem: „Wir haben rund um die Uhr Wachleute bei uns im Haus“ - und die könnten rasch Verstärkung rufen.

Kommt der Würzburger Domschatz in den Tresor?

Beim Würzburger Domschatz, der derzeit nicht zugänglich ist und ab Anfang 2023 wieder öffentlich präsentiert werden soll, führt Manching zu einem Umdenken - mit noch offenem Ausgang. „Der Domschatz ist natürlich gesichert mit einer modernen Anlage“, sagte Wolfgang Schneider vom Museum am Dom. „Aber man muss tatsächlich in sich gehen und fragen, ob man alle Stücke wirklich präsentieren kann oder ob man die Sicherheit eines Tresors sucht.“ Schließlich hätten die Diebe gezeigt, was man mit Hammer und viel Gewalt anrichten könne.

− dpa