Extras wie ein Bummel über den Christkindlmarkt sind nicht drin; oft reicht es nicht für das Nötigste: Das Risiko, in Armut zu leben, ist für alleinerziehende Familien besonders hoch. Auch bei kleinen Wünschen notgedrungen Nein sagen zu müssen, das macht vielen Alleinerziehenden sehr zu schaffen, wie aus den Anfragen an den Verein „Familien in Not“ hervorgeht.
Kinder, Job und Haushalt müssen im Alleingang unter einen Hut gebracht werden, ohnehin eine enorme Herausforderung, die Mütter oder Väter in vielen Fällen an die Grenze ihrer Belastbarkeit bringt. Ganz schlimm wird es, wenn finanzielle Probleme hinzu kommen: Die Kinder sollen es nicht merken und spüren es doch Tag für Tag. Auch bei kleinen Wünschen notgedrungen Nein sagen zu müssen, das macht vielen Alleinerziehenden sehr zu schaffen, wie aus den Anfragen an den Verein „Familien in Not“ hervorgeht.
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„Ich hoffe so sehr, dass Ihr mir helfen könnt“, schrieb eine Mutter von drei Kindern dem Verein, „Sven, Annika und Björn haben wieder so einen Sprung gemacht; nichts passt mehr.“ Die 34-jährige Bäckereiverkäuferin aus dem südlichen Landkreis muss jeden Cent dreimal umdrehen; wenn größere Ausgaben anstehen, liegen bei Tanja K. die Nerven blank (alle Namen von der Redaktion geändert). Die Kinder im Alter von neun, zehn und zwölf Jahren haben akzeptiert, dass für Kleinigkeiten außer der Reihe kein Spielraum ist: An jeder Ecke ist Sparen angesagt. Groß war die Freude, als ein Verwandter vor zwei Jahren zu Weihnachten einen Urlaubsgutschein spendierte.
Das ganze Geld weg bei Besuch im Freizeitpark
Nach der Corona-Pause durfte es dann heuer endlich losgehen; Sven, Annika und Björn hatten sich beim Vier-Tage-Trip vor allem den Besuch eines Freizeitparks gewünscht. Begleitet wurden Mutter und Kinder von einem Freund der Familie. Das ganze Urlaubsgeld in bar mitzunehmen – und auch im Vergnügungspark dabei zu haben – erwies sich als verhängnisvoller Fehler: Tanja K. wurde der Geldbeutel aus dem Rucksack gestohlen und sie konnte das Hotel nicht bezahlen. Der Freund sprang ein und beglich die Rechnung: „Natürlich möchte er das Geld wieder zurück und ich zahle es nun in Raten.“ Der Urlaub sei ihnen wohl nicht vergönnt gewesen, meint Tanja K., die sich zu Beginn des neuen Schuljahres mit weiteren finanziellen Problemen konfrontiert sah: „Schulbedarf, dringend notwendige Kleidung für meine Drei, dazu die regulären Ausgaben für Miete, Strom und Lebensmittel – es ist eine Katastrophe.“ Schnell und unbürokratisch sorgte der Verein Familien in Not dafür, dass die Kinder neu eingekleidet werden konnten.
Auch Cornelia F. ist eisernes Sparen gewohnt: Mit ihren Kindern Adrian (15) und Alexia (12) kommt die 50-Jährige aus dem nördlichen Landkreis finanziell gerade so eben über die Runden. Als sie noch als Schreinerin arbeitete, lief alles besser, aber aus gesundheitlichen Gründen ist sie seit einiger Zeit erwerbsunfähig. Die Geschwister sind „vernünftig“, sie wissen, wie eng begrenzt die Haushaltskasse ist.
Bewusster Verzicht auf modische Klamotten
Wünsche behalten sie für sich. Modische Klamotten, mal ein cooles T-Shirt zwischendurch – das muss nicht sein, es geht auch so. Adrian ist eher selbstbewusst, seine Schwester dagegen sehr schüchtern. Dass sie sich selbst mit einem Brief an den Verein „Familien in Not“ wandte, zeigt deutlich, wie sehr ein großes Problem sie beschäftigte. Eine Zahnspange sollte sie bekommen, eigentlich eine ganz normale Sache für einen angehenden Teenager. In ihrem Fall hatte der Kieferorthopäde aber eine Außenspange (Headgear) vorgeschlagen; für Alexia eine schreckliche Vorstellung. Mit den Klassenkameradinnen in der neuen Schule kann sie modisch nicht mithalten und dann noch ein auffälliger Drahtbogen im Gesicht: „Ich habe Angst, dass sie sich über mich lustig machen, und dann traue ich mich nicht mehr raus.“ Das Mädchen bat die Mutter um einen zweiten Besuch beim Kieferorthopäden: Gibt es denn keine andere Lösung? Das schon – und in Alexias Fall sogar schneller, effektiver und bequemer – aber die Zusatzkosten hätte Cornelia F. nicht aufbringen können. Die übernahm der Verein „Familien in Not“, und mittlerweile trägt das Mädchen seine neue „normale“ Spange: „Ich freue mich so, gerade Zähne zu bekommen!“
PK
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