Ein Pörnbacher nahe der Front
Aus einer Übung in Rumänien wird für Hauptmann Florian Herrmann plötzlich Ernst

16.03.2022 | Stand 23.09.2023, 2:21 Uhr

Die Aufgabe eines Presseoffiziers: Hauptmann Florian Herrmann (links) bereitet seine Kollegen auf Interviews vor, wie hier Hauptfeldwebel Sebastian P. Foto: Schmitt, Taktisches Luftwaffengeschwader 74

Ursprünglich war das alles eigentlich ganz anders vorgesehen: Auf dem rumänischen Flugplatz Mihail Kogălniceanu nahe des Schwarzen Meeres war eine Übung mit der italienischen Luftwaffe geplant. An dem gemeinsam eingesetzten Waffensystem, dem Eurofighter, sollte eine mögliche internationale Zusammenarbeit überprüft werden.

Dann aber kam alles anders, der russische Angriff auf die Ukraine veränderte alles. Durch die plötzlich veränderte politische Lage und die Weisung der Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wurden binnen nur ganz weniger Stunden unmittelbar nach Kriegsbeginn drei weitere Eurofighter aus Neuburg nach Rumänien verlegt. Das bedeutete für das deutsche Kontingent viele zusätzliche Wartungs- und Instandsetzungsstunden. Denn das technische Personal konnte erst zu einem späteren Zeitpunkt anreisen. Auch für Florian Herrmann verschoben sich die Prioritäten, denn das mediale Interesse nahm damit deutlich zu: Neben rumänischen Radio- und Fernsehsendern kamen vermehrt Anfragen nationaler und internationaler Nachrichtenagenturen. Das internationale Interesse an der Mission wuchs – und der Presseoffizier aus Pörnbach war mittendrin. An geregelte Arbeitszeiten ist für Hauptmann Herrmann seither nicht mehr zu denken. Stattdessen stehen Dreharbeiten mit verschiedenen Fernsehsendern von früh bis spät, sieben Tage die Woche, auf dem Programm. Auch Besuche der Verteidigungsministerin, des deutschen Botschafters, des rumänischen Präsidenten sowie der Inspekteure beider Luftwaffen gab es bereits – das alles wurde von Herrmann medial begleitet.

Da bleibt kaum Zeit zum Ausruhen für den gebürtigen Franken: „In fünf Wochen hatte ich einen freien Tag“, erklärt der Luftwaffenoffizier, der durch seine Funktion Teil wichtiger Begegnungen ist. Das wolle er nicht missen, sagt er. Ende März geht es für den größten Teil des deutschen Kontingents zurück in die Heimat. Für Herrmann wird damit der „arbeitsreichste, aber auch interessanteste“ Einsatz in seiner Zeit als Presseoffizier enden. Zum 1. April dieses Jahres wird Herrmann die Zivile Aus- und Weiterbildung (ZAW) in Neuburg übernehmen. Hier werden Soldaten in zivilen Berufen ausgebildet, die sie in ihren militärischen Verwendungen benötigen. „Ich werde die Pressearbeit sehr vermissen, gleichzeitig freue ich mich aber auch auf meine neue Aufgabe“, so der Luftwaffenoffizier.

Da Herrmann diese Tätigkeit bereits schon einmal wahrgenommen hat, weiß er, wovon er spricht und was auf ihn zukommt. „Ich kann in meinem Lieblingsverband bleiben und muss nicht umziehen“, freut er sich. Diesen Vorteil können nur wenige Offiziere genießen: Für viele stehen immer wieder Versetzungen an andere Dienstorte im In- und Ausland an.

Gerade für Florian Herrmann, der mit seiner geselligen Art, aber auch durch politisches Engagement fest in seiner neuen Heimat Pörnbach integriert ist, wäre ein Umzug von erheblichem Nachteil gewesen. „Ich bin bei den Alten Herren im Fußballverein aktiv. Da sind schon viele Freundschaften entstanden, die durch eine Versetzung leiden würden“, sagt er – und ist erleichtert, dass es doch anders gekommen ist.

lfs