Geisenfeld
Baulandpreise: Enorme Spanne im Gemeindegebiet

Neue Bodenrichtwertliste im Landkreis: Was sie für Geisenfeld aussagt – und was nicht

21.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:02 Uhr

Glücklich kann sich schätzen, wer sich das Bauen leisten kann. In den Geisenfelder Siedlungsgebieten haben sich die Baulandpreise seit 2005 in etwa verdreifacht. Foto: Archiv GT

Von Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld – Wie aus der Bodenrichtwertliste für den Landkreis Pfaffenhofen hervorgeht, kostet in Geisenfeld ein Quadratmeter erschlossenes Bauland in Bestlage um die 200 Euro. – Leider war dies der Preis, wie er in der Richtwertliste des Jahres 2005 genannt wurde. Jetzt, in der aktuellen Fassung 17 Jahre später, liegt man hier beim fast Dreifachen. Doch selbst die nun genannten 570 Euro, so weiß man in der Branche, entsprechen noch bei Weitem nicht den Preisen, wie sie im freien Verkauf erzielt werden.

Erstellt wird die Bodenrichtwertliste von einem Gutachterausschuss beim Landratsamt. Grundlage für die Festsetzung der Richtwerte sind die Kaufverträge für die Grundstücke, wie sie notariell beurkundet wurden. Aus den beurkundeten Preisen – ob es nun viele oder wenige sind – wird ein Mittelwert bestimmt. Die Bodenrichtwertliste wird alle zwei Jahre fortgeschrieben, und vor kurzem nun ist sie in ihrer aktuellen Fassung, zum Stand vom 1. Januar 2022, erschienen. In gedruckter und gebundener Form kann sie für 150 Euro erworben werden, einen Blick rein werfen kann man im Geisenfelder Rathaus aber noch bis Mitte Juli kostenlos. Was unsere Zeitung am Dienstagvormittag getan hat.

Unverändert zu den älteren Fassungen der Liste ist die enorme Spanne innerhalb der Großgemeinde. Sie reicht von 130 Euro in Schillwitzried, Holzleiten, Eichelberg und Parleiten bis zu den genannten 570 Euro in den städtischen Wohnbaugebieten. Dazwischen firmieren Obermettenbach (180), Nötting (215), Engelbrechtsmünster, Gaden und Ilmendorf (je 285), Rottenegg (295), Unterpindhart (320), Zell/Ainau (435) und Geisenfeldwinden (530 Euro). Für die beiden letztgenannten Bereiche, Stadtgebiet und Geisenfeldwinden, entsprechen die Zahlen dabei einer Zunahme im Vergleich zur Fassung vom 31. Dezember 2020 um jeweils 50 Euro.

Was die kleineren, stadtfernen Ortsteile angeht, so gilt es freilich zu berücksichtigen, dass hier – mangels Neuausweisungen – oft seit Jahren kein Verkauf mehr protokolliert wurde und so die in der Liste genannten Werte von Periode zu Periode fortgeschrieben werden.

Und wie liegt Geisenfeld mit seinem Höchstwert von 570 Euro in Siedlungsgebieten im Vergleich zu anderen Landkreisgemeinden? Kaum zu glauben, aber eher in der unteren Hälfte. So rangiert man beim jeweils angegebenen Höchstwert nicht nur deutlich hinter Pfaffenhofen (1070 Euro) und Wolnzach (770), sondern auch immer noch spürbar hinter Scheyern/Mitterscheyern (690) und Reichertshausen (710). Selbst im dortigen Ortsteil Steinkirchen liegt der Mittelwert der beurkundeten Preise um über hundert Euro über dem Geisenfelder bei 680 Euro. Doch wie kommt‘s? Grund ist eben, dass jeweils ein Mittelwert errechnet wird. „Das heißt, dass in die Berechnung für Geisenfeld auch Grundstücke herangezogen werden, die von der Stadt im Rahmen des Einheimischenmodells – und somit deutlich unter dem üblichen Marktpreis – verkauft wurden“ – so die Erläuterung von Franz Strobl, Teilhaber bei von Behm Immobilien in Geisenfeld. Im freien Verkauf liege der Preis, wie er in Geisenfelder Siedlungsgebieten erzielt wird, „derzeit bei 700 bis 730 Euro erschlossen“, so Strobl. Die Richtwertliste werde von ihm dann herangezogen, wenn für ein Gutachten ein anerkannter Grundstückspreis benötigt wird – etwa, wenn bei einem Erbfall der Wert einer Immobilie kalkuliert werden soll.

Allerdings rechnet der Geisenfelder Immobilienfachmann auch beim freien Verkauf für die nächste Zeit mit „etwas moderateren Preisen“. Als Grund nennt er „die massiv angezogenen Baukreditzinsen“, infolge derer die Nachfrage schon jetzt „spürbar nachgelassen“ habe.

GZ