Bis 2011 verwendete die Feuerwehr am Manchinger Flugplatz Löschschaum mit der „Ewigkeits-Chemikalie“ PFAS. Dadurch gelangte der potenziell krebserregende Stoff ins Grundwasser. Eine Abstromsicherung soll nun jedes Jahr fünf bis acht Kilo Schadstoffe aus dem Wasser entfernen. Es ist die erste Anlage, die die Bundeswehr betreibt.
Die Abstromsicherung am Flugplatz Manching ist am Dienstag in den Testbetrieb gegangen. Damit soll PFAS aus dem Grundwasser entfernt werden, das durch Löschschäume der Feuerwehr eingetragen wurde. Die sieben Brunnen auf der Nordseite des Flugplatzes reinigen im Jahr 1,26 Millionen Kubikmeter Wasser. Es werden voraussichtlich fünf bis acht Kilo Schadstoffe im Jahr entfernt. Die Anlage hat Pilotcharakter und ist nach Angaben von Matthias Busch vom Bundesamt für Infrastruktur und Infraschutz bundesweit die Erste, die die Bundeswehr betreibt.
Wie mehrfach berichtet, wurde von der Feuerwehr am Flugplatz bis 2011 PFAS-haltiger Löschschaum verwendet. Diese „Ewigkeits-Chemikalie“ kann praktisch nicht abgebaut werden und steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Ab dem Jahr darauf folgten erste Untersuchungen des Landesamtes für Umwelt sowie von 2018 bis 2021 ein Monitoring von Grund- und Oberflächenwasser, Fischen und Erntegut. Ein Resultat ist die bis 2032 geltende Allgemeinverfügung des Landratsamts Pfaffenhofen vom Mai 2018: In den Manchinger Ortsteilen Lindach und Westenhausen, wohin das belastete Grundwasser fließt, darf es nicht mehr zum Gießen verwendet werden.
Über ein Dutzend kontaminierte Flächen
Auf dem 625 Hektar großen Flugplatzareal gibt es 16 kontaminierte Flächen mit dem Schwerpunkt an der alten Feuerwache auf der Nordseite. „Es gibt keine Liegenschaft, die so intensiv untersucht worden ist“, erklärte Thomas Backes, Referatsleiter beim Bundesamt für Infrastruktur und Umweltschutz. „Am Anfang gab es noch ziemlich viele Fragezeichen“, räumte er ein.
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17 Behörden, Ämter und Gebietskörperschaften waren an den Plänen zur Sanierung beteiligt. Etliche waren am Mittwoch vor Ort, allerdings kein Vertreter des Marktes Manching. Im Juli 2020 startete ein Pilotversuch mit einer Pump& Treat-Maßnahme. Es folgten die Untersuchungen der Naturschützer und Archäologen, die mehrere Gräber fanden. 2022 ging beim Staatlichen Bauamt der Planungsauftrag zur Errichtung einer Anlage ein, die heuer erfolgte.
1,25 Millionen Kubikmeter Wasser - 5 bis 8 Kilo PFAS im Jahr
Dabei handelt es sich um eine Galerie von sieben Brunnen an der Nordseite des Flugplatzes, einer Anlage zur Reinigung sowie einer Rigole mit einer Fläche von 3000 Quadratmetern, die das gesäuberte Wasser wieder in den Boden zurückleitet. Das Grundwasser wird zweimal gefiltert, einmal mit Kies und dann mit Aktivkohle.
Wenn sich die Werte des Monitorings verschlechtern, wird die Aktivkohle ausgetauscht, der anhaftende Belag unter hohem Druck mit Dampf entfernt, konzentriert und in der Sondermüllverbrennung in Baar-Ebenhausen verbrannt.
Die Leistung der sieben Brunnen beträgt im Schnitt 40 Liter je Sekunde, was einer Gesamtmenge von 1,2 bis 1,3 Millionen Kubikmeter im Jahr entspricht. Es bleiben fünf bis acht Kilo PFAS-Konzentrat übrig, die in der GSB verbrannt werden. Das wieder eingeleitete Wasser hat in Summe weniger als 200 Nanogramm pro Liter, also weniger als 200 Milliardstel Gramm. Mit dem Verfahren wird ein weiterer Abstrom von PFAS in Richtung Nordosten verhindert. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme liegen bei 5,5 Millionen Euro, wobei hier das Monitoring für fünf Jahre mit eingerechnet ist. Die Anlage bleibt aber auch danach noch in Betrieb, und zwar so lange, bis die PFAS-Werte eine definierte Grenze unterschreiten.
Neuburg: Gutachten soll spätestens Anfang 2025 vorliegen
Ähnliche Probleme wie in Manching gibt es auch am Flugplatz in Neuburg (sowie in vielen anderen in Deutschland). Allerdings ist man dort noch lange nicht so weit. Das erforderliche Gutachten wird Ende dieses, spätestens Anfang nächsten Jahres erwartet.
Bereits früh organisierte sich Widerstand unter den Bürgern von Lindach und Westenhausen. „Nach sechs Jahren vehementen Protests und hartnäckigen Anschiebens von Sanierungsmaßnahmen wird damit unsere Hauptforderung endlich realisiert“, schreibt die Bürgerinitiative.
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Dies könne jedoch nur ein erster Schritt sein. „So liegen im Bereich des alten Feuerlöschübungsbeckens und der westlichen Südbahn zwei weitere PFAS-Hotspots, für die noch keine Lösung vorliegt. Offen ist zudem der Umgang mit den weiteren 15 Kontaminationsflächen auf dem Flugplatzgelände. Hier warten wir auf den Endbericht der Variantenuntersuchung, welcher bereits für Ende 2022 avisiert war“, kritisiert die Initiative weiter.
Bürgerinitiative fordert laufende Messungen
Wie die Initiative weiter betont, werde sie die kontinuierliche Kontrolle der Wasserwerte verfolgen. Dies gelte ebenso für Gewässer wie die Westenhauser Ach und weitere im Abstrom des Flugplatzes gelegene Weiher.
Für die Gewässer habe es in den vergangenen Jahren kein Monitoring mehr gegeben, vor dem Verzehr von Fischen werde weiter gewarnt. Deshalb sei eine Messung der Wasserwerte vor Beginn der Grundwasserreinigung sowie in regelmäßigen Abständen während der gesamten Laufzeit unverzichtbar, so die BI.
DK
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